Louis' Sicht:
Wir fuhren die Einfahrt hoch und ich sah unser Haus.
„Willkommen zurück, Louis!“, lachte mein Vater, als ich ausstieg.
„Ich hasse euch!“
Ich nahm soviel von meinem Gepäck, wie ich mit den Krücken tragen konnte und verschwand in meinem Zimmer. Dort hockte ich den Rest des Tages und heulte in mein Kissen.
Ich ging nicht zum Abendessen, nicht einmal aufs Klo – ich hatte an diesem Tag auch so gut wie nichts getrunken.
Am Abend lag ich immer noch in meinem Bett, den Kopf in das Kissen vergraben, meine Sachen und die Krücken hingeschmissen.
Mein Vater kam herein.
„JETZT IST ABER MAL GUT! DAS HÄLT JA KEIN MENSCH AUS!“, brüllte er.
Ich sah ihn kurz mit meinen verheulten Augen an.
„Wenn du nicht bald die Klappe hältst, sperr ich dich in den Keller!“, fügte er hinzu.
Ich drehte mich wieder weg und er ging.
Logisch, dass seine Worte für mich kein Grund waren, nicht mehr an Harry zu denken und nicht mehr zu weinen. Ich würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Die Liebe meines Lebens, zerstört von meinen Eltern.
Hass kann nicht mal annähernd beschreiben, was ich in dem Moment für sie empfand.
Ich heulte noch ewig weiter und irgendwann kam mein Vater wieder.
„Jetzt reicht es!“ Er packte mich unsanft am Arm und zog mich aus dem Zimmer.
„Auu mein Bein!“, rief ich.
„Ach heul' nicht rum!“ Er zerrte mich quer durchs Haus. An der Treppe blieb er stehen, hob mich hoch und trug mich runter in den Keller. Dort setzte er mich auf eine Matratze.
„Gute Nacht!“, knurrte er und lief wieder nach oben.
Es war dunkel und kalt hier. Ich legte mich hin und versuchte zu schlafen. Immer wieder bildete ich mir ein Hazza's Stimme zu hören.
„Lou? Lou, wo bist du?“, sagte sie, „Ich brauche dich, Lou. Ich kann nicht ohne dich!“
Andauernd sah ich dieses Bild vor mir, wie er 'Ich liebe dich' flüsterte und wie er mich dabei angesehen hatte.
Wieder rollten mir Tränen über das Gesicht.
Noch einige Stunden lag ich da und konnte nicht einschlafen. Gequält von schrecklichen Gedanken: *Was, wenn Harry sich etwas antut? Oder was wenn er jemand anderen findet und mich total vergisst?*
Ich wusste nicht was schlimmer wäre.
Irgendwann gegen 3Uhr morgens war ich dann eingeschlafen, doch lieber wäre ich wach geblieben.
Ich träumte davon, dass ich Harry sah, auf einer Wiese, an einem Baum lehnend. Ich kam näher und rief seinen Namen, doch er hörte mich nicht. Dann kam ein Typ auf ihn zu gelaufen, sie fielen sich in die Arme, sie küssten sich.
„Harry, was tust du da? Was soll das? Hast du mich denn so schnell vergessen?“, schrie ich.
Er jedoch reagierte nicht. Dieser Typ lief mit ihm Hand in Hand tanzend über die Wiese. Dann sah er mich an und sagte: „Du hast Harry allein gelassen, jetzt wird er für deine Fehler bezahlen.“
Dann fing sein Kopf an zu brennen, dann sein ganzer Körper, bis zu den Füßen. Harry und er liefen weiter und plötzlich öffnete sich vor ihnen ein riesiger Spalt im Boden.