Chapitre | Frz. für Kapitel
Un | Frz. für EinsDie angenehme Spätsommerluft wehte in mein Gesicht und spielte mit meinen offenen Haaren. Ich genoss es extra bewusst, da es bald zu kalt und dunkel für morgendliche Spaziergänge im Park wird. Dies ist etwas, das ich immer tu, wenn ich an wärmeren Tagen für die Schule zu früh aufwache. Ich bin nämlich ein klassischer Frühaufsteher, sollte man wissen. Ganz zum Unverständnis meiner Familie und Freunde.
Der See zog an mir vorbei, als ich langsam den Weg in Richtung Bushaltestelle einschlug. Einige weiße Gänseblümchen schmückten das Ufer. Zwischen den Schilfblättern schwammen noch Enten. Die auffällig bunten Erpel mit den grünen Köpfen und die braun gemusterten Entendamen. Sogar ein paar Küken waren dabei, was für diese Jahreszeit eigentlich ungewöhnlich ist. Sind solche Dinge auch Folgen des Klimawandels? Hmm.
Jedenfalls kann man mich eher mit den Enten, als mit den Erpeln identifizieren. Wie sie war ich schon immer sehr unauffällig und passe mich Situationen gut an.
Auch mein Aussehen war nicht so besonders: Normalgroß, nicht zu dick, oder zu dünn, lange, fast schwarze, dicke und glatte Haare und grau-grüne Augen. Und dann der 0815 Kleidungsstil: Ein dunkelbraun-weiß gezackter, knielanger Cardigan, darunter ein weißes Shirt und eine hellbraune Jeans und meine weißen Adidas Superstar. Das einzige, das mich vielleicht etwas von anderen unterscheidet, ist mein etwas dunklerer Teint und leicht persisches Gesicht. Aber auch das sieht man eigentlich recht häufig.
Meinen Namen merkten sich die Lehrer auch irgendwie immer als Letztes, obwohl ich in den meisten Fächern recht gut mitarbeite. Nur Mathe und andere Naturwissenschaften waren da eine Ausnahme. Dort war ich nämlich schon immer die letzte Niete.
Nur Deutsch, Fremdsprachen und Gesellschaftswissenschaften kann ich gut.
Wie man sieht bin ich nur so ein Durchschnittsmensch. Mit ganz normaler Familie und Freunden.
Nichts wirklich Besonderes.
Und heute wird sicher auch nur ein durchschnittlicher Tag.In der Schule angekommen, ging es erstmal zu Chemie, meinem absoluten Hassfach. Bindungstypen waren das Thema. Alle kapierten es, versuchten mir mit meinem Schlamassel zu helfen. Es sei ja so <<einfach>>, sobald man das Grundprinzip verstanden hätte. Jedoch waren all ihre Mühen vergeblich.
Am Ende schwirrten nur wirre Begriffe wie Ionenbindung, Kationen, Elektronegativität, Oktettregel und Atomrumpf in meinem Kopf herum und verursachten mir Kopfschmerzen, als ich den Chemiesaal an der Seite von Johanna und Alicia, meinen besten Freundinnen und gleichzeitig Chemiegenies, verließ. Brrr. Sie hatten mich dazu überredet es zu wählen...
"Also sowas zum Thema 'mir auf eine Eins helfen'?! Ich verstehe nach wie vor nur Bahnhof und Kofferklau!", neckte ich die beiden, wie praktisch nach jeder Chemiestunde. Sie wissen natürlich, dass es ein totaler Fehler von mir war, Chemie zu wählen, da ich offensichtlich ein einfach hoffnungsloser Fall war. Dennoch bin ich den Beiden super dankbar, dass sie es nach schon fast zwei Monaten Schulzeit noch immer mit mir versuchen. Das wissen sie auch. "Dass du so ein Trottel bist hätten wir nicht gedacht!", ärgern sie zurück. Mit der Betonung auf "so". "Mööp.", mache ich, mit einem kindischen Schmollmund und beleidigt verschränkten Armen, die Schultern hochziehend. "Sei froh, dass das noch keine Auswirkung auf das Abitur hat.", zwinkert Alicia mir zu. Das stimmt natürlich. Wir sind ja noch in der zehnten Klasse. Erst nächstes Jahr wird es für uns ernst. Aber dann werde ich Chemie ganz sicher abgewählt haben.In der Pause quetschten wir uns zu dritt, wie so oft, auf eine Fensterbank. Meistens, bis eine von uns herunterfällt, weil die anderen beiden sie schubsen. Ja, manchmal sind wir noch wie kleine Kinder. Als hätte man einfach die Ziffer 'Eins' von unserem Alter gestrichen. Macht schon keinen Unterschied, ob wir jetzt 17, oder 7 sind, oder? Einsen haben ja kaum Bedeutung, weil sie die kleinste existierende Ziffer sind.
Ja, da sieht man, wie ich in Mathe denke. Das spiegelt sich natürlich auch in meiner Note wieder.
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Désespérées - Seyma et Katell (gxg) #Wattys2016
RomanceDésespérées | Frz. für "Verzweifelt" Et | Frz. für "und" - - KLAPPENTEXT: Ein einfacher Schüleraustausch mit Frankreich: Der Startschuss einer komplizierten, verzweifelten Liebe zwischen Seyma und einer Lehrerin, Katell. Können Religion, Gesetze und...