3. The Stray Sheep

9 3 1
                                    

Als ich aufgewacht war, schienen mir die ersten Sonnenstrahlen eines kühlen Wintermorgens ins Gesicht. Kühle Luft füllte meine Lungen, als ich begann mich zu strecken. Langsam aber sicher begann ich zu realisieren, was im Traum geschehen war. Paprika... sie war gefallen, vielleicht sogar gestorben. Etwas dieser Art war noch nie geschehen. Aber es war ja alles nur ein Traum, redete ich mir ein, jedoch sorgte ich mich um sie.

Mein Tagesablauf war derselbe wie immer. Aufstehen, anziehen (was aber in diesem Fall nicht nötig war, da ich mit meinen Klamotten eingeschlafen war), raus gehen, um Kaffee zu holen und den Rest des Tages in der Wohnung sitzen und die Wand anstarren, gelegentlich Nachmittags 'Traumwelten' besuchen, um die unerträglich kalten Nächte ein wenig erfreulicher zu machen. Diesen Abend jedoch beschloss ich meine alte Lieblingsbar zu besuchen. Sie hatte nicht wirklich viele Besucher, meist ältere Menschen, aber hier fühlte ich mich wohl. Diese Bar hatte mein Vater mir damals gezeigt, als er noch am Leben war. Es war der Ort, an dem er am liebsten war, an dem er sich am liebsten betrank um danach total dicht nach Hause zu stolpern und es sowieso nicht zu schaffen und schließlich in irgendeiner Gasse im Schnee einzuschlafen.

Als ich die Bar betrat, dessen Name übrigens 'The Stray Sheep' war, schoss mir sofort der Geruch von Alkohol und Zigarettenrauch in die Nase. Mit langsamen Schritten und dem Gedanken, heute etwas später nach Hause zu kehren, ging ich auf den Tresen zu um mich auf einen der alten Barhocker zu setzen, die mit rotem Leder bezogen waren. Man konnte erkennen, wie der Zahn der Zeit seine Spuren hier hinterließ. "Hey, Valentin! Mensch bist du groß geworden! Lang nicht mehr gesehen!" Die Frau, die zu mir sprach, war eine Freundin meines Vaters gewesen, und wie es scheint arbeitete sie immer noch hier. "Hey Patricia. Deine Bar wird genauso wenig besucht wie damals. Gefällt mir, es ist so ruhig. Abgesehen von der schrägen Musik, die hinten aus der Jukebox schrillt". Sie lachte und reichte mir wohlwollend ein Bier. "Dachte schon du seist im Schnee erfroren, wie... du weißt schon. Ach, hast du das mitbekommen mit dieser Frau? Wie hieß sie denn noch gleich... Irgendwas mit P". Sofort schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass es sich um Paprika handeln müsse.  Etwas zögernd sprach ich ihren Namen aus. "Genau, die war es! Sie wurde heute morgen blutend in ihrem Bett aufgefunden. Mehrere Brüche, sie wird wahrscheinlich nur ganz knapp überleben, wenn überhaupt. Niemand weiß was mit ihr passiert sein könnte.". Total benommen stellte ich die Flasche Bier, an der ich gerade kurz genippt, hatte wieder zurück auf den Tresen. "Aber naja, solange sowas nicht mit mir passiert, ist mir das relativ gleich. Ich muss jetzt aber auch wieder weiter Schätzchen, die Kunden warten." Sie zwinkerte mir noch zu, dann  bewegte sie sich elegant zwischen den Stühlen hindurch zu den schon wartenden Gästen. Meine Gedanken drehten sich nur um eins. Wird sie sterben? Ist es überhaupt die richtige Paprika? Wie ist das überhaupt möglich? Gedankenverloren bestellte ich ein Bier nach dem anderen und ich bemerkte immer deutlicher, wie sich die Gedanken um Paprika in meinen Hinterkopf verzogen. In diesem Moment gab es nur mich, mein Bier, und die Jukebox, dessen Musik auf einmal ganz annehmbar war. Es war schon spät in der Nacht, und einige Promille mehr als am Anfang, als ich total dicht auf dem Tresen einschlief und ich von Patricia in das Hinterzimmer gebracht wurde, um dort in Ruhe weiterschlafen zu können.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 01, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

TraumweltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt