Nervös rutschte Tim in seinem Stuhl umher und wünschte sich den Feierabend herbei. Sein Chef stand bei ihm im Büro und erzählte ihm etwas von Absprachen unter Arbeitskollegen und meinte damit wohl den letzten Freitag als er etwas früher gegen Mittag Feierabend gemacht hatte. Er hatte keinen Bock mehr und wollte nur noch weg. Ab ins Wochenende und Feiern und das Leben anderen Dingen widmen außer zu Arbeiten. Herr Widmann, so hieß sein Chef nahm seine dicke runde Brille ab.
< Ich hoffe sie haben mich verstanden und in Zukunft sprechen sie so etwas mit mir ab. > Tim versprach es ihm und war froh darüber als er sein Büro wieder verlassen hatte. Er atmete auf und wollte sich bereits wieder seiner Arbeit widmen als sein Handy läutet.
< Hey Mann, was geht ab? > kam es mit einer Leichtigkeit aus dem Hörer die Tim immer bei seinen Kumpel beneidete. Er hatte keinen Stress, musste nicht aufstehen und lebte das Leben was Tim gerne immer hätte.
< Hey altes Haus, nicht viel, ich bin in der Arbeit. > sagte Tim und hörte sich dabei ein bisschen heißer an.
< Heute Abend ist wieder Blue Monday Party in der Silver Bar. Ich habe ein paar heiße Schnecken am Start. Was meinst, kann ich mit dir rechnen?> Tim wollte ihm am liebsten den Hals umdrehen. Dieser Sack wusste ganz genau, dass für ihn die Woche erst begonnen hatte und er nicht gleich wieder mit einem Absturz beginnen wollte. Aber die Bräute die Nick immer an Land zog waren eine Sünde wert. Tja Geld machte eben Sexy und Tim musste einsehen, dass Frauen darauf abfuhren.
< Ich habe das Wochenende nicht einmal verdaut, ich habe es nicht so schön wie du und kann ausschlafen. > sagte Tim etwas genervt.
< Sei nicht so ein Schlampschwanz, man lebt schließlich nur einmal.> Und du besonders gut, dachte sich Tim und fühlte sich dabei plötzlich schrecklich müde.
< Heute nicht, du musst ohne mich auskommen. Am Wochenende gerne aber nicht heute. > Haltung bewahren, dachte sich Tim.
< Du verpasst was, aber wenn du es dir anders überlegst, rufe mich einfach an. Viel Spaß du Niete.>
Tim klappte das Handy zu und legte es wieder auf seinen Schreibtisch. So ein Arschloch. Manchmal konnte er ihn umbringen, und hasste ihn auch ein klein wenig dafür, doch Nick war sein bester Freund und er kannte ihn seit seiner Kindheit und das war nun dreißig Jahre her. Aber Tim hatte keine Kraft mehr, er fühlte sich ausgelaugt und konnte es nicht mehr hören wenn Nick ihn als Niete beschimpfte. Er meinte zwar, dass wäre nur Spaß, aber Tim spürte etwas anderes, den im Grunde hatte Nick Recht er war eine Niete was hatte er schon erreicht. Mit seinen dreißig Jahren war er nur ein einfacher Sachbearbeiter in einem großen Unternehmen mit tausenden von Mitarbeitern und er war irgendwo in der Mitte platziert. Keine Chance aufzusteigen, nicht mit seinen Qualitäten. Das Leben war schon beschissen. Als Kind hatte er immer davon geträumt Tierarzt zu werden aber schnell hatte die Realität ihn eingeholt und der Wunsch wurde wieder vergessen. Du Niete, was dieses Wort alles ausdrückt, war er wirklich ein Versager. Ja es stimmte, er verabscheute den Druck der Gesellschaft zu spüren, immerzu sollte der Mensch mehr erreichen und vergisst sich dabei meisten selbst. Du Niete, als wäre es ein Ohrwurm, hallte es wieder und wiederin seinem Kopf umher und seine Laune war auf dem Tiefpunkt gelangt.
Als es auf siebzehn Uhr zuging, freute sich Tim auf den Feierabend. Er hatte noch einige Akten bearbeitet und war jetzt nur noch froh aus dem Büro zu kommen. Er packte seine Sachen und verschwand. Im Gang traf er auf einige Kollegen die Schweigend an ihm vorbeigingen ohne seine Begrüßung zu erwidern. Oh Mann, dachte sich Tim, er hatte es in letzter Zeit wirklich übertrieben und seine Kollegen waren zu recht wütend auf ihn. Er musste sich Entschuldigen. Vielleicht sollte er eine E-Mail schreiben, ja das wäre eine gute Idee fand Tim.
Auf dem Nachhauseweg wurde Tim immer Nervöser, er konnte es nicht mehr abwarten in seine Wohnung zu kommen. Auf der Strasse gab er ordentlich Gas und sein BMW raste mit ihm davon. Seine Hände waren feucht und auf seinem Gesicht hatte sich ein leicht fettiger Film gebildet und sein Hintern konnte auch ein Stück Papier vertragen. An einer Ampel zündete sich Tim eine Zigarette an und blies den Rauch aus dem geöffneten Fenster hinaus. Die Musik war zu leise und er drehte sie etwas lauter, noch ein paar Kilometer, und Tim konnte sich wieder in seine Welt zurückziehen.
In der Wohnung angekommen ging er zuerst auf die Toiletten und entleerte seine Blase. Danach wusch er seine Hände und eilte ins Wohnzimmer. Tim legte seine Lieblingsplatte auf und setzte sich auf seinen Stuhl. Er konnte durchatmen. Er hatte es für heute geschafft, keine Arbeit wartete auf ihn, nur viel Freizeit. Einen kurzen Augenblick gingen seine Gedanken zu Nick und er wünschte ihm viel Spaß dabei. Und dass meinte er wirklich so. Nick war ein guter Freund und es tat ihm leid, dass er ihn heute Mittag so abgewürgt hatte. Aber jetzt war es an der Zeit sich um sich selbst zu kümmern. Tim machte es sich auf seinem Stuhl gemütlich und legte alles bereit was er brauchte um für einige Stunden alles zu vergessen. Kurze Zeit später war er soweit.
Vergessen:
Warum machst du das, ist das Leben nicht viel zu wertvoll und kostbar. Du hast doch nur eines davon und nichts lässt sich rückgängig machen. Nichts lässt sich widerrufen. Warum kannst du dann nicht aufhören damit. Glaubst du, du bist ein Monster und hast kein Recht auf dieses Leben. Was treibt dich an, warum bist du auf der Suche nach dem Kick, oder ist es der Schmerz, der dich am Leben erhält. Der Gedanke, dass du verlieren kannst, du ausdrücken willst und niemand dich wirklich versteht.
Bis auf mich
In Liebe dein bester Freund.
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Wer ist dein bester Freund!
Mystery / ThrillerTim ist ein kaputter Typ der sein Leben nicht unter Kontrolle hat. Tagsüber arbeitet er unauffällig in einem Büro und am Abend geht er anderen Dingen nach. Schlimmen Dingen mit seinem Freund der ihm nicht gut tut, zumindest würden das alle von ihm s...