Perfektmensch

Kapitel Nr. 4

Ich schüttelte mich wach. Mein Kopf war bereit in den Hörsaal zu gehen und in den Tag zu starten, doch mein Körper verweilte weiter am Fenster.

"Marten! Verdammt, jetzt komm!!", rief Velmas Stimme, doch ich konnte sie nicht sehen. Ich spürte ihre rauen Hände um meinen Oberarm und ihr Gewicht, dass mich verärgert weg zog.
Als mein Blickfeld sich auf grünen Wänden und gelben Licht wieder fand, schreckte ich auf und lief von selbst.

"Was ist denn los mit dir?", wollte sie wissen, doch ich schüttelte den Kopf.

"Du bist zwanzig Minuten zu spät. Hast du die ganze Zeit daraus gestarrt? Übrigends hast du ein bisschen gesabbert.", sagte sie und hielt mir ein Taschentuch hin.

Ich nahm es und wischte meinen feuchten Mund ab. "Oh, ich hab die Zeit vergessen, sorry."

"Ich weiß was du versucht hast, Marten. Und ich weiß nicht, ob ich es gut finden soll...", murmelte sie, als wir durch den langen Gang ins Innere des Gebäudes liefen.

"Was habe ich denn -"

"Du hast versucht rauszukriegen, warum ich so versessen auf die Südseite bin.", fuhr sie fort ohne mich aussprechen zu lassen.

Ohne zu wissen warum steckte mir ein Kloß im Hals und ein Stein im Magen. Ich fühlte mich elend, obwohl ich nichts getan hatte.

Ertappt und schuldig fühlte ich mich, doch ich hatte bloß versucht sie zu verstehen, trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los etwas falsches getan zu haben.

"Ja. Hm, ja das habe ich. Ist-ist das was schlechtes?", brachte ich stotternd hervor und starrte Velma von der Seite an, in Hoffnung auf ein Lächeln oder belustigtes Grinsen, doch sie verzog keinen Muskel.

"Ich meine ja nur, dass ich nicht wirklich nachvollziehen kann, warum du überhaupt Interesse an der Südseite hast. Hier ist alles was du brauchst und dort draußen ist weit und breit nichts." , fuhr ich fort als ich bemerkte dass Velma weiterhin nicht antwortete.

"Ich meine wirklich nichts. Nada, nothing, no-"
"Okay, ich habs verstanden!" , schnappte Velma.
"Weißt du, ich erwarte nichtmals, dass du auch nur anfangsweise versuchen könntest, nachzuvollziehen warum ich Interesse habe. , sagte sie und starrte an mir vorbei auf das Podium ganz unten im Saal.

Darauf sagte ich nichts, denn der alte Professor schlurfte mit einer riesigen Tasse, wovon ich nur vermuten konnten, dass es Kaffee war zum Podium, um uns was von Ökonomie zu erzählen.