5.Kapitel

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Alex will mich sowieso nicht sehen.
Aber heim gehen will ich nicht.
Schließlich entschied ich mich dazu, einfach ein wenig in die Stadt zu gehen, auch wenn es regnete.
Wenigstens erkennt mich so keiner.
Das glaube ich zumindest.
Ein kleines Mädchen, etwa neunzehn Jahre mit langen Braun gelockten Haare tippt mir auf die Schulter.
Eigentlich ist ganz hübsch, aber mein Herz gehört Alex und nur Alex.
Niemand anderem.
"Können wir vielleicht ein Foto machen?"
Freundlich nicke ich und sie holt ihr Handy aus dem Turnbeutel.
Erst jetzt merke ich dass auf dem Beutel groß IZZI steht.
Sofort muss ich einige Tränen zurück halten.
Nein, Felix reiß dich zusammen.
Nicht jetzt.
Nicht vor ihr.
Nicht vor einem Fan.
Schnell machen wir ein paar Fotos und sie steckt ihr Handy wieder ein.
"Ist... ist alles gut bei dir?
Du siehst ein bisschen krank aus."
Erkundigt sie sich vorsichtig.
Na toll.
Und was soll ich ihr jetzt sagen?
Ich hab mich in Alex verliebt, aber der liebt ein anderes Mädchen und schwärmt ständig von ihr.
Nein, ganz bestimmt nicht.
Dass kann ich nicht sagen.
"Ja, hab nur bisschen Stress.
Alles gut, keine Sorge."
Lüge ich deswegen.
Nein, nichts ist gut.
Ich bin ein seelisches Wrack, aber das kann ich ihr niemals Sagen.
"Irgendwie glaub ich das nicht, aber wahrscheinlich willst du es mir einfach nicht sagen.
Kann ich verstehen.
Du kennst mich ja nicht mal.
Aber wenn du mal jemand zu reden brauchst. hier.
Und Merk dir , wir stehen immer hinter dir."
Sie drückte mir einen kleinen Zettel in die Hand.
Eine Visitenkarte...
Wesselys Studio für Fotografie.
Stefanie.
Stefanie Wessely
"Danke..."
Murmle ich, ehe wir uns verabschieden und in Verschiedene Richtungen gehen.
Sie Richtung YouTubehaus und ich Richtung Brücke.
Ich liebe die andere Seite, des Rheins.
Also auf zur Brücke.
So weit ist es gar nicht.
Mein Blick ist auf den Boden gerichtet, die Hände in den Jackentasche und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
Wer ist dieses Mädchen?
Wie hat sie es geschaffte meinem Alex so den Kopf zu verdrehen?
Ihn so zu verletzen.
Meinem Alex so weh zu tun.
Das wird sie bereuen.
Wenn ich sie jemals in die Finger bekomme, dann kann ich für nichts mehr versprechen.
Eigentlich bin ich komplett gegen Gewalt, aber wer meinem Alex so weh tut, der ist selbst schuld.
Mein Alex...
Darf ich ihn überhaupt so nennen?
Er ist ja noch nicht mal schwul, geschweige denn in mich verliebt,
Aber er muss ja nie erfahren, dass ich ihn so genannt habe.
Erst als ich jemand weinen höre, hebe ich meinen Blick.
"Mich... braucht doch sowieso niemand..."
Schluchzt die Person.
Warte ist das...
Nein!
Nein! nein! nein!
Er will doch nicht etwa...
Oder doch?
Das darf nicht sein!
Bitte lass das einen Traum sein.
Bitte
Sofort renne ich los.
Weit bin ich nicht mehr von ihm entfernt, als ich seinen Namen rufe.
Langsam dreht er seinen Kopf und sieht mich an.
Sein ganzes Gesicht ist rot und verweint.
Seine Haare hängen im ins Gesicht.
Seine Kleidung klebt nass an seinem Körper.
Er selbst steht vielleicht zwei Zentimeter vom Abgrund entfernt.
Eine falsche Bewegung und er fällt.
Bitte, das darf nicht wahr sein.
"Alex, bitte komm da weg!"
Immer noch renne ich auf ihn zu.
Bin vielleicht zwei höchstens drei Meter von ihm entfernt, als er sich schon leicht nach vorne lehnt.
Mein Herz pocht so laut und so schnell wie nie zuvor.
Ich wusste selbst nicht einmal, dass ich so schnell laufen kann.
Mein kompletter Körper ist voller Adrenalin.
Nein!
Nein! Nein! Nein!
Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn schon fallen und auf dem Wasser aufschlagen.
Im allerletzten Moment ziehe ich ihn zurück und somit ganz nah an das Geländer der Brücke.
Bevor er sich wehren kann, hebe ich ihn hoch, um ihn über das Geländer zu ziehen.
Wenn ich jemals diese Felicia, oder wie sie auch immer heißt, sehe, dann ist sie tot.
Wollte sich Alex wirklich nur wegen ihr, dass leben nehmen?
Sofort drücke ich ihn ganz fest an mich.
"Ich bin zu nichts zu gebrauchen...
Mich würde doch niemand vermissen...
Ich kann auch sterben..."
Schluchzt izzi und versucht sich aus meinen Armen zu befreien.
Stop!
Warte mal...
WAS?!?
Wieso dachte er sowas.
Jeder würde ihn vermissen!
Seine Freund, die Community, aber vor allem ich.
Genau das sage ich ihm auch, aber er beginnt nur noch heftiger zu weinen.
"Ich hab doch noch nicht mal eine Familie.
Alle sind bei scheiß dem Brand gestorben.
Ich stehe immer alleine da..."
Bei einem Brand?
Ich wusste, dass er nicht gerne über seine Familie spricht, aber dass sie gleicht tot ist...
Das hat er mir noch nie erzählt.
"Ssschh...
Alex, du hast uns.
Simon, Caty, Rewi, Jodie, Rotpilz, Sopse, Patrick, Peter, Tim, sturmi...
Sieh uns als deine Familie.
Papa Simon,
Mama Caty,
Onkel Rewi,
Tante Jodie,
Opa Patrick,
Opa Rotpilz
Oma Sopse,
Und als Brüder:
Tim, Peter und sturmi..."
Ganz kurz, nur vielleicht eine halbe Sekunde, schleicht sich ein winziges Lächeln auf seine Lippen, welches aber sofort, wieder durch einen Bach aus Tränen unterdrückt wird.
"Alex...
Ist... ist das ganze wegen dieser Felicia?"
Meine Stimme ist nur noch ein leises flüstern.
Ein Wunder, dass er mich überhaupt verstanden hat.
Kurz drückt er mich von sich weg und sieht mir in die Augen.
"Es... Es gibt gar keine Felicia."
Schluchzt er.
Wie?
Es gibt keine Felicia?
So gar keine?
Oder heißt das Mädel jetzt doch anders?
Aber wieso ist er dann so traurig?
Wieso wollte er sich dann umbringen?
"Felix...
Es tut mir so leid.
Ich wollte das alles nicht..."
Was wollte er nicht?
Was tut ihm so leid?
Er hat doch nichts falsch gemacht.
Was kann er dafür, wenn ihm von irgendsoeinem scheiß Mädchen das Herz gebrochen wird.
"Ich...
Ich hab mich in dich verliebt.
Ich habe dir immer von DEINEN wunderschönen Augen erzählt.
Von DEINER perfekt Art geschwärmt.
Es tut mir so leid, aber ich konnte dich nie anlügen.
Du hättest das sofort gemerkt.
Ich versteh dich, wenn du jetzt gehen willst.
Wenn du mich ekelhaft findest.
Geh ruhig ist schon ok.
Ich kenne das Gefühl alleine gelassen zu werden."
Seine Stimme ist nur eine Wimmer und so leise, aber trotzdem verstehe ich jedes einzelne Wort.
Er liebt mich.
Er liebt mich...
Alex liebt mich
Der Alexander Hazy liebt mich.
Mich, Felix Vonderladen.
Aber, das heißt, ich bin daran schuld, dass er so viel geweint hat.
Ich bin daran schuld, dass er springen wollte.
Ich habe ihn so verletzt.
Ich habe ihm dass Herz gebrochen.
Ich habe meinem Alex weh getan.
Nein, das darf nicht wahr sein.
Also schon, aber ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass er so traurig ist.
Ich will derjenige sein, wegen dem er lacht und glücklich ist und nicht derjenige, wegen dem er weint und sich umbringen will.
"Wieso stehst du noch hier?
Wieso bist du nicht schon längst gegangen.
Wieso hasst du mich nicht?
Ich bin ekelhaft!
Ich bin eine scheiß schwuchtel!
Ich hab mich in meinen bester Freund verliebt."
Wieder versucht er sich aus meiner Umarmung zu lösen, aber ich halte ihn sofort fest.
Niemand soll ihn mir mehr wegnehmen.
Niemand darf ihn mir wegnehmen.
"Alex,
Wenn es ekelhaft ist seinen bester Freund zu lieben, dann bin ich auch ekelhaft.
Dann bin ich auch eine scheiß schwuchtel.
Ich habe dich immer ermutigt, dem "Mädchen" deine liebe zu gestehen, weil ich wollte das wenigstens du glücklich wirst, wenn ich es schon nicht sein kann.
Verdammt Alex.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt.
Mehr als mich selbst.
Ich würde mein Leben opfern, um dich zu retten."
"F-Felix... ich... du..."
Stottert er, aber ich unterbreche ihn.
Vorsichtig lege ich einen Finger auf seine Lippen.
"Scchhh... sein einfach leise,
Schließ die Augen und genieß es."
Vorsichtig nehme ich meinen Finger wieder weg und drücke meine Lippen auf seine.
Sofort strömten so viele Glücksgefühle durch meinen Körper und als er den Kuss dann auch noch erwiderte, war es um mich geschehen.
Ich bin gerade der glücklichste junge auf der ganzen Welt, nein im ganzen Universum.
Ich stehe hier und küsse die Liebe meines Lebens.
Felix, halt.
Gedanken aus und auf den Kuss konzentrieren, sonst machst du noch irgendwas falsch.
Vorsichtig, aber bestimmend erkundete ich mit meiner Zunge seinen Mund.
Knabberte leicht an seiner Unterlippe oder stupste mit meiner Zunge gegen seine.
Langsam lösten wir uns wieder voneinander und schauten uns einfach nur in die Augen.
Wie lang genau weiß ich nicht.
Vielleicht eine Minute oder zwei oder sogar zehn.
"Ich liebe dich, mein kleiner Engel." Hauchte ich und küsste vorsichtig seine Stirn.
"Ich liebe dich auch.
Und ich will dich niemals wieder hergeben müssen!"
Ich spürte, wie ihm langsam kalt wurde und er anfing zu zittern.
Sofort zog ich meine Jacke aus und legte sie ihm über die  Schulter.
Ihm sollte nicht kalt sein.
Ihm sollte es immer perfekt gehen.
Und solange ich dafür sorge, wird das auch immer so sein.
Das ist das mindeste was ich tun kann nachdem ich ihn so verletzt habe.

Wieso tust du das? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt