Hotel
Zehra, die geblendet von seiner tiefen Stimme und seiner Klasse war, konnte keine Worte finden und nickte nur.
Ates, der sich schon verloren dachte, konnte sein Herz nicht davon abhalten wie verrückt zu schlagen.
Durch seine Euphorie, endlich wieder auf einen Landsmann oder eher gesagt eine Landsfrau zu treffen, vergaß er seinen ganzen Anstand und zog Zehra in seine Arme. Zehras Herz blieb stehen, Ates' Duft ummantelte all ihre Sinne.
Ates löste sich wieder von ihr, hielt ihre Arme aber immer noch fest in seine Hände, als hätte er Angst davor das sie sich in Luft auflöst.
„Wenn du wüsstest, was mir alles in den letzten Tagen passiert war, erst verschlafe ich die Nacht hinweg, dann wurde ich bestimmt einmal mehr als zu viel an den Tankstellen abgezogen und dann werde ich aus Spaß an der Grenze komplett kontrolliert und am Ende funktioniert mein Navigationssystem nicht mehr und ich folge einem LKW aus Türkei in der Hoffnung er führt mich nach Hause, aber stattdessen führt er mich in die letzte Ecke Serbiens."
Und das alles ohne einzuatmen, dachte sich Zehra und schaute mit großen Augen hoch zu Ates.
„Bitte hilf mir nach Hause zu kommen," flehte sie Ates dann an.
Aus Reflex nickte Zehra und Ates konnte sein Glück kaum glauben. Er legte seine Hände um ihr Gesicht und küsste beide Wangen. Zehras Augen wurden noch größer, falls das überhaupt möglich war.
„Du bist von Gott geschickt," komplimentierte er sie und umarmte sie noch ein letztes mal, bevor er sich komplett von ihr löste.
Trotz der Hitze Serbiens spürte Zehra die Kälte die Ates hinter sich ließ, doch sein Duft blieb ihr noch erhalten.
„Okay," Ates klatschte in die Hände. „Wie machen wir das jetzt? Fahren wir sofort los?"
Endlich fand Zehra wieder ihre Stimme und lachte leicht auf. „Lass uns erst mal einander vorstellen und dann gucken wir wie ich dir weiterhelfen kann."
Zu Zehras Überraschen wurde Ates rot, schaute weg und rieb sich den Nacken. „Tut mir leid, da ist die Freude in mir über gekommen," er hielt ihr die Hand hin. „Mein Name ist Ates und ich bin sehr verzweifelt hier."
Zehra lächelte ihn an und akzeptierte seine Hand. „Zehra und wie es aussieht bin ich diejenige die versuchen wird dich aus deiner verzweifelten Lage zu retten."
Ates Grinsen wurde nur noch breiter. Zehra hob ihre Hand und zeigte ihm so einen Moment zu warten. Sie lief zu ihrem Auto und holte die bedruckten Papiere aus ihrem Handschuhfach und verriegelte ihr Auto und lief wieder auf ihren Landsmann zu.
„Das der Navigationsgerät ab und an kein GPS empfängt ist in diesen Ländern keine Seltenheit, dafür gibt es diese Seite auf Facebook, die sich extra für diese Reise spezialisiert hat, sie geben einen Tipps, Tricks, Abkürzungen und fotografieren die wichtigsten Autobahnausfahrten."
Zehra hielt ihm die Papiere hin. „Ab hier brauche ich die nicht wirklich, du kannst sie haben."
Ates schaute die Papiere nur verwirrt an. „Ich hatte gehofft das du vor mir fährst und ich dir ganz Leise folge," er schaute sie verlegen an.
Zehras Herz schlug wie auf Knopfdruck zehn Mal schneller als vorher und sie gab einen peinlichen Piepser von sich. Sie und ein gutaussehender Türke, zusammen auf dem Weg in die Heimat? Zwar in verschiedenen Autos aber immer noch zusammen.
„Ich wollte die Nacht in einem Hotel verbringen, nicht das das deine Planungen durcheinander bringt," quetschte Zehra schnell raus.
Ates lachte laut auf. „Welche Planungen?"
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Kapikule - Ab in die Heimat
Short StoryJeden Sommer fahren zehntausende Familien aus Europa nach Asien, in die Türkei. Schweden, Schweiz, Niederlande, Österreich, Dänemark, Deutschland, aus ganz Europa - mit einem Ziel - Ab in die Heimat. Einige von euch werden schon dort sein und d...