1: Perfection

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Kunst.

Es ist eine wesentliche Ausdrucksform für Gefühle und Gedanken, welche Menschen bewegen. Kunst ist hierbei weniger das, was Kritiker und Spekulanten für wertvoll und handelbar halten, sondern vielmehr all das, worin der Künstler ein Stück von sich selbst gegeben hat.

,,Kunst ist eine Explosion!", rief er.

Seine blonden Haare wirbelten auf, als er eine Bombe hochgehen ließ. Er schwebte direkt über mir auf seinem schneeweißen Vogel.

Ich riss die Arme vor mein Gesicht und versuchte mich vor der Wucht der heißen, staubigen Druckwelle zu schützen.

Ein lauter Knall zerfetzte die Luft; zerfetzte die Stille. Im selben Augenblick erschien ein riesiger Ball aus Feuer und Farben. Es war ein tödliches, schillerndes Spiel. Die lodernden Wolken glühten in der mondlosen Nacht. Sie brüllten voller Temperament den Beginn ihres Sekundenlebens hinaus in unsere verkommene Welt, und machten genau diese Welt für einen Augenblick vollkommen.

Meine Ohren hatten noch nie zuvor so laut gedröhnt, wie jetzt. Als der rotgelbe Ball am schwarzen Himmel verglühte, verglühte im selben Moment nicht nur seine Kunst, sondern auch diese eine vollkommene Welt.

Das Licht erstarb flimmernd irgendwo am Horizont. Der scharfe, bittere Geruch von Rauch hüllte mich ein und blieb in meinen Kleidern und Haaren haften. Er flutete schleichend meine Lunge. Ich hustete.

Er riss den Kopf überrascht in meine Richtung. Seine dunklen Sachen flatterten im Wind.

Ich hob die Hände nach oben, als Zeichen dafür, dass ich nicht hier war, um zu kämpfen.
Meine Mundwinkel hoben sich in der Erinnerung an seine Explosion.

,,Das ist verdammt cool!", schrie ich euphorisch und breitete die Arme noch weiter aus. Ich war mir nichtmal sicher, ob meine Stimme zwischen Rauch und Wind verloren gegangen war.

Wir starrten einander an.

,,Ich meine deine Explosion!", rief ich wieder, weil ich einfach das Gefühl hatte, irgendwas sagen zu müssen.

,,Kannst du noch eine machen? Sie war wunderschön!", strahlte ich und drehte mich einmal um die eigene Achse. Man, musste ich bekloppt aussehen.
Über beide Ohren grinsend und überall vom Staub verdreckt.

Plötzlich hörte ich den blonden Jungen lachen. Er war jung, ich denke sogar, wir waren im selben Alter.
,,Wer bist du überhaupt?!", brüllte er. Ich konnte ihn fast nicht verstehen, so weit oben flog er.

Also senkte ich die Hände und bildete mit ihnen eine Art Sprachrohr vor meinem Mund. Ich atmete tief ein; meine Brust füllte sich mit der angesengten Luft, die er verursacht hatte.

Und dann hallte mein Name über die rauchende Fläche.

,,Akina!"

Es war die Nacht, als wir uns das erste Mal trafen.

A R TWhere stories live. Discover now