Acht

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Nachdem die Mannschaft aus dem Zimmer verschwunden ist, will ich meine Jungs auf den Vorfall vorhin ansprechen. Auch wenn ich Angst habe, ist es besser. Ich muss einfach alles verstehen. Erst wenn ich eine Erklärung habe, werde ich sie mit dem Thema in Ruhe lassen.

„Woher kennt ihr Anthony?",frage ich. Ich habe keine Ahnung wie die Jungs reagieren werden, aber ich habe eine Ahnung das sie mich anlügen werden.

„Du kennst doch Anthony Mum",versucht Damian vom Thema abzulenken. Ja ich kenne einen Anthony, aber den mein ich nicht. Warum können sie mir nicht einfach die Wahrheit sagen?

„Ich meine nicht den Anthony vom Fußball. Ich meine den Mafiaboss Anthony",sage ich streng. Mir reicht es wirklich. Seit dem der Unfall passiert ist, weiß ich nicht mehr wer meine Kinder wirklich sind. Ich habe das Gefühl das es Fremde sind. Fremde gefangen in dem Körper meiner Kinder. Das würde dann auch die Krankheiten erklären. Immer noch gucke ich sie an. In meinen Augen erkennt man Wut und Enttäuschung.

„Kann mir einer bitte antworten?",frage ich nach einer Zeit. Ich kann das einfach nicht fassen! Ich möchte doch nur das sie ehrlich zu mir sind. Auch wenn sie es wahrscheinlich nicht mehr sind.

„Wir kennen ihn nur so flüchtig",versucht Timo die Lage zu beruhigen.

„Nur flüchtig also? Dann könnt ihr mir doch sicherlich auch erklären warum er mich dann angesprochen hat und unbedingt wissen wollte wie es euch so geht?",frage ich sie erneut. Das Gefühl das ich übertreibe habe ich. Aber welche Mutter sieht gerne das ihre Kinder in einer Mafia sind? Keine! Für mich sind die beiden das wichtigste auf der Welt und das ich sie jetzt im Krankenhaus besuchen muss ist nicht so mein Ding. Mein Ding ist eher was mit ihnen zu machen. So gerne ich auch die Wahrheit wissen will, werde ich sie nie bekommen.

„Es ist nicht unsere Schuld. Wir wollten nur ein wenig Geld verdienen, damit wir mehr Zeit mit dir verbringen können. Dann meinte ein Kumpel von uns er weiß was. So hat er einen Termin gemacht und nun sind wir darin und können nicht mehr aussteigen",erzählt Damian alles im Schnelldurchlauf. Mittlerweile habe ich angefangen im Zimmer rauf und runter zu gehen. Irgendetwas brauche ich was mich beruhigt, aber das ist ganz sicher nicht diese Situation. Immer noch mache ich mir Sorgen und ich werde einen Weg finde wie die aus der Sache wieder raus kommen! Ich lasse nicht zu das meine Kinder ihr Leben ruinieren! Jeder weiß was passiert, wenn man eine Person aus der Mafia kennt oder wenn man drinnen steckt. Alles fällt mir schwer zu begreifen, aber die beiden haben Recht. Es gab eine Zeit wo ich nur arbeiten war. Als sie mir erzählt haben das sie eine Job haben, damit ich nicht mehr jeden Tag weg bin, habe ich mich gefreut. Aber ich wollte nie was von deren Geld annehmen. Also haben sie beschlossen kein Taschengeld mehr zubekommen. Das war für mich nicht so gut zu verkrafte, da ich einfach nicht wollte das sie jetzt schon arbeiten. Ich wollte ihnen alles bieten und auch für sie da sein, aber das ging nicht. Es ging immer nur eins. Mir war auch ein Dach über dem Kopf wichtig.

„Dann gibt es jede andere Möglichkeiten und nicht so eine! Ein normaler Job hätte das auch getan",sage ich. Immer noch bin ich fassungslos das sie es so gemacht haben.

„Das wissen wir, aber es gab da mehr Geld. Wir wollten dich unterstützen. Mit dir verreisen und alles. Nicht nur das du die ganze Zeit arbeiten gehst",sagt nun Damian. Ich kann beide doch so gut verstehen. Ich weiß wie es ist niemanden zu haben. Ich hätte wissen müssen das die beiden sich so fühlen, wie ich es an manchen Tagen gefühlt habe. Wir sind einfach Familienmenschen.

„Und was ist mit eurer Zukunft? Ich meine wenn ihr irgendwann mal eine Frau kennenlernt. Wollt ihr dann den Job immer noch machen?",frage ich vorsichtig. Ich weiß wie ich reagiert habe, aber wie würde dann die Frau reagieren? Ich glaube das sie nicht so begeistert davon wäre und so schnell wie möglich abhauen wird. Keiner hat in Brasilien eine gute Chance heil aus der Sache raus zukommen. Selbst ich bin jetzt schon in Gefahr. Weil ich mit dem Boss geredet habe und der Polizei nichts gemeldet habe, kann ich schon lebenslänglich bekommen und wenn sie erfahren das meine Söhne mit in der Sache verwickelt sind, dann werde ich gar nicht mehr verschont. Ich kenne die Gesetzte, dennoch sage ich nichts. Ich muss meine Kinder einfach beschützen. In ihren Gesichtern erkenne ich das sie immer noch über meine Frage nachdenken. So gerne würde ich wissen wollen was in den Köpfen der beiden vor sich geht.

Mit Euch an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt