Im Spiegel sah ich nochmal nach, ob meine dunkelblonden Haare saßen, ob mein Bart perfekt rasiert war, sodass man die Stoppel sah, aber nicht mehr. Mein schwarzes Shirt saß auch perfekt, sowie meine schwarze Skinnyjeans. Ich zog mir noch eine Lederjacke drüber, damit ich lässig aussah, ging dann aus dem Haus zu meinem selbst finanzierten, schwarzen Audi. Zuerst drehte ich die Musik von All Time Low auf volle Lautstärke, bevor ich den Motor richtig startete und mich auf den Weg zur Psychiatrie machte, wo Josefine arbeitete. Ob sie sich freuen wird, mich zu sehen? Wenn ich so darüber nachdachte, waren ihre blauen Augen noch kälter geworden, als sie am Anfang waren. Ihre blonden, langen Haare waren glänzender, als am Anfang. Vor mir verhielt sie sich wie eine Hexe. Irgendwas stimmte nicht.
L U K E
Unser erstes Treffen spielte sich in meinem Kopf ab, wie ein Film. Immer und immer wieder sah ich uns zwei im Café sitzen, wie ich ihr ihre Lieblingsblumen überreichte und alles bezahlte, was sie wollte. Auf einmal bemerkte ich, dass ich mich schon auf dem Parkplatz der Psychiatrie befand und fast in das Auto ihrer Chefin hinein fuhr. "Fuck.", kam es von meinen trockenen Lippen. Nur wenige Schritte später, befand ich mich im riesigen Gebäude voller kranken Menschen. Ich fühlte mich nie wohl hier, selbst Krankenhäuser mied ich, solang es ging. Größtenteils lag es daran, dass ich Angst vor behinderten Menschen hatte. Vor Menschen, die anders waren, viel zu anders. Sie waren einfach unberechenbar. Und das Krankenhaus erinnerte mich zu sehr an den Tod. Meine Eltern sind beide im Krankenhaus gestorben, nachdem sie einen Flugzeugabsturz nur knapp überlebt hatten. Wenn man schon vom Tod sprach, da kam auch Joy's Chefin, Mrs Clark. Jamie Clark. Ich konnte sie bis auf den Tod nicht ausstehen. Noch nie hatte ich so einen kalten, bösartigen und rachsüchtigen Menschen kennen gelernt. Wenn man es sich einmal mit ihr verspielte, hatte man keine Chance mehr. "Oh, Lucas!", rief Mrs Clark mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Luke.", murmelte ich kaum hörbar und dezent genervt. Ich sagte es ihr jedes Mal. Schon kam sie auf mich zu. "Schön Sie zu sehen.", grinste sie. "Die Freude ist ganz meinerseits. Haben Sie meine Freundin gesehen?", fragte ich ihre Chefin, die nur verdutzt in meine blauen Augen blickte. "Ich hab sie heute vielleicht fünf Sekunden gesehen, vielleicht war es auch nur ihr Schatten oder wer anders. Sie war sehr schnell unterwegs, hat bestimmt viel zutun. Aber seit zwei Stunden hab ich sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.", gab die ältere Dame zu, zog ihren dunkelblauen Rock zurecht. "Oh, okay, danke.", kam es etwas verwirrt von mir. Auch auf der Arbeit verhielt sie sich so komisch. Was sollte das? "Soll ich etwas ausrichten, wenn ich sie sehe?", sprach Mrs Clark mir hinterher. "Nein, danke. Ich suche sie selbst.", sagte ich mit einem wütenden Unterton und machte mich auf.
Die Klinik war wirklich riesig. Ich betrat Flure, dessen Existenz mir total fremd war. "Oh, Calum!", hörte ich eine zarte Stimme aus einem Zimmer tanzen. So eine zarte Stimme hatte ich zuhause schon lange nicht mehr gehört. Ich ging drei Schritte zurück und lauschte an der Tür. Beim genaueren Hinsehen sah ich, dass es nicht mal ein Patientenzimmer war. Es war eine Abstellkammer. Ohne zu zögern öffnete ich die Tür der Abstellkammer und blickte in erstarrte Augen des Pflegers und meiner Freundin Joy.
So sauer war ich noch nie. Ich blendete ihre jammernde, flehende Stimme im Hintergrund aus. Wie sie mir hinterherlief, sich währenddessen anzog. Und der Pfleger, der auf cool tat und mir oder Joy keine Beachtung schenkte. Dann sah ich in diese grünen Augen eines Jungen. Er saß verängstigt im Wartezimmer und sah mich besorgt an. So eine schöne Tür zur Seele hatte ich noch nie gesehen. Und diese werde ich wohl nie wieder vergessen.
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Heathens {Muke ff}
Fanfiction"We know we've got each other", murmelte der Blonde müde eines seiner Lieblingslieder, merkte dabei aber gar nicht, dass dieser Typ sich wieder in seine Gedanken geschlichen hatte. Er schloss seinen Mac, somit auch seinen Tumblr, wo er immer nachsah...