Brief 1

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Lieber toter Mann,

Ich schreibe seit drei Tagen an deinen Briefkasten.
Eigentlich ist es ziemlich komisch dass ich an dich schreibe, schließlich weiß ich nicht einmal wer du bist, aber es hilft wenigstens wenn du meine Briefe bekommst.
Für mich, bei dir hilft da wahrscheinlich nicht mehr viel.
Du bist ja schließlich Tod, deswegen habe ich mir ja auch deine Adresse ausgesucht, aber na ja, ist vielleicht ein bisschen langweilig für dich wenn ich die ganze Zeit das gleiche Rede.
Wobei, egal...
Fange ich doch einfach mal an, mein Tag war super.

Mimis Tag war scheiße. Der Grund war ich. Deswegen war mein Tag ja auch super.
Ich hatte ihr nicht einfach nur ein Bein gestellt, oder ihr den Stuhl weggezogen wenn sie sich setzte. Nein, ich hatte ihr größtes Geheimnis gepostet.
Dazu habe ich nicht mehr als einen kurzen Hack Angriff benötigt, als sie das sah, ist sie weinend hinter die Turnhalle geflohen.
Und weißt du was lieber toter Mann?
Ich bin ihr hinterher, ja sei doch bitte Stolz auf mich.

Was, du denkst echt ich habe sie getröstet?
Lieber, alter Mann, was denkst du denn von mir?
Ich habe sie getreten, mit Worten habe ich sie in den Boden getreten und sie ist zerbrochen, ich habe es in ihren Augen gesehen, die zerbrochenen Splitter einer Seele.
Und das nur weil ich die Fotos von ihr und ihrem Stiefbruder veröffentlicht hatte, auf denen sie sich küssten.
Aber da war der Seelenspiegel nur mit rissen überzogen, den Rest hatte die Nachricht gemacht die ich ihr von ihrem Stiefbruder überbracht hatte, natürlich hatte ich sie gefakt, sie hätte es merken müssen, ein rational denkender Mensch hätte es erkennen müssen. Ein normal denkender Mensch hätte es erkennen müssen, aber Mimi hatte nur Mode und Jungs im Kopf.
Mehr ging bei ihr nicht rein, im besten Willen nicht, sie kannte alle Preise der neuen Herbstkollektion auswendig, im Schlaf.
Aber die leichtesten Formeln blieben nicht in ihrem Kopf, also hatte sie es wahrscheinlich nicht anders verdient.

Menschen die nichts im Kopf hatten, Menschen die sich so dumm wie Stroh anstellten, Menschen die sich von ihren Gefühlen übermannen ließen, Menschen die nicht in der Lage waren schlau und rational zu denken.

Menschen so wie ich waren den anderen weitaus überlegen, Menschen wie mich bezeichneten die meisten gar nicht als Menschen, Menschen wie mich bezeichnete man gerne als Monster.
Menschen wie ich liebten es Leben zu zerstören.
Und dafür nehmen wir die verschiedensten Rollen an.

Bis demnächst, toter Mann.

Monster BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt