14: Anxiety

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Jin wirbelte herum, riss den Arm hoch, um den Stich eines Kunais abzufangen, das auf uns zu gerast kam. Die Klinge glitt an seinem Unterarm ab, hinterließ einen blutenden Schnitt. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wich er zurück. Blut spritze auf den Boden.

Ich wollte vor Entsetzen schreien, aber plötzlich stand der Mann mit den hellen Augen vor mir. Hart und kalt wie Diamanten. Er rammte mir mit voller Wucht seine Faust in den Magen. Ich spürte richtig, wie sich mein Brustkorb zusammen zog. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und vor Schreck vergaß ich, wie man atmete. Brennende Galle verätzte meine Speiseröhre. Ich war keine Kämpferin. Ich war eine Iryonin und im Kampf weniger erfahren.

Ich taumelte über den Boden. Jin brüllte meinen Namen, der Mann griff nach meiner Jacke, aus der ich mich mühsam herauswand. Ein bisschen mehr Sauerstoff strömte in meine Lungen. Panisch sah ich mich um, stellte mit erdrückender Erleichterung fest, dass Jin es beinahe geschafft hatte, einen der beiden Angreifer niederzustrecken.

,,Lauf weg, Akina!", brüllte er mich an, aber ich schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. Plötzlich sah ich eine Faust auf mich zu rasen.

Im letzten Moment ging ich in Deckung. Mein Angreifer spielte in einer anderen Liga als ich. Er ließ seinem ersten Schlag bereits einen weiteren folgen, sodass ich gleich wieder stolpernd abtauchen musste. Ich erinnerte mich an das halbes Jahr Nahkampfttaining, das ich vor meiner Ausbildung zur Heilerin über mich ergehen lassen musste. Ich nutzte meine Position dazu, meinen ganzen Körper nach oben zu katapultieren, während ich mit dem Handballen auf seinen Adamsapfel zielte. Aber ich bekam nicht genug Wucht in die Bewegung, meine Arme waren zu schwach. Trotzdem taumelte der Mann einen Schritt zurück, und aus seiner Kehle stieg eine Mischung aus belustigtem Lachen und Schmerzensschrei. Mit funkelnden Augen packte er mich an den langen Haaren und zog. Stöhnend kippte ich seitwärts weg. Er war unfassbar stark. Meine Kopfhaut brannte wie Feuer, als ich meinem Angreifer mühsam den Fuß in die Kniekehle rammte, sodass wir beide zu Boden gingen. Meine Haare ließ er jetzt zwar los, aber seine Faust war bereits wieder unterwegs, diesmal zu meinem Schlüsselbein. Ich glaubte, ein Knacken zu hören. Bei dem Geräusch wurde mir ganz schlecht. Vergeblich kämpfte ich gegen seinen Griff an. Ein absoluter Anfängerfehler, wenn der Gegner einem an Körperkraft so weit überlegen war.

Er schlang seine Arme um meinen Brustkorb, immer fester und fester drückte er zu, bis ich keine Luft mehr bekam. Sein Gesicht schwebte dicht vor mir. Ich wollte ihm meine Fingern in die eisblauen Augen stechen, ihn beißen, kratzen, aber ich konnte mich nicht rühren. Er drückte mir weiter die Luft aus den Lungen, wieder riss er die Faust hoch, und diesmal konnte ich mich nirgendwohin flüchten. Er schlug mir hart ins Gesicht.

Sterne tanzten vor meinen Augen, fast hätte ich mich übergeben. 

,,Lass sie los, du Schwein!", hörte ich Jin schreien. Fast in der selben Sekunde wurde ich von dem Mann weggerissen. Sauerstoff strömte in meine gequetschten Lungen. Dann wurde ich von einem heftigen Hustanfall geschüttelt. Meine Augen tränten. Mir rann bereits der Speichel aus dem Mund, als ich auf allen Vieren keuchte und schnaufte. Es wurde langsam besser und ich drehte den Kopf zur Seite, sah den schlaffen Körper des anderen Angreifers. Seine offenen Augen starrten mich an und automatisch zuckte ich zurück. Jin hatte dem Mann das Genick gebrochen. Hastig wandte ich den Blick ab. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, kämpfte ich mich wieder auf die Füße.

Das Geräusch von aufeinandertreffenden Klingen dröhnte in meinen Ohren. Jin lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem Fremden. In unserem Team war Jin zweifellos das stärkste Mitglied, aber jetzt, verletzt und von der Dunkelheit behindert, kämpfte er mit grimmig gesenkten Augenbrauen und schmalen Lippen. Er parierte geschickt die Klinge des Katanas, das auf ihn niedersauste, setzte zu einem Gegenangriff an, dem der Maskierte mit erstaunlicher Beweglichkeit auswich. Jin verlor überrascht das Gleichgewicht und noch bevor ich den Mund öffnen konnte, um ihn zu warnen, landete der Stiefel des Fremden in seinem Kreuz. Er schrie wütend auf, versuchte weiter zu laufen, konnte aber nur noch stolpern. Der Tritt schleuderte Jin über die halbe Lichtung. Er prallte gehen einen Baumstamm und sackte benommen zu Boden.

A R TWhere stories live. Discover now