Kapitel 1

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Gebannt guckten wir alle auf den Fernseher, wo gerade Nachrichten liefen. Es geht um einen weiteren Ghulangriff im 13. Bezirk, der Täter ist noch unbekannt.

„Das ist einfach nur furchtbar", sagte Akemi neben mir und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Ja", stimmte ihr Yuki zu, ebenfalls geschockt. „Warum existieren Ghule überhaupt? Im Gegensatz zu jedem anderen Lebewesen haben sie doch überhaupt keinen Nutzen."

Da musste ich ihr durchaus Recht geben. Ghule schienen keinen Nutzen zu haben. Andererseits konnte ich mir nicht ganz vorstellen, dass eine Spezies komplett ohne Sinn existierte.

Ghule ernähren sich von Menschen. Es ist im Grunde so, wie wenn eine Katze eine Maus fängt um zu überleben. Kein schöner Gedanke und ich heiße das auch nicht gut, aber es ist die Wahrheit. Wovon jedoch immer berichtet wird klingt nicht nach Ghulen, die nur überleben wollen.

Ich kenne es kaum anders, bin quasi damit aufgewachsen, aber mir scheint, als hätte die Anzahl der Angriffe zugenommen. Vielleicht wird aber auch einfach mehr darüber berichtet. Jeder Angriff, über den berichtet wird, scheint ein reiner Gewaltakt zu sein, aus Spaß am Töten zu entstehen.

Diese Gedanken behalte ich jedoch für mich. Bestenfalls würde man mich dafür als verrückt bezeichnen, eine 14-jährige, die den Ernst der Lage nicht versteht.

„Ich traue mich kaum noch Abends alleine raus zu gehen" Yukis große Augen sind dunkel vor Sorge und Angst, als sie das sagte. „Das CCG mag ja alles geben damit wir in Sicherheit sind, aber die Angriffe scheinen nicht weniger zu werden. Wenn sie es schaffen einen von ihnen zu töten, scheint sofort ein neuer an seine Stelle zu treten", fügt sie hinzu, während wir zu dritt den Klassenraum betreten.

In der Pause ist der Angriff bereits in den Hintergrund gerückt und beim Essen sind die Gespräche deutlich entspannter.

Nach dem Unterricht verlasse ich entspannt zusammen mit Akemi und Yuki das Schulgelände, als mir auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Mann auffällt.

Im Grunde ist er nicht wirklich auffällig, er sieht ganz normal aus. Er ist mir vermutlich nur aufgefallen, dass ich an eine reine Mädchenschule gehe, weswegen man auch in unmittelbarere Umgebung der Schule überwiegend Mädchen sieht.

Trotzdem, er wirkt komisch wie er dort einfach steht, es wirkt nicht so, als würde er auf jemanden warten.

„Hey, Kiyo! Hörst du mir zu?", reißt Akemi mich aus meinen Gedanken. Etwas verwirrt gucke ich sie an.

„Ich hab dich gefragt, ob du nächste Woche auch mit zu mir kommst zum Lernen", widerholt sie dann ihre Frage.

„Oh, klar. Gerne doch", willige ich mit einem Lächeln ein.

In der Wohnung duftet es bereits nach Essen, als ich sie betrete. „Mam, ich bin zu Hause", rufe ich während ich zu meinem Zimmer gehe um dort meine Sachen abzustellen.

„Schön Süße", kommt die Antwort aus der Küche.

Nachdem ich meine Sachen abgestellt und mir die Hände gewaschen habe gehe ich in die Küche zu meiner Mutter. Auf dem Weg dorthin rennt mein jüngerer Bruder Akeno an mir vorbei.

„Kann ich dir irgendwie helfen?", frage ich meine Mutter. „Das Essen ist fast fertig, aber du könntest den Tisch decken und dann deinen Bruder holen."

Während ich das Geschirr raus hole frage ich sie, ob Dad noch zum Essen kommt.

„Er würde gerne, aber er hat auf Arbeit noch viel zu tun. Wahrscheinlich kommt er wieder sehr spät", antwortet sie.

Schweigend beginne ich den Tisch zu decken, das Radio läuft im Hintergrund. Bei dem Wort Ghul werde ich hellhörig.

„Neusten Informationen zufolge handelt es sich bei dem Täter des letzten Angriffes im 13. Bezirk um den bereits bekannten Jason. Wenn sie Hinweise zu seinem aktuellen Aufenthaltsort haben melden sie sich bitte unverzüglich beim CCG."

Jason. Ich schaudere. Der Name ist schon öfter gefallen im Zusammenhang mit grausamen Morden. Das CCG ist auf der Suche nach ihm, bis jetzt jedoch erfolglos.

Nach dem Essen stelle ich Dad noch ein paar Reste in den Kühlschrank, er wird sicherlich Hunger haben wenn er nach Hause kommt.


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