Hogwarts

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Sirius' Sicht:

"Sirius!", sagte eine dumpfe Stimme in seinem Ohr, "Sirius, aufwachen!" Licht drang durch seine geschlossenen Augenlider. "Huuuh?", Machte er, streckte sich und setzte sich auf. James und Remus waren in heller Aufruhr und sofort wusste Sirius warum. Der Zug war langsamer geworden. Und als Sirius sich gelenke-knackend aufrichtete, konnte er sie Lichter des kleinen Bahnsteigs schimmern sehen, die immer näher kamen. James beeilte sich, die ganzen restlichen Süßigkeiten in den Koffer zu stopfen, als sie auch schon das Quietschen des anhaltenden Zuges hörten. Die Drei schlüpften durch die Abteiltür darauf bedacht nicht auf das Sandwich und die Bohnen zu treten. Sirius war ein wenig schwindlig, so schnell war er aufgestanden. Die Koffer ließen sie im Abteil, denn diese wurden wie jedes Mal nach oben in das Schloss gebracht. Kaum waren James, Sirius und Remus auf den Bahnsteig getreten, waren sie auch schon bis auf die Knochen nass. Es regnete so heftig, das man kaum etwas sehen konnte, außer das Licht einer riesigen Laterne. "Erstklässler hier her!", Rief eine Stimme und die Drei stolperten auf sie zu. Die Stimme stammte von einem kleinen, dürren Mann, der grau melierte Haare und einen langen roten Umhang hatte, der sich bereits mit Wasser vollgesogen hatte. "Erstklässler!", Brüllte der Professor erneut. Eine Traube von schnatternden und vor Kälte bibbernden Erstklässler hatte sich um den Lehrer versammelt. "Mein Name ist Professor Kesselbrandt, ich unterrichte das Fach 'Pflege magischer Geschöpfe' und fahre jedes Jahr die Erstklässler über den See nach Hogwarts. Ich möchte, dass ihr nicht drängelt und Viererpaare für die Boote bildet. Haben das alle verstanden?" Die Erstklässler nickten eifrig und folgten dem Schein der Laterne, als Professor Kesselbrandt ihnen voraus zum großen See schritt. Sie stapften durch den Schlamm und die Dunkelheit, die sich wie ein Mantel um sie gelegt hatte. Weit über ihnen schwebte eine schmale Mondsichel, die die fallenden Regentropfen in ein kühles Licht tauchte. Sirius lief mit James und Remus ganz hinten, damit sie sich besser unterhalten konnten. "Wen nehmen wir mit ins Boot?", Fragte Sirius laut, um den Regen zu übertönen. "Die Freundin meiner Mutter, Mrs. Pettigrew, die hat einen Sohn, der heißt glaub ich Paul oder so, den können wir suchen!", rief James. "Was?", rief Remus zurück. "Wir suchen den Sohn einer Freundin meiner Mutter!", Rief James, nun noch lauter. "Ach so!", schrie Remus zurück. James drängelte sich durch die anderen Schüler, und kam wenig später mit einem kleinen, pummeligen Jungen zurück. "Das ist der Sohn von Mrs. Pettigrew! Wie heißt du noch mal, Paul?", Rief James durch den Regen. "Ich heiße Peter!", rief der Junge zurück, wobei er sich nervös die Hände rieb. "Du kannst ruhig näher kommen, wir beißen nicht!", Lachte Sirius. Hätte er sich zu Remus umgedreht, dann hätte er den gequälten Gesichtsausdruck gesehen, den er gerade angenommen hatte. Doch das hatte er nicht.
Nun zu viert schritten sie weiter, bis sie endlich an den Booten ankamen, die auf der aufgewühlten, schwarzen Oberfläche des Sees hin und her schaukelten. Professor Kesselbrandt setzte sich in das größte und wartete, bis sich alle Schüler in die Boote gesetzt hatten. Sirius setzte sich zuerst in eines der Boote auf die Sitzfläche, in der sich eine Pfütze voll Wasser gebildet hatte, und die anderen Drei folgten ihm. Es dauerte lange, bis alle Erstklässler in den Booten saßen und es wurde immer kälter und stürmischer. Endlich setzten sich die Boote durch Magie von selbst in Bewegung und durchschnitten die Wasseroberfläche auf dem Weg nach Hogwarts. "Ich frag mich, was passiert, wenn ich ins Wasser springe, und mich hinten an das Boot hänge!", Fragte James aus dem Nichts heraus. "Probiere es doch aus!", Grinste Sirius. Und bevor James etwas erwidern konnte, hatte er ihn gepackt und ins Wasser geschubst. Keuchend und fluchend tauchte James auf und klammerte sich hinten an das Boot. "Bist du verrückt?!?", Rief er und versuchte sich hochzuziehen. Sirius hoffte, dass er nicht zu weit gegangen war und streckte ihm seine Hand aus, um ihn hochzustemmen. Und mit einem gewaltigen Ruck hatte James ihn plötzlich ins kalte Wasser gerissen. Völlig überrascht tauchte er ein und verschluckte sich. Hustend griff er nach dem Boot, doch er konnte es nicht mehr erreichen. James hing noch immer an dem Boot und rief ihm zu, er solle schwimmen. Sirius beeilte sich, neben ihm, gefährlich nahe, tauchten weitere Boote auf, in denen Schüler mit weit aufgerissenen Mündern saßen und ihn anstarrten. Remus schrie ihm etwas zu, doch der Regen war zu laut, um irgendwas zu verstehen. Der Bug eines Bootes traf ihn von hinten an der Schulter und augenblicklich zuckte ein stechender Schmerz durch seinen Oberarm. Schwere Wellen drückten ihn Unterwasser und für einen Moment bekam er keine Luft mehr. Nach Sauerstoff schnappend tauchte er auf und versuchte den Rand des Bootes zu ergreifen. Mittlerweile hatte auch Professor Kesselbrandt das Chaos bemerkt und fuchtelte panisch mit dem Zauberstab, um die Boote anzuhalten. Und noch im selben Moment stoppten sie. Sirius atmete erleichtert aus und schwamm zitternd rüber zu seinem Boot, wo ein besorgter Remus, ein kreidebleicher Peter Pettigrew und ein belustigt grinsender James auf ihn warteten. "Alles in Ordnung?", fragte Remus sofort und zog ihn wieder auf seinen Platz. "Passt schon...", sagte Sirius und grinste, zuckte aber zusammen, als James ihn an der Schulter berührte. "Bist du dir sicher?", Fragte Peter. "Ja, ja. Alles gut!" James kicherte leise. "Du bist aber auch wirklich selbst Schuld!"
Professor Kesselbrandt drehte sich zu ihnen um. "Alles ok mit dir?", fragte er, zutiefst betroffen. "Jahaaa!", rief Sirius genervt zurück. "Wieso zum Merlins Bart warst du überhaupt im Wasser!", Schimpfte der Professor. "Bin reingefallen!", log Sirius und sah betreten auf seine klitschnassen Füße.
Der Professor drehte sich wieder um und Sirius wusste, dass dies noch Folgen für ihn haben würde. Aber im Moment interessierte ihn das nicht sonderlich. Denn in dem Moment, als die Boote sich wieder in Bewegung setzten, waren vor ihnen Lichter zu erkennen, viele und große. Und im schwachen Schein des Mondes konnten sie die riesenhaften Umrisse von Hogwarts erkennen. "Wow!", hauchte Remus leise. Hinter ihnen gab es eine Menge "Oooh!"s und "Aaah!"s als das Schloss durch den Regen hindurch immer mehr Gestalt annahm. Immer größer wurde das Schloss vor ihnen, riesige Türme und Fenster waren zu erkennen. Einladendes, warmes Licht strömte durch die Türen des Schlosses und sie konnten es kaum erwarten, dieses zu betreten. "Duckt euch!", Rief Professor Kesselbrandt über seine Schulter hinweg. Die Boote wurden langsamer und fuhren nacheinander durch einen Vorhang von Efeu in eine Art unterirdischen Hafen ein. Zitternd und fröstelnd stiegen sie aus und spürten festen Boden unter ihren Füßen. "Folgt mir, bitte!", sagte Professor Kesselbrandt und winkte sie mit einer Handbewegung zu sich. Die Gruppe der Erstklässler trottete ihm  nervös hinterher zu einem riesigen Eichentor. Der Professor klopfte Drei mal daran und das Tor öffnet sich.
Dahinter stand eine Hexe mit einem Smaragdgrünen Umhang und einem schottisch gemusterten, spitzen Hut der auf den streng zusammen gebundenen, schwarzen Haaren saß. "Guten Abend, Erstklässler! Ich bin Professor McGonagall und unterrichte Verwandlung in Hogwarts.", sagte sie mit einer schneidenden Stimme und musterte sie streng durch ihre eckige Brille hindurch, "Folgt mir bitte schnell, ihr seid spät dran!" Remus warf Sirius einen vielsagenden Blick zu und er grinste zurück. Pfützen hinterlassend stapften die Erstklässler
ihr nach und wurden von ihr in eine kleine Kammer geführt, wo sie sich eng zusammen quetschen mussten. "Ihr wartet hier, so leise wie möglich, ich hole euch gleich wieder ab um euch in die Häuser einzuteilen!", sagte Professor McGonagall und verließ die Kammer. Sofort fingen die Schüler aufgeregt an zu reden. "Glaubst du, es wird eine Prüfung geben?", fragte ein Mädchen aufgeregt hinter ihnen. "Völliger Quatsch!", Sagte Sirius und drehte sich zu ihr um, "Man kriegt nur einen sprechenden Hut aufgesetzt, der einen in die Häuser einteilt!" "Oooch!", maulte das Mädchen, "Wie langweilig, dann hab ich ja umsonst die Sprüche auswendig gelernt!" Die Tür öffnete sich wieder und Professor McGonagall trat erneut ein. "Ich führe euch jetzt in die große Halle und erwarte von euch ein angemessenes Verhalten! Denn dort werdet ihr in eure Häuser eingeteilt, die gleichsam eure Familien sind. Wenn ihr etwas wichtiges erreicht werden Punkte für euer Haus vergeben, solltet ihr jedoch gegen die Regeln verstoßen, werden euch welche abgezogen." Ihr Blick ruhte auf James und Sirius, die sich zugrinsten. Sie drängelten sich durch die Tür und befanden sich nun in einer riesigen Empfangshalle. Ein schweres Holztor öffnete sich vor ihnen und gab den Blick auf die große Halle frei. "Nicht übel!", flüsterte Remus ihnen zu. Die Decke der Halle sah aus, als wäre sie gar nicht vorhanden. Graue Wassermassen stürzten scheinbar vom schwarzen Himmel herab, landeten jedoch nie auf dem Boden. "Die Decke ist verhext!", hauchte James. Hunderte Augenpaare starrten die Erstklässler an, wie sie durch die riesige Halle nach vorne stolperten, wo auf einer Empore die Lehrer saßen und sie ebenfalls interessiert musterten. Sie blieben vor einem Hocker stehen, auf dem ein alter, zerschlissener Hut lag. "Ist das der...", begann Remus zu fragen, wurde jedoch von keinem geringeren, als dem Hut selbst unterbrochen. Die Krempe des Hutes hatte sich einen Spalt weit aufgetan und er begann zu singen.

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