Kapitel 1

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PoV: Patrick | Paluten

*5 Jahre später*

Ich saß vor meinem Computer und wartete darauf, dass Manu auf den TS kam weil wir zusammen etwas aufnehmen wollten. Währenddessen starrte ich gedankenverloren aus dem Fenster. Der Regen prasselte laut gegen die Scheibe und alles war in düsteres Licht gehüllt. In den letzten Tagen war es wieder kälter geworden und immer öfter waren Gewitter aufgezogen. Das Wetter passte zu meiner Stimmung. Ich war wieder in einem emotionalen Tief. Ich hatte zu nichts Lust und war nur selten gut gelaunt. Ständig saß ich am Fenster, starrte in die Ferne und dachte nach.

Ich dachte zurück an einen Tag, nein, einen Augenblick im Herbst vor fünf Jahren. Dieser Augenblick hatte etwas in mir verändert. Immer wieder dachte ich zurück an diesen Augenblick, von dem an so vieles anders war und bereute, dass ich nicht anders reagiert hatte.

Es war ein verregneter Tag in Hamburg, ich stand gerade am Bahnsteig und wartete auf meinen Zug. Laut dem Plan sollte der Zug jeden Moment ankommen, da sah ich ihn. Einen Jungen, ich schätzte ihn auf etwa 19-20 Jahre, er stand unter einem dunkelblauen Regenschirm neben mir und lächelte mich an, dieses Lächeln werde ich wohl nie vergessen. Ich sah in seine Augen, ich werde nie seine stechend grünen Augen vergessen die mich musterten. Ich musterte ihn ebenfalls und ich musste zugeben, dass er ein äußerst attraktiver junger Mann war. Vor diesem Tag hatte ich nie auch nur daran gedacht, dass ich eher an Männern interessiert sein könnte, doch bei der Begegnung mit ihm wurde es mir klar.

Während ich ihn musterete trafen sich unsere Blicke und ich sah dieses Glänzen in seinen Augen. Mein Herz schlug schneller als gewöhnlich, seine Blicke machten mich nervös. Er strich sich eine Strähne seiner langen dunkelbraunen Haare hinters Ohr, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Etwas in mir wollte ihn ansprechen, doch traute ich mich nicht. Wir sahen uns noch einige Sekunden in die Augen und diese Sekunden fühlten sich an wie Stunden. Gerade, als ich mich doch überwinden wollte und ihn ansprechen wollte, hörte ich, wie mein Zug mit einem lauten Quietschen in den Bahnhof einrollte und neben uns zum Stehen kam.

Ich drehte mich um, um mich zu vergewissern, dass es wirklich mein Zug war und musste mit Bedauern feststellen, dass er es tatsächlich war. Die Türen öffneten sich und einige Menschen stiegen aus, andere wieder ein. Ich drehte mich noch einmal zu dem jungen Mann vor mir um. Ich musterte ihn ein letztes Mal, bevor ich mich mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen umdrehte und einstieg. Im Zug setzte ich mich auf einen Platz am Fenster, von dort aus konnte ich noch einen letzten Blick auf ihn erhaschen, bevor sich der Zug wieder in Bewegung setzte. Ich sah, wie er dem Zug traurig hinterher sah und bereute es sofort, ihn nicht angesprochen zu haben.

Seit diesem Tag hatte ich ihn nie mehr gesehen, doch ich wusste ich würde ihn wiedererkennen falls ich ihn jemals wieder sehen sollte. Ich konnte ihn einfach nicht vergessen, dafür hatte sich sein Bild zu sehr in meinem Kopf eingebrannt. Ich bereute, dass ich ihn nicht angesprochen hatte. Oft hatte ich mir ausgemalt wie es gewesen wäre, hätte ich ihn angesprochen.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als 'User joined your channel' durch meine Kopfhörer schallte. Ich richtete meinen Blick wieder auf den Bildschirm und kurz darauf begrüßte mich schon ein glücklicher Manuel mit "Hiii Palle!" Ich schob meine Gedanken beiseite und versuchte ebenfalls fröhlich zu klingen "Hey Manu!" Er fragte "Wollen wir ein paar Runden Miinecraft Smash aufnehmen?" Ich stimmte ihm zu und wir begannen die Aufnahme. Mit Manu herumzublödeln munterte mich auf, mit der Zeit vergaß ich meine miese Stimmung fast schon völlig.

Doch kaum war die Aufnahme beendet war auch meine gute Stimmung wieder weg. Das schien auch Manu zu merken, denn er fragte "Ist alles okay bei dir? Du bist auf einmal so anders als in der Aufnahme. Du bist so still, das kenne ich gar nicht von dir." Ich wollte ihn nicht mit meinen Problemen belasten, also sagte ich "Ja alles okay, ich fühle mich gerade nur nicht ganz so gut. Vielleicht bekomme ich eine Erkältung oder so." Er meinte skeptisch "Sicher, dass es nur das ist?" Er schien mir das ganze noch nicht wirklich abzukaufen, aber hätte ich ihm die Wahrheit gesagt, hätte er sich bestimmt über mich lustig gemacht.

Deswegen meinte ich "Ja. Ich denke ich lege mich ins Bett und schlafe ein bisschen, dann wird das schon wieder." Er sagte "Okay, wenn du das sagst. Sollte doch etwas anderes sein, du weißt ja wie du mich erreichen kannst." Ich erwiderte "Ja, danke Manu." Wir verabschiedeten uns und ich schaltete meinen Computer aus. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und seufzte, so konnte das einfach nicht weitergehen.

》Supposed to love you《  KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt