08-May

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Ich stecke das Handy wieder in meine Handtasche und lehne mich anschließend gegen den Sitz. In einem Versuch, mich zu entspannen, schließe ich die Augen und atme tief durch. Dank Liam geht mein Puls viel zu schnell und ohne, dass ich es bemerkt habe, habe ich die Finger einer Hand so fest um das Lenkrad gekrallt, dass meine Knöchel schon weiß hervortreten. Mit noch immer geschlossenen Augenlidern fahre ich mir durch die Haare und binde sie mir zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammen, das Haarband, das immer mein Handgelenk ziert, kommt mir nur günstig.

Ein Klopfen an der Fensterscheibe lässt mich hochfahren und rein instinktiv greife ich zu dem Baseballschläger, der sich auf dem Beifahrersitz befindet. Mit der anderen Hand wühle ich blind durch meine Handtasche, auf der Suche nach meiner kleinen Pistole, die ich am Liebsten niemals benutzen will. Doch wenn ich mich in den dunkelsten Ecken Londons und dessen Umgebung tummele, brauche ich ausreichend Verteidigung vor den gruseligen Gestalten, die sich dort befinden.

„Ich hätte dich filmen sollen!", ertönt eine von mir gehasste Stimme von außerhalb des Autos und sofort beende ich die Suche nach meiner Waffe. Wütend werfe ich auf den Baseballschläger wieder auf den Beifahrersitz und ziehe den Zündschlüssel aus dessen Schloss. Anschließend werfe ich ihn in meine Handtasche und schnalle mich ab, um aus dem Fahrzeug zu gelangen. Ohne Rücksicht auf die Person, die mir beinahe einen Herzinfarkt beschert hätte, zu nehmen, öffne ich die Tür und steige schnell aus. Ich schenke meinem Mitmenschen keine Aufmerksamkeit und bewege mich mit schnellen Schritten auf mein Haus zu.

Doch noch bevor ich den Vorgarten erreichen kann, spüre ich eine viel zu warme, verschwitzte Hand an meinem Handgelenk, die bewirkt, dass ich stehenbleibe. „Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.", raunt er und wenig später spüre ich seine Präsenz direkt hinter mir, sodass mein Rücken in Berührung mit seiner Brust kommt. Er knabbert an meinem Ohr und am Liebsten würde ich mich übergeben.

„Erschrecke mich einfach nie wieder und die Sache hat sich erledigt.", zische ich und will einen Schritt nach vorne machen, doch blitzschnell krallen sich seine Finger in meine Taille und zwingen mich, stehen zu bleiben. Schmerzerfüllt ziehe ich die Luft ein und er lacht mir gehässig in mein Ohr. „Aber Baby, das ist doch längst noch nicht alles. Denkst du wirklich, dass ich den ganzen, langen Weg hierher bestritten habe, nur, um dich unabsichtlich zu erschrecken?", murmelt er und drückt mich ganz nah an sich.

Noch immer drücken sich seine Finger in meine Haut und ich weiß jetzt schon, dass kleine, blaue Flecken an diesen Stellen entstehen würden. Doch das scheint ihn nicht zu interessieren, da seine Lippen wieder und wieder meinen Hals berühren, um mich zu verführen. „Könnte ich bitte schlafen gehen? Ich habe einen sehr anstrengenden Tag hinter mir.", bitte ich ihn und versuche, mich von ihm wegzudrücken.

„Du kannst gerne mit mir schlafen, Baby.", nuschelt er und obwohl ich sein widerwärtiges Gesicht nicht sehen kann, weiß ich, dass er breit grinst. Seine Hände wandern an meiner Seite entlang immer weiter hinunter, bis er sie schließlich auf meine Vorderseite gleiten lässt und mir durch den Stoff meiner Jeans zwischen die Beine greift. Diese Aktion ist mir schließlich zu viel und ich lasse meinen Kopf nach hinten schnellen, wodurch ich seine Nase treffe. Sofort lässt er mich los und schreit: „Was soll das, Baby?"

Ich entferne mich schnell von ihm und bleibe nach einigen Metern stehen. Zu ihm gewendet rufe ich: „Du verstehst noch immer nicht, dass ich kein Interesse an dir habe. Ich habe einen Verlobten, der in einer Woche aus der Klinik entlassen wird, da hast du keinen Platz in meinem Leben." „Er ist nicht gut genug für dich!", fährt er mich lauthals an, mit einer Hand hält er sich die Nase, aus der kontinuierlich Blut fließt. Mit jedem Schritt, den er mir näherkommt, weiche ich einen zurück und er raunt: „Harry kann dir nicht das geben, was ich dir geben kann. Er wird dir niemals die Welt zu Füßen legen, schon gar nicht, wenn er ein Wrack ist."

„Ich bin glücklich mit Harry und du wirst niemals daran etwas ändern können.", zische ich und deute mit einem Zeigefinger auf ihn. Ich bemerke nicht, dass er mir sich mir immer weiter nähert, als ich hinzufüge: „Du wirst Harry niemals ersetzen können, egal, wie sehr du es versuchst zu erzwingen."

So schnell, dass ich nicht reagieren kann, kommt eine Handfläche in Berührung mit meiner rechten Wange, wodurch mein Kopf zur Seite schnellt. „Ich habe so lange gewartet, dass du ohne Gewalt zu mir kommst, aber du hast mich immer abgewiesen. Jetzt habe ich genug davon.", murmelt er und packt gewaltvoll meine Haare. An meinem Pferdeschwanz zieht er mich zu der Haustür und wirft mich gegen diese. Wie durch ein Wunder hören die Nachbarn meine Schreie nicht und somit wird nicht verhindert, dass er an meinem ganzen Körper nach den Schlüsseln sucht.

„Bitte, lass mich in Ruhe. Ich will doch nur ein friedliches Leben führen.", winsele ich und kassiere für unerlaubtes Reden einen Faustschlag in meine Magengrube. Vor lauter Schmerzen lasse ich mich auf den kalten Boden fallen, wodurch er mich mit seinen Schuhen tritt. Er kniet sich direkt vor mein Gesicht und packt mich an der Kehle, um mich wieder aufzusetzen. „Das hättest du auch machen können, wenn du Harry rechtzeitig verlassen hättest.", schreit er mich an und verstärkt den Griff um meinen Hals.

Um mich von seinem Würgegriff zu befreien, kratze ich mit meinen Fingernägeln über seine Unterarme, woraufhin mein Kopf mehrmals gegen die Haustür geschlagen wird. Mit jedem Mal wird meine Sicht verschwommener und der schwarze Rand um mein Sichtfeld verengt sich immer weiter. Die Tritte, die er mir zufügt, spüre ich nicht mehr, da ich nur noch minimalst bei Bewusstsein bin.

Als könnte er mich retten, wiederhole ich immer wieder Harrys Namen. Zu diesem Zeitpunkt vergesse ich, dass er in der Klinik festgehalten wird und mir somit nicht helfen kann. „Dein Prinz ist leider nicht hier, Baby. Aber in einer Woche kann er sich ja mit mir duellieren, der Gewinn ist dein Körper.", raunt er mir ins Ohr und versetzt mir noch einen letzten Schlag auf den Kopf, bevor er mich direkt vor meiner Haustür liegen lässt und in seinem weißen Range Rover verschwindet. 

Unfreeze / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt