11. Kapitel - Zwei erfreuliche Nachrichten

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Die nächsten Tage in Hogwarts verliefen nicht gerade ereignisreich. Jeden Tag kam dasselbe auf mich zu. Schulstunden, lernen und danach müde ins Bett hüpfen. Ich meine, natürlich ist in Hogwarts der Unterricht sehr viel interessanter, als in einer normalen Schule. 

Zum Beispiel haben wir letzte Stunde in "Verwandlung" Professor Mc Gonagall dabei zugesehen, wie sie eine Spinne vor unseren Augen in eine zwitschernde Amsel verwandelt hat. Ich fand es so aufregend, die zweite Direktorin Zaubern zu sehen, dass ich selbst Stunden danach noch vor Freude gezittert habe.

Doch ansonsten ist nichts wirklich atemberaubendes geschehen. Auf dem gesamten Weg von Zuhause, in die Winkelgasse und dann nach Hogwarts habe ich mir ausgemalt, was alles auf mich zukommen würde. Doch nichts von alldem ist eingetreten.  

Ich saß gerade gedankenverloren im dusteren Gemeinschaftsraum der Slytherins und hatte ein Buch zur Hand genommen, welches sich mit "Geschichte der Zauberei" befasste. 

Morgen würde wahrscheinlich ein Test zu diesem Thema anstehen und ich hatte das Gefühl, dass ich noch nicht genügend vorbereitet war.

Eine Weile lang konnte ich mich nicht konzentrieren, da ein paar Slytherins lautstark am Tisch mir gegenüber lachten. Sie wurden immer lauter und es sah nicht danach aus, dass sie in kürzester Zeit damit aufhören würden.

Gerade als ich etwas erwidern wollte fiel mir ein, dass sie eh nicht auf mich hören würden und ich nur noch mehr Ärger hätte. 

Deshalb versuchte ich mich zu beruhigen und beobachtete geistesabwesend die Schatten des Feuers im Kamin, welche munter auf den Baumwollteppich tanzten, als kannten sie keine Sorge. Als würde ihr Dasein nur aus Tanzen bestehen. Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, vollkomen sorgenfrei zu sein. 

In Gedanken versunken saß ich also in meinem Sessel im Gemeinschaftsraum und blätterte zwecklos die Seiten meines Buches durch, als sich plötzlich eine Hand von hinten auf meine Schulter legte. Ich sah auf.

"Hey, Jack. Ich kann grad nicht reden. Muss für den Test morgen lernen." Sagte ich nur um einen Grund anzugeben. Ich hatte keine Lust zu reden.

Jack war einer der wenigen Freunde die ich in Slytherin gefunden hatte. Sein Lieblingshaus war ebenfalls Gryffindor. Wir hatten uns auf anhieb gut verstanden. 

"Kannst du nicht kurz Pause machen. Ich habe was sehr spannendes zu erzählen."

Genervt klappte ich mein Buch zu und schaute Jack ins Gesicht. 

"Machs kurz!"

"Es geht das Gerücht um, dass der sprechende Hut wieder gefunden wurde und wir in unsere Häuser eingeteilt werden können."

Neugierig setzte ich mich auf. Ich konnte nicht fassen was er da erzählte. Wenn das stimmte, konnte ich endlich nach Gryffindor. 

"Das ist ja klasse. Und haben sie auch den möglichen Verräter geschnappt?", fragte ich mit hoffnungsvoller Stimme. 

"Das weiß ich leider nicht. Dieses Gerücht habe ich zufälligerweise mitbekommen, als sich drei Zauberer aus Hufflepuff zum Frühstück in der großen Halle darüber unterhalten haben. Ich hoffe nur, dass sie die Wahrheit gesagt haben." Jack setzte sich in einen übergroßen Sessel neben mich. 

Da sprach er mir aus der Seele. Ich wünschte mir für einen Moment so stark, dass dieses Gerücht der Wahrheit entsprach. 

"Falls der sprechende Hut tatsächlich gefunden wurde, wäre es echt toll, wenn wir beide nach Gryffindor kommen würden.", sagte ich nun komplett abgelenkt von dem anstehenden Test morgen. 

"Ja! Das wäre echt der Hammer. Und selbst wenn wir in unterschiedliche Häuser kommen, können wir uns ja in der Großen Halle bei den Mahlzeiten austauschen." Jacks Gesicht war so viel fröhlicher als das Meine. Doch nun hatte diese Nachricht auch meinen Tag besser gestaltet. 

Jack und ich unterhielten uns noch eine Weile darüber, wie toll es wäre nach Gryffindor zu kommen. Wir beide stellten uns vor, wie es dort wohl aussehen könnte. Naja, er stellte es sich "nur" vor.

Ich überlegte ob es wohl genauso aussah, wie in den Büchern. Davon sagte ich Jack natürlich nichts. Er würde es ohnehin nicht verstehen. 

Mit begeisterten Gesichtern sprachen wir weiter, bis tief in die Nacht hinein, weil uns einfach nicht müde wurde. Nur noch wir beide befanden uns im Gemeinschaftsraum, alle anderen Slytherins waren bereits schlafen gegangen. 

Urplötzlich vernahm ich jedoch ein leises Klicken hinter mir und die Eingangstür wurde abrupt aufgerissen. Ein Schüler mit lockigen, schwarzen Haaren stürzte in den Gemeinschaftsraum und blieb atemlos vor unseren Sesseln stehen. Ich erkannte ihn als Andrew. 

"W-Was ist denn los?", fragte ich etwas schockiert.

"I-Ich habe eine tolle Nachricht für euch."

Schon wieder eine? Es scheint so als würde sich dieser Tag zu meinem besten im Leben entwickeln. 

"Gerade war ich unten in der Großen Halle und habe mich hinter einer Säule versteckt. Dort waren sämtliche Lehrer versammelt und ich habe sie belauscht!" Andrew klang so euforisch wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte.

"U-Und. Was hast du gehört?" Auch Jack schien allmählich seine Geduld zu verlieren. 

"Dumbledore hat verkündet, dass er uns Schüler morgen zum Frühstück  in der Großen Halle eine Rede halten wird und er hat irgendwas von dem sprechenden Hut und den Erstklässlern erwähnt. Mehr habe ich nicht verstanden. Dann bin ich hierhergekommen. Anscheinend wurde der sprechende Hut tatsächlich wieder gefunden." 

Natürlich hatte auch Andrew von dem Gerücht gehört. Jeder in Hogwarts hatte das wahrscheinlich. Doch wenn ich das richtig verstande habe, würden die Erstklässler morgen endlich in ihre Häuser eingewiesen werden. Bei diesem Gedanken machte mein Herz einen Freudenssprung. 

Reise nach Hogwarts ||  H.P.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt