Mit meinem Stundenplan in der Hand durchsuche ich die ganze Schule nach Zimmer Nummer 102, bis mich ein Mädchen fragt, ob ich nicht Hilfe benötigte.
Sie zeigt mir den Raum, wo glücklicherweise der Musikunterricht noch nicht begonnen hatte.
Ich setze mich auf den freien Platz ganz hinten im Raum und hoffe, nicht bemerkt zu werden, der Versuch scheitert aber gewaltig.
Alle starren mich an, als käme ich von einem anderen Planeten.
Sehe ich so schlimm aus ?
Ich versuche mir meine innere Unruhe nicht anmerken zu lassen.
Zum Glück kommt gerade unser Musiklehrer rein, der die Aufmerksamkeit meiner Mitschüler nach vorne richtet.
Nach der Doppelstunde Musik gehe ich in die Cafeteria und fühle mich zum ersten Mal an diesem Tag fehl am Platz.
Alle sitzen in Gruppen mit ihren Freunden am Tisch und ich habe keine.
Die Footballspieler.
Die Skater.
Die Punks.
Die Burberry-Schal-Träger.
Und natürlich, was nie fehlen darf, die Cheerleader.
Wie ich sie verabscheue...
Ich setze mich an einen freien Tisch, lege meine Sachen ab und beiße genüsslich in meinen Apfel. Während die Cheerleader sich jede einzelne Kalorie notieren mussten, interessierte es mich nicht wirklich, wie viel ich aß. Ich esse viel. Also wirklich sehr viel, aber zunehmen tat ich trotzdem nicht. Als würde sich mein Körper dagegen weigern, dicker zu werden.
Ich lehne mich zurück und fange an mein Buch zu lesen. "Wie ein einziger Tag" von Nicholas Sparks. Ein wundervolles Buch. Ich habe es mindestens schon eine Millionen Mal gelesen, das Buch sieht auch schon gar nicht mehr neu aus, aber ich liebe einfach die Schreibweise Sparks'. Er schreibt, als könnte er die Gedanken jedes einzelnen Menschen sehen. Jeder Mensch kann sich in seinen Weisheiten wiederfinden.
"Heeeey.", höre ich eine Stimme plötzlich in mein Ohr flüstern.
Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkt hatte, dass sich der Ich-weiß-deinen-Namen-aber-du-meinen-nicht- Junge neben mich gesetzt hatte.
Natürlich stieß ich einen piepsigen Schrei aus, während er mich auslachte.
"Oh, hey."
Er interessierte sich wohl wirklich daran, mit mir befreundet zu sein.
"Du bist nicht gerade begeistert, mich zu sehen, oder ?"
"Doch, doch..."
"Aber... ?"
"ich bin's einfach nicht gewohnt, dass sich jemand für mich interessiert."
Warum, warum um Gottes Willen, habe ich das gerade gesagt ?
Ich will doch nicht, dass er denkt, ich sei gestört, oder noch schlimmer. Ich will nicht, dass er sich jetzt dazu verpflichtet fühlt, mit mir befreundet zu sein, weil ich ihm Leid tue.
Ich beobachte ihn, wie er nachdenklich nach vorne schaut.
Für eine Zeit lange dachte ich, er hätte meinen unnötigen Beitrag nicht gehört, doch dann fragt er : "Also hattest du noch nie 'ne Freundin oder 'nen Freund ?"
Ich schüttle den Kopf.
Jetzt schäme ich mich total. Der denkt bestimmt, ich wäre ein Opfer.
Naja, es stimmt ja eigentlich auch, aber er muss es ja nicht wissen.
"Verstehe ich nicht."
"Was verstehst du nicht ?", frage ich.
"Dass du noch nie Freunde hattest. Du wirkst so, als wärst du echt nett und außerdem bist du echt... Hübsch. Wow. Also, hast du mich doch sicherlich verarscht, oder ?"
Ich spüre, wie Hitze in meine Wangen strömt.
"Nein, ich mein das vollkommen ernst."
Er starrt mich mit offenem Mund an. "Also hattest du auch noch nie einen Freund ? Also einen festen."
"Nein." Ich habe das Gefühl, ich müsste heute noch oft 'Nein' sagen.
"Oh mein Gott. Waren die in deinem Ort blind ? Aber lange wirst du hier nicht mehr single bleiben.", sagt er und grinst breit,
Mir fielen erst jetzt seine grünen Augen auf.
"Was meinst du ?"
"Siehst du den Typen links von mir ? Der, der uns vorhin unterbrochen hat, nachdem wir da am Eingang gesprochen hatten. Der will was von dir. Und er kommt gerade auf uns zu."
Sein Grinsen wurde immer breiter.
"Wie heißt du eigentlich ?", platzt es aus mir heraus, bevor ich es aufhalten konnte.
"Oh stimmt, hatte vergessen, mich vorzustellen. Ich bin-"
"Hey Josh." Josh grinst, um mir deutlich zu machen, dass er so heißt.
"Yo Mike. Was gibt's ?"
Mike also. Ich hatte einen Verehrer... Haha. Mal was neues. Das Gefühl fühlt sich schön an.
"Wir haben heute um acht und nicht um sechs Training. Und- oh hey, sorry, hab dich gar nicht gesehen. Bist du neu hier ? Ich bin Mike." Seine blauen Augen strahlten.
"Sara." ich lächle und winke ihm leicht zu.
"Was habt ihr jetzt ?", fragt er uns,
"Mathe.", erwidern Josh und ich mit rollenden Augen im Chor.
Irritiert schauen wir uns an. "Du auch ?" Schon wieder gleichzeitig.
Wir fingen an zu lachen.
"Na dann, wünsch ich euch da viel Spaß. Ich hab jetzt ne Freistunde.", sagt Mike, wobei er das 'e' betont und streckt uns, während er verschwindet, die Zunge raus.
"Und du bist dir sicher, dass der was von mir will ?"
"Ja und wie.", antwortet Josh
"Wie kommst du darauf ?"
"Also, erstens kenn ich ihn seit 7 Jahren. Zweitens hat er es mir gesagt und drittens haben wir immer um 8 und nie um 6 Training." Josh grinst breit. "Neues Traumpaaaaar."
"Darauf kannst du lange warten."
Er fängt an zu lachen.
Wir setzen uns im Matherunterricht nebeneinander.
Genauso, wie in jedem anderen Fach, dass wir zusammen haben.
Wow. Ich habe einen Kumpel und einen Verehrer.
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Give Me Love
Short StorySara ist ein 16 Jahre altes Mädchen und lebt mit ihrer Mutter in Forks. Ihr Vater starb, als sie sechs war, und da fingen die Depressionen an, die immer stärker wurden, weil keiner sie mochte. Nun ziehen sie nach Malibu, ohne zu wissen, dass sich ih...