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Ashton POV

Von dem lauten Knall der Tür zuckt mein Körper unweigerlich zusammen und ich drücke meine Augen noch fester zu, in der Hoffnung, sie nie wieder öffnen zu müssen. Mein Körper bebt vor Schmerzen, mein Magen rebelliert und ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment einfach auseinander fallen.
Ich spüre ihn immer noch auf mir. Spüre seine Hände, wie sie meinen Körper zunächst liebevoll berühren, während kurz danach ein Schlag dem anderen folgt. Sein Stöhnen hängt in meinen Ohren und es fühlt sich widerlich an. Ich hatte Angst, unglaubliche Angst. Mir war kalt und ich wollte weinen, doch es kamen keine Tränen. Ich konnte nicht mehr weinen. Das würde mir auch nicht weiter helfen.

Langsam öffnete ich meine schmerzenden Augenlider und blickte mich in meinem dunklen Zimmer um. Die Rolladen waren oben gelassen und diese Nacht war Vollmond. Lediglich dessen Licht ließ mich die Umrisse meiner Schränke vermuten, die mein Zimmer zierten.
Ich wusste, dass er gegangen war. Ich weiß nicht, wohin. Doch jedes mal wenn ich fragte, meinte er, es würde mich nichts angehen oder einfach nur, dass er etwas zu erledigen hatte. Nicht das es mich wirklich interessieren würde, was mein Erzeuger dort tat.
Ja, ich hatte angefangen, ihn lediglich meinen Erzeuger zu nennen. Er war nicht mehr mein Vater. Nichts von seinem früheren Ich war noch übrig geblieben; es war komplett dem Alkohol verfallen.

Mit Mühe schaffte ich es tatsächlich, mich mit meinen kleinen Händen an dem Rand meines Bettes fest zu halten, um mich langsam und vorsichtig nach oben zu ziehen. Meine gekrümmte Position verlassend, spürte ich sogleich noch mehr Orte und dessen Verletzungen, die der Akt meines Erzeugers in der letzten Halben Stunde hinterlassen hatte. Ein unangenehmes ziehen in meinem Unterleib, welches mir jedoch nach den vielen Jahren bekannt war, war nur eines der vielen.
Nachdem ich es endlich geschafft hatte, mit beiden Beinen mehr oder weniger sicher auf dem einzigen Teppich in meinem Zimmer zu stehen, atmete ich tief durch, um mir sicher sein zu können, dass ich dazu überhaupt noch in der Lage war.
Ein Blick zur Tür und ich zuckte zusammen, als mir vor Augen geführt wurde, wie es zu dem heutigen Ereignis gekommen war.

Er hatte Unbezahlten Urlaub aufgedrückt bekommen. Er wollte mir nicht sagen, weshalb, aber ich hatte meine Vermutungen. Es war einfach unmöglich, dass jede Spur des Alkohols der Nächte, am nächsten Tag bei der Arbeit verschwunden war.
Als ich ihm das sagte, musste ich nicht lange auf eine Ohrfeige warten, die mein Gehör zum platzen gebracht hatte. Er wurde lauter, fragte mich, wie ich mich traute, so mit ihm zu reden, wenn ich doch der Grund für sein scheiß Leben war. Doch das war nur der Anfang.
Ich kam damit klar, geschlagen und zu Dingen genötigt zu werden, die ich nicht wollte. Aber Wörter verletzen mehr als Schläge. Sie bluten viel länger und die Wunden sind tiefer. Während die blauen Flecken verschwinden würden, würden diese bleiben und ellenlange Narben ziehen, die jedoch versteckt bleiben würden. Vor jedem, außer mir.

Ich bin ein Fehler. Ich bin nutzlos. Ich bin hässlich, schwul und unbrauchbar. Ich mache ihm das Leben zur Hölle, bin der Grund für jede Träne meiner Mutter gewesen, weil ich so erbärmlich war. Ich bin feige, dumm und unwichtig. Ich bin der Grund dafür, warum meine Mutter mit meinen Geschwistern abgehauen war. Ich bin ein Versager, der nichts auf die Reihe bekommt.
Ich verdiene den Schmerz. Ich verdiene jeden einzelnen Schlag, jedes noch so verletzende Wort aus dem Mund meines Vaters oder den Jungs aus meiner Schule. Ich bin so unwichtig, dass es für mich keine andere Bedeutung gibt.
Und ich glaubte ihm. Ich glaube ihm mit jedem Wort.

Leise, schleichend wie eine Katze auf der Jagd, verlasse ich mein Zimmer und tapse durch den dunklen Flur in das Badezimmer. Obwohl niemand zu Hause war, drehte ich den Schlüssel im Schloss und als ich dieses Mal tief einatmete, fühlte es sich sofort ein Stück befreiter an.
Wie in Trance drehte ich den Hahn an der Badewanne auf und das brühend heiße Wasser lief mit einem lauten Geräusch die Wanne voll.
Ich ignorierte die weißen, kahlen Wände, die mir Beleidigungen entgegen schrien und mich auslachten. Dafür, dass ich so eine Schande war und, wieso ich es nicht einfach beendete.
Nun ja, ich konnte nicht. Und der Grund wieso ich es nicht konnte, war Luke.

Lashton One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt