Kapitel 4:

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Nachdem mich Askar, Malina und ein Leibwächter der Sonnenkriegerin, der junge Mann namens Maljen, auf mein Zimmer geleitet haben, saß ich nun im Nachthemd bekleidet an einem Schreibtisch und versuchte einen Brief zu verfassen. Da ich aber bereits schon zum 5 mal angefangen hatte, ließ ich es schlussendlich einfach sein und lehnte meine Stirn auf meine verschränkten Arme. Ich war zu nichts zu gebrauchen...

Eine kalte, sanfte Hand legte sich vorsichtig auf meine Schulter und drückte diese behutsam.
Ich wusste wer es war. Es war der Dunkle, Aleksander. Nach so vielen Jahren hatte er wieder eine Verbindung zu mir hergestellt. Er befand sich nicht wirklich bei mir, es war so etwas ähnliches wie eine Vision. Er konnte mich sehen und ich ihn, aber er befand sich in Wahrheit an einem anderen Ort. Warum ausgerechnet jetzt?

"Schh, weine nicht mein Liebling", versuchte er mich sanft zu beruhigen und ich stand wieder den Tränen nahe.
"Warum bist du hier....? Warum ausgerechnet jetzt....?", begann ich langsam. Ich wollte mich zu ihm umdrehen und in sein Gesicht sehen, aber das konnte ich im Moment noch nicht.
"Ich bin immer bei dir, oder hast du aufgehört an mich zu denken und glauben?".
Er klang wieder wie früher. Sanft. Liebevoll. Voller Sehnsucht. Doch ich wusste das er schon lange nicht mehr so war.
"Ich würde niemals aufhören dich zu vergessen, Aleksander", sprach ich leise und drehte mich schließlich zu ihm um.

Da kniete er, vor mir, als wäre er wirklich hier und würde mich trösten. So wie früher. Er wirkte so echt, so menschlich. Er sah immer noch so wunderschön aus. Doch dies war nur die Einbildung meiner Gedanken.

"Ich würde dich auch nie vergessen. Deine liebevollen und zärtlichen Worte. Deine Beistände wenn ich Hilfe gebraucht habe. Ich vermisse dich, mein Kätzchen, ich brauche dich".

Die Sehnsucht in seinen Worten ließen mir schließlich die Tränen über die Wange rinnen und ich konnte nichts anderes tun, als zum Teil in seinen Wörtern zu ertrinken.

Vorsichtig strichen seine Finger über meine Wange, die sofort unter seiner Berührung zu glühen anfingen. Ich hatte ihn 6 Jahre nicht mehr wieder gesehen und ich sehnte mich danach wieder in seinen Armen zu liegen und seine Lippen auf meinen zu spüren.

Sehnsucht wallte in mir auf wie noch niemals zuvor. Ich würde ihm am liebsten um den Hals fallen, ihn an mich drücken und das alles vergessen was damals geschehen ist, aber das konnte ich nicht...und so schmiegte ich mich schweren Herzens nur an seine Hand, die an meiner Wange ruhte.

"Komm zu mir zurück", flüsterte er.
"D-du weißt, dass ich das nicht kann. Ich habe dir erklärt wieso, aber dir war es egal...".
"Nein mein Kätzchen, dass stimmte nicht. Ich will das wir gemeinsam über Rawka regieren. Nur du und ich. Wir sind die mächstigsten des gesamten Landes. Wir könnten den Ort zu etwas besserem machen".

Weitere Tränen liefen mir über das Gesicht und ich riss mich von ihm los. So oft hatte ich die Worte gehört und ich wusste was sie wirklich bedeuteten. Er will mit mir herrschen, will das ihn das gesamte Volk fürchtet und vor seinen Füßen liegt. Wir beide sind etwas ganz besonderes Kat, uns wird niemand wertschätzten, aber gemeinsam können wir das erreichen. Du und ich, wir sind etwas besonderes, hallten seine Worte in meinem Kopf wieder.

Ich stand auf, drückte mich an ihm vorbei und blieb mit dem Rücken zu ihm in der Mitte des Raumes stehen.

"Du hast damals die Schattenflur auf der Ödsee erschaffen, deine Schattenwesen die schon wahrlos Leute auf den Schiffen getötet haben die über das Wasser gefahren sind. Und wozu das alles? Das dich die Leute als etwas grauenvolles sehen und vor dir erzittern? Ich stehe dir dabei nicht bei, dass weißt du....".
Schritte ertönte hinter mir, bis er schließlich stehen blieb und seine Arme um meine Taille schlang. Liebevoll vergrub er sein Gesicht in meinem Haar und ich schloss unwillkürlich die Augen.
"Du weißt das ich das nur tue um die Welt besser zu machen. Es hält uns bestehen". Vorsichtig drehte er sich um, ohne sich von mir zu lösen und blickte mir jetzt direkt in die Augen.

"Wieso hast du niemals nach mir gesucht....? Waren die anderen Dinge so viel wichtiger als ich...das Mädchen was du heiraten wolltest?". Ich griff nach dem Ring um meinem Ringfinger und sah, dass auch er noch den Ring an seinem Finger trug. Er hatte ihn also behalten.

"Ich habe dich gesucht, monatelang, aber du warst unauffindbar. Ich habe alles getan um dich zu finden, aber schließlich begriff ich, dass du dich gar nicht finden lassen wolltest und so brach ich die Suche nach 2 Jahren ab. Und in der ganzen Zeit habe ich niemals aufgehört dich zu lieben".
"Mag sein das du mich immer noch liebst, dass tue ich auch noch, aber wenn du jemals wirklich nach mir gesucht hättest, dann hättest du mich auch gefunden....". Ich schlang die Arme um ihn, aus Verzweiflung und Trauer und er drückte mich dadurch nur noch näher an sich.
"Eines morgens hatte ich dich gefunden, aber du warst so glücklich in dem Moment mit diesem Mann, Nikolaj, dass ich dachte du brauchst mich nicht mehr....". Leichte Trauer schwang in seiner Stimme mit und es zerbrach mir das Herz aufs neue.

"Ich habe versucht mein Leben so gut es geht zu leben. Neu anzufangen. Doch ohne dich kann ich das nicht wirklich... Ja, ich habe es mit ihm versucht, doch niemand kommt an dich heran. Wir sind gute Freunde, dass ist alles, genauso wie mit Askar. Aber hast du mich denn nachts gesehen wie ich mich in den Schlaf geweint habe? Das ich tagelang nicht schlafen konnte...das mein Herz niemals geheilt werden konnte ohne dich...?", begann ich leise zu schluchzen.

"Schhhhh, mein Liebling, ganz ruhig", versuchte er mich wieder zu beruhigen, nahm mein Gesicht sanft in seine Hände und ehe ich es mir versehen konnte, lagen seine weichen Lippen schon auf meinen. Der Kuss war nicht drängend oder fordernd, sondern voller Liebe, Sehnsucht und Versprechen. Das war unser erster Kuss nach 6 Jahren und ich konnte nicht anders als zärtlich darin zu versinken und den Kuss zu erwidern.

Als er sich schließlich von mir löste, sah ich ihm in die Augen.

"Wir werden uns bald Wiedersehen, dass verspreche ich dir". Er gab mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn und löste sich davon mir.
"Ich...ich liebe dich....", brachte ich noch stockend hervor und ließ ihn im Herzen nur ungern los.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Ich weiß, meine Hübsche", erwiderte er nur noch und dann, war er wieder verschwunden.

Ich zog meine Schuhe aus, legte mich aufs Bett und vergrub meinen Kopf schluchzend in dem Kissen. Ich wünschte es würde alles so einfach gehen, einfach von neu beginnen, doch ich wusste das ich seinen Worten, egal wie liebevoll sie auch waren, nicht glauben konnte ohne sein wahres Gesicht dabei zu sehen und die Worte damit aufzuhören was er tat.

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Wortbedeutungen:

Ödsee: auch bekannt unter den Namen Schattenflur. Es handelt sich um eine Sandwüste, die in tiefster Finsternis liegt. Sie wird von unheimlichen Schattenwesen, den Volkra, bewohnt und kann nur mit Schiffen befahren werden (wie auch immer das funktionieren soll aber genaueres habe ich dazu nicht rausgefunden haha xD)

Volkra: blindes, geflügeltes, klauenbewehrtes Wesen, das Reisende in der Schattenflur heimsucht

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 14, 2017 ⏰

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