4. Kapitel

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Jamie

Naperville Central High School.

Der Ort an dem ich nie zurück wollte. Nie. Bloß über meine Leiche. Sie können mich von mir aus hier vegraben, ist mir egal, aber als lebendiger Mensch wollte ich diese Schule nie wieder betreten.

Aber jetzt stehe ich hier und starre in die Augen des Jungen, der mir vor drei Jahren das Leben schwer gemacht hat. Derek Lahey.

Und er starrt bloß zurück.

Ich habe keinen blassen Schimmer was hier gerade passiert, aber ich merke wie mir übel wird und die Panikstarre eintritt.

Ich habe Angst mich zu bewegen, warum weiß ich nicht. Es ist so ähnlich, als würde man als kleines Kind in der Nacht in seinem Bett in dem dunklen Zimmer liegen und plötzlich komische, noch nie gehörte Geräusche bemerken, da hat man auch immer diese Angst sich zu bewegen.

Ich glaube das hier ist so ziemlich das gleiche, nur sind es keine Geräusche sondern die neugierigen durchborhrenden Blicke von Derek.

Aber es sind nur ein paar Sekunden in denen er mich mustert, dann sieht er eiskalt weg und widmet seine Aufmerksamkeit wieder den anderen zu.

Ich lockere meine Schultern, blinzle ein paar mal und kann mir eine schwaches Lächeln nicht verkneifen.

Er hat mich nicht erkannt.

Er weiß nicht wer ich bin.

Er kann sich an mich nicht erinnern, oder?

Vielleicht meint es der liebe Herr da oben endlich gut mit mir und sie lassen mich in Ruhe. Ich sehe nocheinmal zu den anderen, aber niemand scheint mich zu bemerken.

Meine Idee könnte aufgehen, wenn ich versuche ihnen so gut es geht aus den Weg zu gehen. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr ohne nocheinmal durch die Hölle zu gehen.

Trotz der Tatsache, dass die genau die fünf Leute vor mir stehen, die ich aus meinem Leben verbannen wollte, macht sich eine dezente Freude in mir breit.

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir, aber bevor ich mich umdrehen kann, ist es dunkel vor meinen Augen. Zwei Hände versperren mir die Sicht.

"Hey, du Rotschopf." ,quietscht eine Stimme neben meinem Ohr.

Ich versuche mich umzudrehen und sehe in die strahlenden Augen von Melissa, Tonys Cousine.

"Du stehst ja hier ganz alleine und verdattert da. Alles okay?" ,sprudelt es aus ihr heraus und auf ihrer Stirn bildet sich eine Falte. Sie verschränkt die Arme vor der Brust.

Zögerlich nicke ich. "Ja, es ist alles gut. Ich dachte bloß, ich hab zuhause mein Handy vergessen, aber alles gut." ,lüge ich und versuche eine lockere Körperhaltung einzunehmen um meine Lüge glaubhafter zu machen.

Als Antwort nickt sie bloß lächelnd.

Ich beobachte ihr Gesicht und plötzlich fliegt ihr Blick hinter mich. Genauergesagt auf den Absaum von Leuten dessen Lachen über den ganzen Parkplatz zu hören ist.

"Oh, ich stelle dir mal meinen Cousin und seine Freunde vor. Du musst sie kennen lernen, sie sind zwar manchmal echt verrückt, aber du kannst echt gut mit ihnen abhängen und Spaß haben, wenn du mal ihren Humor verstehst." ,lacht Malissa und hat mich schon an den Schultern gepackt und drückt mich in eine komplett falsche Richtung. Sie drückt mich genau dahin, worum ich einen großen dicken fetten Bogen machen wollte.

Bevor ich überhaupt etwas sagen kann, oder mein Körper reagieren kann, bewegen sich meine Füße über den Asphalt, angetrieben von Melissa.

Wir kommen immer Näher, aber sie haben uns noch nicht bemerkt. Ich hätte also noch Chancen mich aus ihrem Griff zu winden und schreiend davon zu laufen. Während ich meine Flucht plane, hebt Melissa einen Arm und ruft ihnen zu.

Mit einem Schlag ist auch mein letzter Funken Hoffnung geplatz und alle fünf sehen zu uns. Genauergesagt starren mich alle fünf an, als wäre ich ein Hobbit aus Herr der Ringe, der den Ring um seinen Hals trägt.

Ich veruche ihre Ausdrücke in ihren dämlichen Gesichtern lesen zu können, ob es in ihren Köpfen dämmert und sie kapieren wer vor ihnen steht.

"Hey Leute, darf ich euch unseren Neuzugang vorstellen? Das ist Jamie .... warte, wie heißt du in Nachnamen?"

Ich sehe in die Runde und alle starren zurück.

Oh Gott.

Kann ich bitte aus diesem Albtraum aufwachen und in New York in meinem Bett liegen? Ginge das, irgendwie?

Aber nach ein paar schweren Atemzügen stehe ich immer noch vor ihnen und sie sehen mich immer noch an, als würde ich ihnen den magischen Ring von Frodo zeigen.

"Carter. Jamie Carter." ,presse ich hervor und schlucke schwer. Es fühlt sich an, als hätte ich einen schweren dicken Kloß in meinem Hals.

"Sie ist gerade hier her gezogen." ,erzählt Melissa weiter.

Sie ist nett, aber trotzdem habe ich gerade dieses enorme Bedürfniss sie zu schlagen, damit sie endlich ihre große Klappe hält.

Wenn sie so weiter plappert, wissen sie es und ich kann alles vergessen, was ich mir vorgenommen habe.

Aber ich nehme endlich meinen Mut zusammen und trete einen Schritt zurück.

"Ich würde ja gerne hier beleiben und mit euch nett plaudern, aber ich muss noch einige Dinge erledigen, bevor er läutet. Als ... man sieht sich." ,stottere ich herum, während ich immer weiter zurück gehe.

Hastig drehe ich mich um und eile auf den Haupteingang der Schule zu.

Ich muss weg von ihnen, sonst werden sie mich erkennen und ich bin geliefert. Und wenn ich Pech habe, haben alle gerade kapiert, dass ihr Mobbingopfer wieder zurück ist.

Ich stoße die Türe auf, versuche in niemandne hineinzulaufen, was sich als schwierig erweist. Tränen quillen aus meinen Augen und ich senke den Kopf, damit niemand glaubt hier läuft eine total Kranke herum, die am ersten Schultag schon heult.

Ich rufe mir alle in Erinnerung zurück, und wie von selbst schlagen meine Füßen den Weg zu der erstbesten Toilette ein. Wie oft bin ich hier her geflüchtet, geflüchtet von ihren Worten und Blicken, und habe mich hier verkrochen.

Ich stütze mich am Waschebecken ab und stelle fest, dass ich alleine bin. Ich schließe meine Augen und in meinem Kopf setzt sich bloß ein Gedanke fest: ich kann das nicht, nicht nocheinmal.

Wenn sie rausfinden wer ich bin, machen sie mir die Hölle heiß und das Spiel geht von vorne los. Für sie war es ein Spiel, für mich die Hölle.

Ich meide den Blick in den Spiegel und karme in meiner Tasche herum. Meine zittrigen Hände ertasten schließlich mein Handy. Während ich schniefe, tippe ich hastig eine Nachricht an Jonny. An den einzigen Menschen der mich voll und ganz versteht. Der einzige Mensch, durch den sich seine Anwesenheit alles bessern würde und ich hier keinen Nervenzusammenbruch erleiden müsste.

"Ich wünschte, du wärst hier, dann könnte ich diese Hölle hier besser durchstehen. Du fehlst mir. Jamie."

Doch sobald ich die Nachricht weggeschickt habe, öffnte sich die Türe und ein Mädchen kommt herin. Als sie meine geschwollenen Augen bemerkt, verändert sich ihr Blickschlagartig und sie sieht mich bemitleiden an.

"Ich denke, die Frage erübrigt sich, ob alles okay ist oder?" ,sagt sie und kommt einen Schritt auf mich zu.

Ich schniefe und muss mich zusammenreißen um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Leicht nicke ich.

"Also bei mir kommen die ersten Nervenzusammenbrüche immer nach dem ersten Semester, wenn ich auf mein Zeugnis sehe." ,meint sie und zuckt mit den Schultern. Trotz den Tränen in den Augen muss ich lächeln.

Sie mustert mich. "Kann ich dir irgendwie heilfen?" ,fragt sie schließlich.

Ich nicke. "Ja. Hast du vielleicht ein Taschentuch und eine Mascara dabei?"


Ich hoffe ich hab euch den Tag versüßt und euch die Spannung genommen. Was sagt ihr zu dem neunen Kapitel? Freue mich auf eure Meinungen.

Eure SummerOF_Love

I'm back, BitchesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt