Prolog
„Daddy!“, schrie ich und trat gegen seinen Sitz. Mit aller Kraft versuchte ich ihn aufzuwecken. Als ich merkte das sich Wasser am Boden des Wagens sammelte bekam ich Panik. Dad war immer derjenige gewesen, der eine Lösung wusste. Der auf alles eine Antwort hatte, doch er wachte einfach nicht auf. Unkontrolliert schlug ich mit meinen Fäusten gegen die scheinbar undurchdringbare Glasscheibe unseres Vans. Meine Hände pochten. Dunkelheit umhüllte uns. Unsere Klamotten waren durchnässt und das Auto füllte sich viel zu schnell mit Wasser. Ängstlich versuchte ich die Tür auf zu bekommen doch sie regte sich keinen Zentimeter. Ich trat, schlug und schrie um Hilfe, so laut ich konnte, klopfte wieder und wieder gegen die eiskalte Fensterscheibe, es brachte alles nichts.
Zitternd ließ ich von der Tür ab und führte meine Hände zum Gurt. Verzweifelt versuchte ich mich von meinem ihm zu lösen doch er klemmte. Tränen der Angst rannen mein Gesicht hinunter, das Wasser ging mir bis zur Brust. Ich versuchte noch einige male den Gurt zu lösen doch er hielt mich gefangen. Ängstlich wand ich mich wieder an meinen Vater.
„Dad, wach auf!“, schrie ich und rüttelte an seinen Schultern. Ich hatte Angst, solche Angst und zitterte am ganzem Leib. Heiße Tränen kullerten meine Wangen hinab in das eisige Wasser.
„Wach doch auf!“, flehte ich weiter, schlug gegen seine Schulter, trat gegen seinen Sitz, doch er regte sich kein Stück. Ich versuchte es bei meinem Bruder der neben mir gesessen hatte.
„Eric, komm schon!“, flüsterte ich verzweifelt und rüttelte ihn. In voller Hoffung betete ich das er aufwachte, ich hatte solche Angst. Seine Augenlieder öffneten sich langsam und ein lächeln schlich sich auf mein Gesicht
„Eric!“, schrie ich voller Freute, doch diese verschwand sogleich wieder. Als er die Situation realisierte riss er seine Augen auf.
„Scheiße.“, fluchte er und schnallte sich ab um mir ebenfalls zu helfen den Gurt zu lösen. Angst stand in seinem Gesicht geschrieben als er an ihm zerrte. „Shit!“, schrie er und zog noch einmal kräftig dran, sodass er sich schließlich löste. Ich zog ihn zitternd in eine feste Umarmung.
„Ich habe Angst!“, hauchte ich und krallte mich an seinem Shirt fest, weil ich nicht wollte das er mich los ließ.
„Wir schaffen das.“, flüsterte er und strich mir über meine nassen blonden Haare. Er schien sich umzusehen, nach einem Ausweg zu suchen, was ich daran merkte das er seinen Kopf hin und her bewegte. Sein Herzschlag ging rasend schnell, seine Bewegugen waren hektisch, doch je mehr Zeit verging, desto ruhiger wurde er. Ich wusste er hatte keinen Ausweg gefunden.
Schluchzend zog er mich näher an sich heran und Küsste meinen Haarscheitel.
„Es ist bald vorbei.“, wisperte er und ließ mich nicht mehr los. Ich spürte seine warmen Tränen in meinen Haaren. Spürte wie er mich sanft hin und her wiegte und eine Melodie summte die ich nicht kante. Dabei strich er mir immer wieder über meinen Kopf und flüsterte wieder und wieder es wäre gleich vorbei. Er gab mir Sicherheit und doch wusste ich, es wäre bald vorbei. Ich zitterte und weinte ungehemmt, denn ich wusste was gleich kommen würde. Das Wasser würde weiter Steigen unsere Lungen mit Wasser füllen, die ganze Luft hinaus pressen und uns schließlich ersticken. Das war das Ende unseres Lebens. Ich schluchzte und schloss meine Augen. Meinen Bruder zog ich näher an mich, weil die Angst mich schon jetzt zu ersticken drohte.
„Wir schaffen das!“, war der letzte Satz den ich hörte ehe mich die Dunkelheit schon viel zu früh packte.
Stille.
Da war nichts. Ein scheinbar unendlicher weißer Raum und ich. War das der Tod? Ich stand auf uns drehte mich im Kreis. Doch niemand war da. Weder Dad noch Eric. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte meinen Körper und der Raum schien sich zu verkrümmen. Ich schrie vor schock auf und Atmete erschrocken aus. Wenige Sekunden später kam das stechen in meiner Brust wieder und zwang mich zu Boden. Ich schrie und presste die Luft aus meinen Lungen, meine Hände verkrampften sich. Wieder war es als ob der Raum sich aufzulösen schien. Ein immer lauter werdender viel zu hoher Ton drang in meine Gedanken und schien mich zu Boden zu zerren und meine Sinne zu vernebeln. Wieder verschwamm meine Sicht. Die Dunkelheit griff nach mir und zog mich ein weiteres mal in das angst einflößende Schwarz.
Es schienen Stunden vergangen zu sein, als ich meine Augen öffnete. Mein Blick war verschleiert und doch konnte ich den Arm meines Bruders erkennen, der schlaff von der Liege auf die er lag hinunter hing. Mein Herz begann wie wild zu pochen. Ich hörte Stimmen doch nahm nicht wahr was sie sagten. Als ich versuchte aufzustehen und zu meinem Bruder zu gehen hinderte ich etwas daran. Ich war fest geschnallt und konnte mich kaum bewegen.
„Eric!“, schrie ich, doch ich hörte meine eigene Stimme kaum. Verzweifelt und voller Angst streckte ich meinen Arm nach ihm aus, doch eine Gestalt stellte sich mir in den Weg.
„Lasst mich!“, brüllte ich
„Eric, wach auf!“ Ich wollte ihn sehen. Seine Hand halten. Mein Herz schlug immer heftiger und ich bekam keine Luft mehr. Die Gestalt ganz in weiß bückte sich zu mir runter. Als ich ihr in die Augen sah, versank ich wieder in der Schwärze.
„Nein!“, wollte ich schreien doch meine Lippen blieben geschlossen. Sie nahmen mir den einzigen der mir blieb.
„Lasst ihn in ruhe!“, wollte ich flehen, doch konnte nicht. Ich war alleine mit der Dunkelheit.