Kapitel 4: In Seoul to the Sky

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"In Seoul to the Sky", hieß es für mich, als ich inklusive Koffer die schier endlosen Stufen zum 10. Stock eines Hochhauses in der Innenstadt erklomm. Wenn ich mich nicht täuschte, befand sich hier die Wohnung des Verwandten...und wenn nicht hatte ich die sportliche Tagesleistung zumindest abgedeckt. Dumm, wenn ausgerechnet an diesem Tag der Fahrstuhl umgebaut wird. Optimistisch, wie ich nun mal war, schleppte ich mich bis zum 10. Stock, wo ich tatsächlich ein Schild mit dem Namen, den meine Mutter mir gegeben hatte, fand. Ich klopfte beherzt an der Tür und ein älterer Mann mit Brille öffnete sie, während ich mich kurz vor ihm verbeugte.

Er führte mich in der gemütlichen kleinen Wohnung herum, in der überall vereinzelt Gepäckstücke rumlagen und anschließend machte ich mich mit meinem neuen Zimmer und der wunderbaren Aussicht aus dem Fenster vertraut, während der Verwandte seine restlichen Sachen packte. Wir aßen gemeinsam zu Abend, als es an der Tür klingelte und die mit Reistaschen bepackte Freundin auftauchte, um den Verwandten abzuholen. Dieser verabschiedete sich mit höflicher Distanz von mir und drückte mir mit den Worten „Pass gut darauf auf!" den Wohnungsschlüssel in die Hand. Ich nickte nur und winkte zum Abschied, bevor ich den Rest meines Abendessens runterschluckte.

Diese Nacht konnte ich kaum ein Auge zudrücken (und das nicht wegen dem Baby-Geschrei aus der Nachbarswohnung oder den Neonlichtern, die durch mein Fenster schienen), sondern vor lauter Panik vor dem morgigen Casting.

Den Salat hatte ich am nächsten Morgen, als ich schockiert meine dunklen Augenringe betrachtete und auch keine Möglichkeit hatte sie mit Concealer zu verstecken, da ich ungeschminkt mit meinem natürlichen Gesicht beim Casting erscheinen sollte. Nun machte mein totmüdes, dafür aber sehr natürliches Pandabär-Ich sich nach einer hastig runtergespülten Tasse Kaffee mit dem Bus auf den Weg in den Stadtteil Gangnam (jaaaa...Psy...Lied...ich lach mich sowas von Tod...ha...ha), wo sich das große gläserne Gebäude von Big Hit Entertainment befand. Vor dem Gebäude angekommen atmete ich nochmal tief durch und zog eine Limonadenflasche aus meiner schwarzen Ledertäschchen. Auf dem Weg zur Eingangstür öffnete ich die Flasche, kam aber nicht dazu einen Schluck zu trinken, denn genau in dem Moment, als ich meine Flasche an die Lippen setzte, wurde ich von der Seite angerempelt und der Inhalt der Limonadenflasche schüttete sich in alle Himmelsrichtungen aus.

„Hey!!! Hast du keine Augen im Kopf?!", rief die wutentbrannte Stimme des Anremplers. Ich blickte hinunter auf mein von Limonade durchtränktes T-Shirt und war sofort von 0 auf 180. Ich hob meinen Kopf, um dem Verunstalter meines Shirts eine Predigt zu halten, doch beim Anblick seines Gesichts blieb mir jedes böse Wort im Hals stecken.

„Dein Gesicht kenn ich doch von irgendwo her...?", sagte Suga, während er sich zu mir runterbeugte, mich musterte und ich mir vorkam wie der Mann im schwarzen Mantel aus dem Fire Musikvideo. Erst jetzt merkte ich, dass auch sein grauer Pulli Spuren meiner Limonade davontragen musste. „Ach, du bist das Mädchen von Paris!" Ich sah, wie er sich ein Grinsen verkneifen musste. „Aber das hier..." Er hielt mir den Stoff seines Pullis vor die Nase, „verzeih ich dir trotzdem nicht." Ich blickte ihn ein wenig entsetzt an und er bemühte sich wohl das Thema zu wechseln. „Ähm...und was machst du hier so plötzlich in Seoul?" Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich nach diesem halben Herzinfarkt noch in der Lage war zu reden, öffnete aber den Mund, um „I..ich..hab e..ein Ca..ca...casting" zu stammeln. „Oh..." Sein Blick wanderte zu meinem versauten T-Shirt und schließlich seufzte er. „So zu einem Casting zu erscheinen ist wohl nicht gerade vorteilhaft." Suga grinste mich an. „Allerdings ist heute dein Glückstag und ich möchte dir helfen...", er zog ein weißes Shirt aus seiner Tasche. „Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Fotoshooting wegen des Comebacks und hab deswegen dieses Shirt eingepackt, wenn du mir aber versprichst nicht herumzutrödeln, kann ich es dir leihen und warte währenddessen im Foyer auf dich."

In diesem Moment war ich vor lauter Dankbarkeit und Überwältigung sprachlos, nahm sein Shirt mit einer Verbeugung an mich und wir eilten zum Eingang von BigHit Entertainment.

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