In my head

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Der Sekt war noch kühl. Schnell nahm ich die Flasche aus dem Kühlschrank und hielt sie mir an die Stirn. Viel besser. Meine elenden Kopfschmerzen störten mich schon seit Stunden. Ich atmete durch und verließ die Küche wieder. Auf dem Weg in mein Zimmer begegnete ich Luke. Obwohl er nach wenigen Monaten nach seiner Geburt von meinen Eltern adoptiert wurde, benahm er sich trotzdem wie mein älterer Bruder. Wie Joe. Doch der Gedanke an meinen verstorbenen Bruder schmerzte zu sehr. Außerdem sah Luke mich jetzt an.
"Winnie, was ist dir denn zugestoßen?", fragte er verwundert und benutze dabei meinen (ich zitiere "süßen") Spitznamen. Ich lächelte schief.
"Ich hab einfach Kopfschmerzen, ist das so ungewöhnlich?", antwortete ich neckend. Er schüttelte den Kopf und gab mir vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. "Überhaupt nicht."

In meinem Zimmer durchsuchte ich meinen Rucksack nach irgendwelchem Zeug. Ich erinnerte mich noch gut daran, dass Filch, ein Kumpel von mir, mir einmal aus Spaß ein Beutel mit Mehl untergeschoben hatte. Allerdings war ich total ausgerastet, da ich weder was mit Drogen je zu tun hatte, noch was damit zu tun haben wollte. Außerdem hätte jemand das Tütchen ja auch ausversehen vor mir finden können.
Doch heute suchte ich eher nach dem Grund meiner Kopfschmerzen. Vermutlich hatte ich einfach zu wenig getrunken und geschlafen. Kein Wunder bei diesem Klausurstress. Ich legte meinen Rucksack beiseite und öffnete den Kleiderschrank. Als ich einen von Joes Hoodies gefunden hatte, zog ich meinen weinfarbenen Strickpullover und die schwarze Jeans aus, und zog ich über. Dann legte ich mich ins Bett und schloss die Augen.
Ich wollte einfach nur noch schlafen.

Gefühlte Stunden später klopfte es an meiner Tür.
"Zara? Kann ich reinkommen?"  Ich lächelte als ich seine Stimme erkannte.
"Klar." Was ein schöner Traum...
Ich kuschelte mich enger in meine Decke und lauschte den sanften Schritten von männlichen Füßen. Ich spürte seine Hand, die meine nahm als er sich auf dem Bett niederließ.
"Küss' mich", murmelte ich.
"Okay...?", ich spürte seine Hand, die jetzt über meine Wange strich. Sein warmer Atem vermischte sich mit meinem. Und ich öffnete die Augen.
"Logan?!",  ich erschrak. Das war gar kein Traum...! Er sah mich überrascht an. Schließlich küsste er mich leicht auf die Mundwinkel.
"Ja, ich bin's." Er lächelte verwirrt.
Ich konnte jetzt unmöglich sagen, dass ich dachte, ich würde träumen. Außerdem hatte ich ihn gerade darum gebeten mich zu küssen. War ich denn komplett bescheuert? Doch anstatt was zu sagen, lächelte ich ihn an. Das war eine der vielen Regeln die ich in Crush Rules gelesen hatte: Eine Frau durfte sich nichts anmerken lassen. Vor allem keine Verwirrung.
"Geht's dir nicht gut?",  fragte Logan nun stirnrunzelnd. Mist. Anscheinend funktionierte diese Regel doch nicht so gut. Zumindest bei mir. Obwohl ich eher die Schuld dem Buch gab.
"Ich hatte bloß ein wenig Kopfschmerzen", ich wollte schon aufstehen, aber das ging nicht, weil a) ich außer Joes Hoodie (und meinem Slip) nichts anhatte und b) Logan immer noch auf meinem Bett saß. Anscheinend sah ich nachdenklich aus, denn er räusperte sich leise.
"Ich muss mir kurz was anziehen, ich ähm...", ich spürte wie mir unkontrollierbar die Röte ins Gesicht schoss. Schnell stand er auf.
"Ich wollte eh noch kurz mit deiner Mom reden wegen...den Vorbereitungen für....halt...ach du weißt schon", und mit diesen Worten verschwand er durch die Tür. Als diese schloss, fiel ich zurück in mein Kissen. Puh, das war irgendwie merkwürdig gewesen...
Doch glücklicherweise waren die Kopfschmerzen verflogen und so  gönnte ich mir einen kräftigen Schluck aus der Sektflasche. Es prikelte sanft in meinem Mund. Dann stand ich auf und zog mit meine Sachen an, kämmte meine haselnussbraunen Haare und steckte sie hoch. Dann warf ich einen letzten Blick in den Spiegel. Bevor ich zur Tür hinausging, stellte ich den Sekt nach ganz unten in meinen Kleiderschrank. 
Ich wollte nicht, dass Logan falsch von mir dachte.

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