22.

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Auf dem kleinen Fußmarsch zurück zu unserem Hotel, spürte ich die Nässe auf meiner Haut. Ein unwohles Gefühl kroch meinen Rücken hinauf und hinterließ nichts weiter als Verzweiflung und Angst.  Irgendwo weit hinter uns, hörte ich den ersten Blitz in die Stadt einschlagen. Ich hasste Gewitter noch viel mehr, wenn ich mich draußen aufhielt. Ich fühlte mich so schutzlos, hilflos und klein. Eigentlich stand ich dem Blitz direkt auf dem Präsentierteller, er brauchte nur in den Schirm in meiner Hand einschlagen und keine Sekunde später gäbe es gegrillte Zoey. Josh, der neben mir lief, schien das ganze rein gar nicht zu beunruhigen. Der Regen prasselte nur so über seinen schutzlosen Körper und sorgte dafür, dass seine Haare ins Gesicht vielen. Er schien verzweifelt und unsicher zu sein. Total in Gedanken verloren rempelte er so ziemlich alles an, was auf seinem Weg lag und beachtete es dabei noch nicht einmal. Eigentlich hätte ich ihn ansprechen sollen, mit ihm reden soll, aber ich wusste nicht genau was ich sagen sollte. Lag es an mir? Hatte ich gerade irgendetwas falsch gemacht. Oder hatte es sich führ ihn, nach all den Jahren in denen er versucht hatte mein Herz zu gewinnen, falsch angefühlt. Je mehr ich mir den Kopf darüber zerbrach, warum seine Laune von eine Sekunde auf die andere, in einem totalen Tiefpunkt geendet hatte, wuchs auch in mir die Verzweiflung und das Gefühl von Hunger.

"Ich werde noch schnell in den Supermarkt gehen", deutete ich auf den kleinen Laden, der direkt gegenüber von unsrer Unterkunft lag. Kaum übersehbar leuchte die orange Leuchtreklame über dem Laden '24h open'. Es war nichts besonderes, aber für den Hunger reichte dieser kleiner Laden wirklich aus. Ich besorgte mir ein bisschen Obst, ein paar Sandwiches und eine Tüte Gummibärchen. An der Kasse stellte ich fest, dass Josh nicht einmal mit bekommen hatte, dass ich ihm nicht ins Hostel gefolgt war.
"The wetter is not good", sagte der nette Verkäufer in ein paar brocken Englisch. Die Spanier im allgemeinen, schienen nicht wirklich viele Englisch Kenntnisse zu haben, aber die Verständigung reichte gerade so aus. Der Mann, der mir gerade mein Wechselgeld reichte blieb noch einige Minuten mit mir im Gespräch, jedoch hatten wir zu spanisch gewechselt, auch wenn meine spanisch Kenntnisse nicht gerade die besten waren. Er hatte mich gefragt, ob ich denn schon etwas schönes von der Stadt gesehen hatte und ich erzählte ihm, was wir mit der Klasse bis heute schon alles unternommen hatten. Ich erfuhr, dass seine Eltern aus Afrika kamen und sie vor seiner Geburt nach Europa geflohen waren. Unsere Gespräch war wirklich nicht sonderlich lang, aber dafür sehr Aufschlussreich. Es tat mir fast leid, als ich ihn wieder alleine in seinem Laden zurück lies, da offensichtlich keiner bei diesem mist Wetter, einen Supermarkt der vierundzwanzig Stunden geöffnet hatte, brauchte.

Ich sprintete über die Straße und huschte durch die halb geöffnte Tür des Hostels. Soft schlug mir der penetrante Geruch von Räucherstäbchen in die Nase, die wohl offensichtlich irgendjemandem angemacht hatte, um die Laune der Geste zu heben. Tja, bei mir half es auf jeden Fall nicht, der Geruch machte mich eher Aggressiv. Aus der gegen der hauseigenen Bar, hörte man ausgelassenes Gelächter und Gejohle. Dem Akzent nach zu Urteilen schienen es Engländer zu sein. Direkt neben mir, lag die Rezeption, doch auch die Damen am Empfang waren viel zu beschäftigt mit den Neuankömmlingen, sodass sie nicht bemerkte, wie ich mich mit meiner Tüte voller leckere Sachen an ihnen vorbei zum Aufzug schlich. Der Mann von der Security schien nicht wie üblich seinen Posten am Aufzug eingenommen zu haben, vermutlich schlich er wieder durch die Flure und klopfte an Zimmertüren, nur um zu überprüfen ob auch wirklich alles mit rechten Dingen zu ging. Oben angekommen, war ich froh dem elenden Geruch von Zitronengras und Rosenholz entkommen zu sein und erfreute mich an der grünen Farbe meines Stockwerkes. Dean hatte mir Erzählt, dass ihr Zimmer im roten Stockwerk zwei Etagen unter mir lag und er sich vorkam als wäre er jedesmal auf dem Weg in ein Bordell, wenn er zu seiner Zimmertür schreitet.

Als ich um die nächste Ecke bog, sah ich, dass Josh vor meiner Tür auf dem Boden saß und verzweifelt auf sein Handy starte.
"Josh was machst du hier? Ich dachte du bist auf dein Zimmer gegangen?" fragte ich ihn und er blickte mit einem leichten Lächeln um die Lippen zu mir auf. So gefiel er mir schon gleich viel besser, wenn ihm nicht so viele Kummerfalten im Gesicht standen.
"Oh Gott, da bist du ja! Wo warst du denn so lange? Ich hab mir schon sorgen gemacht?"
"Ich hatte dir doch gesagt, dass ich mir im Supermarkt noch etwas zu essen hole", die kleine Unterhaltung mit dem Verkäufer lies ich einfach mal außen vor.
"Tut mir Leid, dass habe ich wohl nicht mit bekommen." Dann deutete er auf meine Tür und schaute mich auffordernd an.
"Währst du so freundlich jetzt in dein Zimmer zu gehen und dir etwas trockenes an zu ziehen, damit ich mit ruhigen Gewissens in mein eigenes Zimmer gegen kann."

Bad Boys make best BabiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt