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Als ich am nächsten morgen erwachte, schien schon die Sonne durchs Fenster und ich hörte das Vogelgezwitscher. Ich schwang meine Füße aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Ich lies mir Zeit und stand geschlagene 30 Minuten unter der Dusche. Nachdem ich meine langen haselnussbraunen Haare geföhnt und hochgesteckt hatte, bereitete ich mir im der Küche mein Frühstück zu. Es gab Toast und Spiegeleier und ich schlang es förmlich hinunter.
Danach beschloss ich meine Mam anzurufen und ihr zu erklären, warum ich noch nicht in Kanada war.
Ich kramte mein Handy aus der Tasche, die ich gestern nur achtlos in die Ecke gepfeffert hatte, und wählte ihre Nummer.
Sie nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab.

"Clare? Wo bist du verdammt noch mal???? Ich mache mir solche Sorgen! Was ist passiert? Warum bist du noch nicht hier?"

Typisch Mam... Immer stellte sie so viele Fragen auf einmal, dass man garnicht wusste, auf welche man zuerst antworten sollte. Ich entschied mich erstmal für ein

"Hey Mam"

Als mir nach ein paar Sekunden stille immer noch niemand antwortete, fing ich an ihre Fragen zu beantworten

"Ähm... also das ist so...ich bin noch hier.. also Zuhause in Deutschland. Und.. ähm ich bin wohl auf dem Flughafen umgekippt. Jedenfalls bin ich dann im Krankenhaus aufgewacht. Mary hat meinen Flug storniert. Und sie sagt ich sollte mir lieber einen Privatflug leisten weil ich sonst nie in Kanada ankommen würde und da wollte ich fragen... ähm..."

"Ob ich dir den zahlen würde", schließt meine Mam und ich bejahte.

Es blieb lange still in der Leitung und ich konnte förmlich sehen wie sie die Stirn krauselte, was sie immer tat wenn sie nachdachte. Dann hörte ich sie tief Luft holen und sie sagte:

"Okay Schatz. Wir machen einen Deal. Du weißt ja dass ich dich wirklich sehr vermisse und ich nicht will dass du dort drüben so allein wohnst. Ich zahle dir den Flug... aber nur unter zwei Bedingungen!"

"Und die wären?", hake ich nach.

"Du nimmst den schnellsten Flug und...", sie zögert, was mich nur noch gespannter macht, "und du wirst nicht nur die Ferien über bleiben"

"Sondern?", frage ich mit einer bösen Vorahnung.

" Du wirst ein Jahr bleiben"

Mir stockt der Atem. Wie bitte? Meinte sie das ernst? Ein Jahr? Wie stellte sie sich das vor? Ich kannte ihren neuen Mann nur von Bildern und Erzählungen. Ich hatte noch nicht einmal mit ihm telefoniert oder so. Er war quasi ein Fremder. Und dann sollte ich einfach so mal ein ganzes verdammtes Jahr bei ihm und meiner Mam wohnen?? Höchstwahrscheinlich würden sie eh nie was mit mir unternehmen, weil sie viel zu beschäftigt mit sich selbst waren. So , denke ich, benehmen sich Verliebte doch oder? Sie nahmen auf nichts und niemanden Rücksicht und taten einfach das worauf sie gerade Lust hatten. Was das in diesem Fall war, wollte ich mir lieber nicht vorstellen...

"Mam...  wie stellt du dir das vor? Ich habe hier ne Wohnung und Freunde"

Ja ok, Freunde ist übertrieben... sagen wir Schulkameraden. Ich unternahm nie etwas. Wirklich nie. Ich konnte nicht. Ich wollte auch nicht.

" Schatz? Och komm schon ein bisschen Abwechslung tut dir doch auch mal gut und außerdem findest du hier bestimmt neue Freunde. Gleich nebenan wohnt so n Typ... der müsste in deinem Alter sein. Und die Straße runter wohnt noch eine Familie mit Zwillingen. Ich glaube mit denen könntest du dich auch gut verstehen. Weist du? Ich will doch nur das beste für dich."

Resigniert seufzte ich.
Ich erkannte, dass jede Wiederrede zwecklos wäre und seufzte erneut.

"Okey mam. Ich komme und bleib für ein Jahr. Es wird ja wohl nicht sooo schlimm sein..."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 30, 2016 ⏰

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Ich und Du und zwischen uns die AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt