Die Lichtwesen

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"Andy?", die Stimme klang leise und hilfesuchend. "Andy, ich hab meine Taschenlampe verloren." Meine kleine Schwester zupfte an der Decke. "Warum sagst du mir das um zwei Uhr morgens?", knurrte ich verschlafen. "Weil ich doch Angst im Dunkeln hab." Mary kroch zitternd unter meine Decke. "Geh wieder schlafen.", brummte ich und drückte sie weg. Mit einem dumpfen Laut knallte sie auf dem Boden auf. Für einen Moment war es ganz still. Ich war gerade dabei wieder einzuschlafen, als  die leise Stimme meiner Schwester mich wieder weckte :"Sie werden kommen. Immer, wenn ich schlafe und es draußen dunkel ist, dann kommen sie. Sie sind wie leblose Gestalten, die ihre Opfer im Dunkel überraschen und dann...fressen" Zuerst wusste ich nicht, was Mary meinte, doch dann kam mir in den Sinn, dass sie nur von ihren Albträumen erzählte. Eigentlich wollte ich etwas sagen, wie :»Das bildest du dir nur ein«, oder »Das sind nur Träume «, doch stattdessen fragte ich nur: "Wer kommt...?" Mary blickte sich ängstlich um. Ihre Hände zitterten. Man konnte fürchten, dass sie bald anfangen würde, zu weinen. "Die Lichtwesen...", flüsterte sie. Ihre Stimme klang plötzlich ganz anders. Mary machte einen Schritt auf mich zu, wich aber sofort wieder zurück. "Was ist mit dir los?", fragte ich und richtete mich auf. "Ich habe Angst.", eine dicke Träne kullerte über die Wange meiner kleinen Schwester. Behutsam nahm ich sie in meine Arme und sagte aufmunternd: "Am Dachboden ist noch dein altes Nachtlicht. Bestimmt müssen nur die Batterien ausgewechselt werden."
Die Dachbodenfalltür knarzte bedrohlich, als ich sie öffnete. Ich zuckte zusammen. Auf keinen Fall durfte jetzt Mum wach werden. "Andy?", fragte Mary, die sich schon erholt hatte "hast du schon mal ein Lichtwesen gesehen?"-"Nein", antwortete ich und klappte die Leiter aus. "Das ist gut ", erwiderte Mary und kletterte nach oben "denn sie sehen nicht sehr schön aus." Kann ich mir schon denken, dachte ich. Mary war beinahe ausgerastet, als sie mir von den Lichtwesen erzählte. Ich stieg auf den Dachboden. Es war dunkel. Überall standen staubige Kisten und Bücherstapel. In die hintere Ecke war ein großer Holzschrank gestellt worden, an dem ein Zettel mit der Aufschrift MARY prangte. Mit großen Schritten ging ich auf das Möbelstück zu. Gerade wollte ich den Schrank öffnen, als Mary schreiend auf mich zulief. "Sie sind da! Andy, sie wollen mich fressen! Andy, sie kommen!", kreischte sie. "Mary, da ist nichts", versuchte ich sie zu beruhigen. "Du siehst sie nicht?!", schrie Mary in mein Ohr. "Warum siehst du sie nicht?!"-"Mary, du weckst noch Mum auf!", fuhr ich sie an "Und hör endlich auf mit diesem Quatsch!". Mary starrte in Richtung Luke. "Sie kommen. Andy hilf mir.", wimmerte meine kleine Schwester. Das arme Mädchen zitterte und weinte erbärmlich. "Andy, hilf mir! Bitte... warum siehst du sie nicht", Mary meinte es ernst und mir wurde langsam mulmig zu Mute "diese Fratzen und Klauen...Andy...hilf mir...ANDY!!!"-"Was in Gottes Namen habt ihr beide mitten in der Nacht auf dem Speicher verloren!", Mum hatte das Licht eingeschaltet und stand mit verschränkten Armen neben der Luke. Mary war ganz blass :"Sie sind weg..."

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