Woher weiß man, was man will?

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Das bin ich, ein total normales, 14 jähriges Mädchen. Heute ist ein Tag wie jeder andere. Ich stehe wie immer um 5:30 Uhr auf und frage mich, warum ich das noch mal mache. Naja, was soll's. Ändern kann man ja doch nichts. Als erstes geht's ins Bad. Ich gucke in den Spiegel und sehe ein Mädchen mit dunkelblonden Haaren, die ziemlich genau bis zum Ellbogen gehen. Außerdem sind da blau grüne Augen, eine Stupsnase und mein leicht gebräuntes, rundliches Gesicht. Schnell werden die Zähne geputzt und danach wird geschminkt. Fertig. Da ich im Halbschlaf etwas länger für alles brauche, bin ich auch schon wieder spät dran. Und schon höre ich meine Ma von unten rufen: „Juliette, wenn du nicht den Bus verpassen willst, solltest du schleunigst deinen Hintern zur Tür hinaus bewegen." Also noch schnell was zum Essen für unterwegs mit nehmen und auf zu meiner Freundin, mit der ich jeden Morgen mit dem Bus zur Schule fahre. Sie heißt Jil und ist eine Stufe unter mir.
Nach einer halben Stunde im Bus, bin ich dann auch endlich mal an der Schule angekommen. Und da ist auch schon meine beste Freundin Linna (eigentlich Celina, aber wir nennen sie einfach alle nicht so). Wir gehen zusammen zum Klassenzimmer und reden über den - unserer Meinung nach - unnötigen Mathetest, den wir natürlich direkt in der ersten Stunde schreiben 'Seufz'. Im Klassenraum angekommen kommt mir Philipp entgegen, mein Ex-Freund.
Machen wir einen kleinen Abstecher zu der „etwas" komplizierten „Beziehung", die Philipp und ich hatten. Also es ist so: Ich finde Philipp schon seit der 5. Klasse total süß und vor ein bisschen mehr als einem halben Jahr hat er mir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat. Ich war eigentlich auch ziemlich verliebt in ihn, nur es gab ein paar Probleme in unserer „Beziehung".
Es fing alles so an, dass wir uns zusammen mit Linna, Philipp, Linda (eine sehr gute Freundin von Linna und mir) und Luca, dem früheren besten Freund von Philipp im Schwimmbad getroffen haben. An diesem Tag hat Philipp relativ viel mit Linna gemacht und ich habe gemerkt dass ich, was das anging, leichte Eifersucht verspürt habe. Dementsprechend war ich dann zickig drauf und habe somit deutlich gezeigt, dass ich irgendein Problem hatte. Philipp merkte das natürlich auch, aber er schrieb mich erst abends auf Whatsapp an und fragte mich was los gewesen sei. Ich antwortete allerdings mit : „Nichts, alles okay." Und er nahm das einfach so hin.
Ab diesem Tag fragte ich mich immer wieder warum ich so reagiert hatte und ob ich vielleicht etwas mehr für Philipp empfand.
Von Tag zu Tag wurden Philipp und ich immer stärkere Freunde, bis er schließlich eines Tages, als wir - wie eigentlich jeden Abend - telefonierten zugab, dass er sich in mich verliebt hatte. Und genau so hatte das ganze Chaos begonnen. Ich sagte ihm, dass ich das gleiche empfand. Von da an trafen wir uns oft nach und vor der Schule und redeten viel. Dann kam der Tag, an dem er mich fragte ob ich mit ihm zusammen sein will und weil ich ihn ja liebte antwortete ich auf diese Frage natürlich mit „Ja.".
Eine Woche später stritten wir uns so, dass wir Schuss machten. Daraufhin folgte eine Woche stille zwischen ihm und mir. Wiederum eine Woche später rief Philipp mich an und sagte, dass er es bereut Schluss gemacht zu haben und so ein tolles Mädchen wie mich gehen gelassen zu haben. Weil ich nicht anders bin als andere Mädchen, erlangte er mich mit diesem einen Satz wieder und wir kamen kurz vor den Sommerferien wieder zusammen. Jaja, das ist alles ziemlich verwirrend, ich weiß...
Genauso wie am Anfang, lief alles ganz gut. In der ersten Ferienwoche trafen wir uns jeden Tag. Leider war es so, dass Philipp ab der zweiten Woche die ganzen Ferien lang im Urlaub war. Das war für uns ein Grund die erste Woche um so mehr zu genießen und das war so ziemlich die schönste Woche in unserer Beziehung. Viel zu schnell war dann auch der Zeitpunkt gekommen Tschüss zu sagen, weil er ja weg musste. Die ersten Tage verlief alles prima. Wir redeten jedem Tag mindestens drei Stunden übers Handy und erzählten uns was wir so den ganzen Tag gemacht hatten.
Aber da es natürlich nicht immer schön sein kann, kam dann auch schon die erste Stresssituation. Aus einer Mücke wurde von ihm ein Elefant gemacht und wir hatten einen Riesen Streit. Es war Abend so gegen 22 Uhr. Ich lief zu meiner Mutter runter und brach erst einmal in Tränen aus. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen und mein kompletter Körper verkrampfte sich. Als dann endlich der Heulkrampf vorbei war, saß ich auf dem Sofa und starrte ins leere. Ich hatte seit einer Stunde, die ich unten bei meiner Mutter saß, nicht ein richtiges Wort über die Lippen gebracht, sodass meine Ma sich den Chat von Philipp und mir und somit den ganzen Streit durchgelesen hatte.
Ich dachte es sei mal wieder Schluss und Philipp und ich würden ab da an getrennte Wege gehen, aber einem Tag später entschuldigte er sich bei mir.
Solch einen Stress gab es die gesamten Ferien über genau fünf Mal.
Ich redete mit Freundinnen und meiner Ma dadrüber und irgendwann war es dann für mich schon fast normal mich so oft mit ihm zu streiten. Und wenn ich genau jetzt drüber nachdenke, frage ich mich warum ich nicht da schon einen Schlusstrich gezogen habe.
Als die Ferien vorbei waren und ich Philipp das erste mal wieder sah, merkte ich dass sich meine Gefühle durch diesen Stress um einiges verringert haben. Und von diesem Moment an war mir eigentlich fast bewusst, dass ich mit ihm keine gemeinsame Zukunft mehr haben kann. Irgendwie merkte ich immer schneller dass wir uns nicht verstanden und einfach nicht auf einem Niveau waren.
Das Problem war mein Herz.
Ich wusste, ich wollte nicht ohne ihn.
Ich wusste, ich konnte nicht mit ihm.
Aber ich wusste nicht weiter.

Liebe, und man sieht Alles anders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt