4. Kapitel

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Das Klingeln des Telefons weckte mich. Ich schaute auf meinen Funkwecker und stellte fest, dass es erst sechs Uhr war. Es war Wochenende! Wer rief schon so früh an? Dann fiel mir plötzlich mein Erlebnis des gestrigen Tages wieder ein. Am anderen Ende der Telefonleitung war bestimmt die Polizei! Ich sprang aus dem Bett und ignorierte das kurze Schwindelgefühl. Ich riss die Tür auf und sauste an meinem erstaunten Vater vorbei zum Telefon. Kurz davor bremste ich abrupt. Während ich auf den Fliesen noch ein ganzes Stück weiter schlitterte, griff ich nach dem Hörer. „Hallo?“, rief ich hinein. „Inspektor Grünschnabel hier. Ist da Charlie Stern?“, ich erkannte die Stimme vom Polizisten, der mich gestern befragt hatte. „Gibt' s irgendwas neues?“, fing ich gleich mit der Sache an. „Das wollte ich eigentlich dich fragen. Ist dir noch etwas besonderes am Tatort aufgefallen?“, kam es von der anderen Seite. Mist! Warum kann man Erwachsene immer so schlecht ausquetschen! „Nein“, antwortete ich. Tja, wenn sie meine Frage nicht beantworten, sage ich auch nicht, dass ich einen Zettel gefunden habe, der aus den Fingern der Leiche entwendet worden ist, dachte ich. „Haben sie eigentlich schon die Tatwaffe gefunden? “, fragte ich mit der Stimme eines Dorftrottels. Ich wusste natürlich genau, dass dieser Mann nicht gewaltsam, sondern mit Gift umgekommen ist. „Tut mir leid, aber dazu können wir dir leider nichts sagen.“ Der Mann hat vielleicht Nerven!, schimpfte ich in Gedanken. „Ich wollte dich noch fragen, wann du die Leiche entdeckt hast“, unterbrach Inspektor Grünschnabel meine bösen Gedanken. Ich musste mich beherrschen ihn nicht anzuschreien, dass er sich seine Fragen sparen und meine beantworten sollte. „Nach dem Training, also ungefähr“, ich über legte kurz, um fünf nach acht, glaube ich“ „Danke für deine Auskunft. Wenn ich noch irgendwas wissen will, rufe ich nochmal an“, sagte er noch, danach hörte ich nur noch ein Knacken. Er hatte aufgelegt. „Wer war das gerade eben? Du bist ja wie ein geölter Blitz zum Telefon gerannt!“, mein Vater stand hinter mir und schaute mich fragend an. „Es war nur die Polizei, die mir ein paar Fragen gestellt hat“, entgegnete ich und rappte schlecht gelaunt wieder in mein Bett.
Als ich schon fast wieder eingeschlafen war, hatte ich eine zündende Idee. Ich sprang, jetzt schon zum zweiten Mal an diesem Tag, aus dem Bett und zog mich so schnell wie möglich an. Danach rannte ich ins Badezimmer, in dem mein Vater gerade auf der Toilette saß. Mit einem lauten Schnauben ging ich wieder hinaus und wartete, bis mein Vater rauskam: „Denk daran deine Schwester nach dem Frühstück abzuholen“, sagte er bevor ich überhaupt anfangen konnte. Kacke! Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Meine Schwester Emely kam heute von ihrer Klassenfahrt zurück. Warum musste das ausgerechnet heute sein? Dann konnte ich meinen Plan definitiv streichen. Meine Schwester war nämlich wie Kaugummi und ich hatte keine Lust die ganze Zeit mit ihr im Schlepptau durch die ganze Stadt zu rennen. „Papa, kann ich nicht zu Samira? Das ist echt wichtig!“ Das war jetzt ausnahmsweise mal die Wahrheit. „Tut mir leid, aber das muss leider bis morgen warten. Du kennst doch deine Schwester“, bei diesen Worten musste er schmunzeln.
Der Tag fing ja schon mal super an. Zuerst beantwortet Inspektor Grünschnabel meine Fragen nicht, dann kann ich noch nicht mal meine Freundin treffen, weil ich meine blöde Schwester abholen muss und weil das noch nicht reicht, werde ich von meinem Vater ausgelacht. Toll!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2016 ⏰

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