Hier stand ich. Weinend, wie ein Feigling. Ein Feigling welches ich auch war.
,,Hör auf zu weinen Taehyung! Du bist selbst schuld!''
Immer wieder musste ich mir diese Worte meiner Mutter anhören. Jeden Tag. Und es machte mich unglaublich fertig.
Deine Schuld..
Mit der Zeit begann ich mich daran zu gewöhnen und mir schon von selbst einzureden, dass es alleine ich war, der das Problem war. Ganz klar. Was sollte ich sonst in dieser Familie sein? Ich wurde schon immer als letztes betrachtet. Ich bekam nie auch nur ein Kompliment von meinen Eltern. Nicht so wie meine Geschwister.
Jeden Tag, egal was sie tun, sei es meiner Mutter ihr Nähzeug oder meinem Vater seine Schuhe zu bringen, jeden Tag bekamen meine Geschwister Komplimente, wie toll sie doch seien und wieviel sie für die Familie tun.
Du kannst gar nichts..
,,Hör auf zu weinen sagte ich!''
Seit nun genau zwei Stunden stand ich hier und hörte mir das Geschrei meiner Mutter an.
Was habe ich falsch gemacht? Wieso ich? Nicht mal zu irgendwelchen Leuten, die euer ach so teures Auto mit irgendwelchen Dellen versehen, seit ihr so.
Somit sah ich hoch in die Augen meiner Mutter. Sie waren woller Wut. Man konnte klar sehen, wie sehr sie sich danach sehnte, mir weitere Schläge zu verpassen. Ich war ja nicht schon genug mit blauen Flecken versehen.
,,Ich höre auf.. Aber bitte.. Hör auf mich zu schlagen..''
Jedes Mal bat ich sie darum und solange sie das Wort 'Bitte' hörte - ja dann, dann hörte sie auf.
,,Geht doch. Jetzt geh zur Schule bevor du zu spät kommst!''
Das ich nicht lache. Es war bereits kurz vor 11 und ich hatte schon die meiste Schulzeit verpasst.
Trotz allem nahm ich meinen Rucksack und rannte so schnell es nur ging raus aus diesem Haus.
Draußen war es eisig kalt. Kein Wunder wenn es Winter ist. Und so musste ich an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus warten, welcher aber nicht allzu spät kommen sollte. Ich war froh, dass es hier Busse gab, die jede Stunde rumfahren um noch Schüler einzusammeln.
,,Aish..'' Ich frohr höllich. Wie dumm muss man auch sein und seine Jacke vergessen?
Plötzlich, wie aus dem Nichts, tippte mich jemand an.
Ich zuckte zusammen und drehte mich um.
,,Dir scheint wohl kalt zu sein. Magst du meine Jacke haben?'' fragte die Person, welche mich antippte.
,,A-Aber.. Was ist dann mit dir?''
Ich war noch nie der große Redner und immer etwas nervös, wenn ich mit Fremden reden sollte.
,,Passt schon! Ich habe einen dicken Pullover an!'' er klopfte sich gegen seine Brust als ein breites Grinsen hervor kam.
Er war so unschuldig und süß. Er hatte ein Lächeln wie kein Anderer.
,,Wenn.. Wenn du das wirklich tun möchtest.. dann wär ich dir wirklich sehr, sehr dankbar!''
Ich war kurz davor in Tränen auszubrechen. Noch nie hatte mir jemand etwas angeboten. Das war das erste mal!
,,Das ist doch kein Problem!''
Somit gab er mir seine Jacke und lächelte weiterhin.
,,Darf ich fragen wie du heißt?'' fragte der Junge plötzlich.
,,O-Oh? Kim Taehyung''
Er nickte und checkte meinen gesamten Körper ab.
,,Freut mich! Ich bin Jungkook!'' stellte er sich vor, woraufhin ich nur stumm nickte.
''Sag mal, Kim Taehyung, bist du in eine Schlägerei oder sowas geraten?'' fragte er mich leicht entsetzt als er mich in meinen Zustand mit den ganzen Wunden und Felcken sah.
,,Oh, nein.. Das.. kommt von meinen Eltern''
Ich flüsterte das Ende. Ich wollte nicht umbedingt, dass jemand davon bescheid wusste. Es war mir peinlich.
,,Von deinen Eltern?!'' schrie Jungkook etwas auf woraufhin ich erneut nur nickte.
,,Oh my..''
Ich sah schon eine Weile auf den Boden als ich plötzlich spürte, wie mich zwei dünne Arme umarmten. Diese Wärme, dass hatte mir mein ganzes Leben lang gefehlt. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl von jemanden zum ersten mal umarmt zu werden. Und dabei kannten wir uns seit gerade mal 5 Minuten.
,,Keine Sorge, ab jetzt bin ich für ich da, wenn du Hilfe brauchst. Sag mir einfach bescheid!''
Oh nein, nein, nein! Hör auf Jungkook! Womit habe ich das verdient?
Es ist nicht deine Schuld..
Plötzlich, und ohne auch nur einen Anschein darauf, brach ich letztendlich doch in Tränen aus. Noch nie hatte sich jemand so um mich gesorgt und gekümmert. Ich war so glücklich!
Lächel..
