Kapitel 2

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"Ähm was genau meinst du?" Vielleicht würde die Ich-Mach-Mal-Auf-Dumm-Und-Weiß-Von-Nix-Tour ja funktionieren und mich retten. Aber nein! Falsch gedacht. Natürlich funktionierte sie nicht.
"Leah willst du mich verarschen? Du weißt genau, was ich meine." Während sie das sagte, wedelte sie mit meinem Handy in der Luft und
ich hatte wirklich Angst, es würde jeden Moment zu Boden fallen. "Warum in Gottes Namen schreibst du immer noch mit Julian und hast das Angebot anscheinend immer noch nicht abgelehnt?", fragte sie mich jetzt direkt, weil ich immer noch still war. Sollte ich ihr die Wahrheit sagen oder sie weiter anlügen? Ich wusste es wirklich nicht... deswegen versuchte ich die Situation irgendwie anders zu retten. "Ja ich schreibe noch mit ihm aber da ist ja nix dabei. Und könntest du bitte aufhören, so mit meinem Handy rum zufuchteln?" "Lenk doch nicht ab vom Thema! Hast du das Angebot angenommen oder nicht?" Sie hatte diesen einen bestimmten Blick drauf und ich wusste, hier würde ich so schnell nicht raus kommen. Zumindest nicht ohne eine vernünftige Erklärung. "Ich habe weder ja noch nein gesagt" Dass ich aber zu ihm meinte, dass ich nicht ganz abgeneigt bin, ließ ich bewusst weg. "Leah ist das dein ernst? Also ganz im ernst, wenn du das annimmst, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Mach es nicht!" Und da war er wieder. Dieser Unterton in ihrer Stimme, der mich wissen ließ, dass sie dann echt enttäuscht von mir wär. Ich wollte ihr ja auch sagen, dass ich das Angebot zu 100% ablehne und nicht darauf eingehe. Aber das konnte ich nicht, denn ich war mir nun mal nicht zu 100%, dass ich es ablehnen würde. Ich musste noch drüber nachdenken und einige Fragen mit ihm klären.
Sie schaute mich immer noch an und weil ich wirklich keine Lust auf eine Diskussion hatte, sagte ich einfach das, was sie hören wollte "Ja ich werd auf jeden Fall nein sagen, denn hallo? Wir reden hier von Julian. Also nene das mach ich nicht" Augenblicklich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von besorgt und verärgert in erleichtert und froh. Aber um ganz sicher das Thema ab zu schließen, fragte ich sie einfach, was mir schon den ganzen Tag auf der Seele lag "Aber was geht eigentlich bei euch ab? Also bei dir und David? Ich meine, es war ja nicht zu übersehen, dass da was läuft" In meiner Stimme klang ein wenig Genervtheit mit aber entweder merkte sie es nicht oder sie ignorierte es gekonnt. "Ich weiß es nicht. Also er ist wirklich nett und sieht ja auch nicht schlecht aus aber er ist halt erst 14." Ach jetzt auf einmal störte sie das Alter? Also heute Vormittag sah das aber noch ganz anders aus! "Naja aber das beruht ja anscheinend auf gegenseitigkeit. Das hat ja ein Blinder gesehen, wie ihr euch da angeschmachtet habt!" Sie wurde ein wenig rot und wusste wohl nicht mehr, was sie sagen sollte. Deswegen redete ich einfach weiter. "Aber tut mir bitte einen Gefallen! Passt auf, dass es nicht hässlich wird. Also ich meine, wenn ihr jetzt was anfangen solltet, dann lasst es nicht im mega Streit enden oder so. Ihr seid beide meine Freunde und ich habe am ende keine Lust, zwischen den Stühlen zu stehen."
Und das meinte ich auch alles genauso, wie ich es sagte. Ich wusste, dass David, obwohl er erst 14 war, ein ganz schöner Player war und gerne Mädchen um sich rum hatte. Bei uns beiden war das zwar anders, weil unsere Beziehung eher der von Geschwistern glich, aber ich hatte schon viel von seinen "Beziehungen" mitbekommen.
Und Valerie war auch eine Person für sich in solchen Sachen. Wenn sie auf einen Jungen sauer war, dann sagte sie eigentlich fast nie warum, sondern fing einfach an, ihn zu ignorieren und damit den Kontakt abzubrechen. Ohne jegliche Begründung. Und wenn sie dann doch mit der Sprache raus rückte, wurde es immer sehr, sehr hässlich. Und das wollte ich bei den beiden unbedingt verhindern. Auch wenn ich wusste, dass diese "Beziehung" definitiv zum Scheitern verurteilt war, wollte ich mich nicht einmischen und hoffte einfach, dass es nicht so enden würde.
"Keine Angst Leah. Ich werd schon aufpassen. Außerdem wohnen wir so weit auseinander, dass da eh nie was draus werden würde." Na ihr Wort in Gottes Ohr.

Als ich dann endlich mit dem Zähne putzen fertig war, legte ich mich zu Val ins Bett und wir redeten noch eine Weile. Ich entschied mich bewusst dagegen, weiter mit Julian zu schreiben. Das Risiko, Val könnte was lesen, war mir einfach zu groß.

Am nächsten Morgen gingen wir schon etwas früher zum Strand, da es unser letzter Urlaubstag war. Wir wollten den letzten Tag nochmal nutzen, um braun zu werden.
Am Strand angekommen, cremten wir uns ein und legten uns in die Sonne. Val einfach so und ich las. So wie eigentlich schon den ganzen Urlaub. Ich war wirklich zu einer kleinen Leseratte geworden. Das lag aber einzig und allein daran, dass ich die ganze Zeit so Mädchenstorys las. Also so Sachen wie "Junge und Mädchen sind beste Freunde und merken dann, dass sie doch mehr für einander fühlen" oder "Sie verliebt sich in den BadBoy der Schule und er bemerkt sie plötzlich und sie finden zu einander". Ich weiß, wirklich schrecklich aber ich konnte nicht anders. Alle waren schon genervt, weil ich eigentlich nur noch am lesen war. Meiner Mutter war dann auch vor 2 Tagen der Kragen geplatzt und hielt mir dann erstmal eine Standpauke "Leah es kann doch nicht sein, dass du die ganze Zeit liest. Wären es wenigstens Bücher, die etwas für deine Bildung tun würden, aber nein du musst ja die ganze zeit so komische Knutsch-Romane lesen. Wenn du so weiter machst, findest du ja nie einen Freund, geschweige denn, dass es so laufen würde, wie in diesen Geschichten. Also warum tust du das?" Mit ihren Worten hatte sie zu 100% meinen wunden Punkt getroffen. Das tat sie öfter und es verletzte mich auch öfter, aber das bemerkte sie eigentlich nie oder sie ignorierte es.
Ich tat es gerade weil es nie so bei mir laufen würde. Nie würde sich ein Freund von mir plötzlich in mich verlieben geschweige denn der BadBoy der Schule! Ich war nicht die Art Mädchen, die den Jungs auffiel oder die auf Partys mit irgendwelchen Jungs rummachte. Ich war das hässliche Entlein, nur dass aus mir wohl nie ein Schwan werden würde. Ich laß diese Geschichten, weil ich mir so sehr wünschte, dass mein Leben genauso ablaufen würde, ich aber wusste, dass es nie so sein wird. Val hatte meiner Mutter zugestimmt und auch sie verstand es nicht. Das war mir aber klar, denn wie sollte sie auch? Wie ich bereits sagte, hat sie überall leichtes Spiel und bekommt alles, was ich mir wünsche. Ja wenn man es genau nahm, war ich wirklich eifersüchtig auf sie, was das anging. Aber was will man machen, wenn man Tag für Tag sieht, wie ihr alles gelingt und ihr quasi alle zu Füßen liegen.
Deswegen erwartete ich auch nicht, dass sie verstand, warum ich diese Geschichten laß, aber sie hätte mich wenigstens unterstützen können. Aber nein! sie musste sich ja mit meiner Mutter gegen mich stellen. Und das obwohl keiner von beiden auch nur eine Ahnung hatte, wie es wirklich in mir aussah. Es gab nur zwei Personen auf dieser Welt, die zu 100% wussten, wie es in mir aussah. Mila und Lena.
Mila kannte ich erst seit der 5. Klasse und wirklich was zu tun, hatte ich auch erst seit der 8. Klasse mit ihr, aber sie war mir trotzdem so unendlich wichtig. Sie verstand wie ich mich fühlte. Denn sie fühlte sich fast genauso. Sie war auch noch ungeküsst und hatte nicht so viele Freunde. Wenn ich mit ihr darüber redete, fühlte ich mich immer verstanden und ich hatte nie das Gefühl, mich verstellen zu müssen.. Andererseits konnte ich aber auch so viel Spaß haben, wie mit fast keinen Anderen. Wenn wir zusammen waren, tat mir immer  mindestens einmal der Bauch weh, weil ich so sehr lachen musste.... aaaach wie sehr ich sie doch liebte.
Lena kannte ich seit ihrer Geburt. Unsere Eltern sind schon ewig befreundet und deswegen sind wir quasi zusammen aufgewachsen. Und auch wenn sie 1 Jahr jünger war als ich, war sie doch oft die Reifere von uns beiden. Immer wenn ich ein Problem hatte, konnte ich mit ihr reden und sicher sein, dass sie es niemandem weiter sagen würde. Sie war wirklich wie die Schwester, die ich nie hatte. Zudem kannte sie Julian auch wirklich gut und sie war auch eine der wenigen, die ihn nicht hassten und es vermieden, mit ihm in Kontakt zu sein.
Als ich so über beide nachdachte, fiel mir auf, wie lange ich beide schon nicht mehr gesehen hatte und beschloss das gleich nachzuholen, sobald ich wieder in Deutschland war. Schließlich musste ich beiden ja auch noch von Julians Angebot und meinem Dilemma erzählen, dass ich nicht wusste, was ich tun soll...

Unser letzter Tag am Strand verlief sonst ziemlich ruhig und wir nutzen das gute Wetter noch mal ordentlich, um baden zu gehen.
Am Abend gingen wir nach dem Abendessen noch einen Cocktail trinken und wenn ich da schon gewusst hätte, was alles in Deutschland passieren würde, wäre ich wirklich lieber dort geblieben. 





























Mich hat keiner gefragt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt