Kapitel 4 - ein Plan

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Nach dem Gespräch mit Rubin, tue ich genau das was sie gesagt hat und begebe mich zu den großen Bäumen im Westen, dabei gelegentlich ein oder zwei Häppchen Gras hinunter schlingend. Ich brauche einen Plan, denn ich merke, dass es nicht einfach sein würde, die Herde von diesem Ort fort zu bekommen. Ein Vorwand, eine Idee. Wahrscheinlich kam ich nicht drum herum sie besser kennen zu lernen. Vorher war es einfach die anderen Herden aus der kargen Steppe zu locken, doch hier aus diesem Paradies? Vorerst unmöglich. Ich würde aus mir heraus kommen, alten Instinkten folgen und zu meiner Persönlichkeit finden müssen, oder mir zumindest die Mühe geben ihnen eine vorzugaukeln.
Gedankenverloren trete ich an den See heran und nehme paar Schlucke frischen Wassers, ehe ich gänzlich hinein trete um mich zu baden. Das kühle Nass umschließt meinen Körper und ein erleichtertes Seufzen rollt über meine Lippen, während Monate alter Dreck aus meinem Fell geschwemmt wird. Eine Idee...
"Hey Judas! Ich hoffe ich störe dich nicht?", erschrocken zucke ich zusammen und schaue in die Richtung aus der die Stimme kommt. Blue. "Oh, Entschuldigung!", japst die junge Stute und schaut beschämt zum Boden, dann zu ihren Hufen. "Ich wollte dich nicht erschrecken.", sie entlockt mir mit ihren Worten ein Lächeln und selbst wenn ich kurz vor der Idee gestanden hätte, hätte ich ihr nicht böse sein können. Was blöd ist, meine zukünftigen Opfergaben sollten mir nicht wichtig werden.  "S-Schon okay, ich war nur in Gedanken.", stottere ich, übe mich wieder in einem Lächeln. Es klappt schon besser, auch wenn es sich komisch anfühlt. "Puh, gut!", stößt sie hervor, bevor sie sich dem Wasser nähert. "Meine Mutter erzählte mir das deine Herde ausgelöscht wurde, das tut mir leid.", kurz zeichnet sich ein nachdenklicher Ausdruck auf meinem Gesicht ab, dann nicke ich. "Ja, es war furchtbar.", meine Stimme ist leise und dunkel, eröffnet ihr, dass ich nicht weiter darüber sprechen möchte. "Das glaub ich, aber jetzt bist du ja bei uns, jetzt bist du in Sicherheit.", sie wirkt optimistischer als ich. "Deine Mutter muss erst entscheiden ob ich hier bleiben darf.", gebe ich den Wortlaut von Rubin wieder, mein ungeübtes Lächeln wurde verhaltener. Blue tat das einfach mit einem Lächeln ab. "Deine Prüfung wird schon nicht so hart werden!", meine Stirn runzelt sich skeptisch ob ihrer Worte. "Prüfung?", frage ich, doch wieder lächelt sie nur, zwinkert mir zu. "Warts ab, deswegen wollte ich auch nicht zu dir. Ich wollte dir ein wenig unser Gebiet zeigen, wenn du nicht zu erschöpft dafür ist?", gibt die Blueroan zu und schaut mich erwartungsvoll an. "Klar.", entgegne ich nickend, eine gewisse Unsicherheit nicht verbergen könnend. "Dann komm!", fordert sie mich auf, trabte drei Schritte davon, ehe sie sich wieder umdreht - ein fröhliches Strahlen in den Augen. Meinen müden Körper wieder Richtung Ufer befördernd, erkenne ich die Chance die sich mir hier gerade bot. Sicherlich würde Blue eine entscheidende Rolle in meinem Schauspiel sein. Sie wäre mein Bindeglied zur Herde, mein Zugang zu ihrem Vertrauen.
"Also los..", raune ich auffordernd als ich das Ufer erreiche und mein nasses Fell neben der Stute ausschüttele. Sie lacht als Wassertropfen ihr Gesicht treffen. Das arme Ding.

JudasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt