Vom Flugzeug aus konnte sie die schneebedeckte Stadt erkennen. Ihre Nervosität stieg, je näher die Maschiene dem Boden kam. Dieses seltsame Gefühlsgemisch aus Vorfreude und Angst machte sich in ihr breit. Es war das erste mal, dass sie allein in einem fremden Land leben würde.
Auf dem Flughafen von Edinburgh angekommen, schnappte sie sich ihr Gepäck und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Ihr Herz pochte vor Aufregung und sie hatte das Gefühl, einen dicken Kloß im Hals zu haben. Vor dem Eingang des Airports blieb sie stehen. Eiskalte Luft schlug ihr entgegen und der Wind verfing sich in ihren Haaren.
Die Stadt sah in ihre weiße Schneedecke gehüllt wunderschön aus. Sie stellte ihren Koffer kurz neben sich ab um ihre Mütze aus der Tasche zu holen, denn es hatte begonnen zu schneien. Sie blickte in den Himmel, aus dem die weißen Flocken hinabsegelten und atmete tief durch. "Du schaffst das schon", sagte sie sich wieder und wieder. Schon immer hatte sie davon geträumt, eine Möglichkeit zu erhalten im Ausland zu studieren, doch jetzt ging ihr alles viel zu schnell. War sie überhaupt schon bereit dafür? Sie sah ein, das sie das nun selbst herausfinden werden müsse.Als sie nach mehrmaligem Einschlagen des falschen Weges und wiederholtem Fragen nach der Adresse, die sie suchte schließlich ihre Wohnung gefunden hatte, stellte sie ihr Gepäck in eine Ecke und besah ihr neues Zuhause. Es war nur eine ziemlich schlichte Einraumwohnung ohne viel Platz, doch damit würde sie leben können. Die Dachschräge und die wenigen Quadratmeter verliehen dem Raum etwas Gemütliches. Sie ging auf das Fenster zu, welches direkt zur Straße zeigte. Davor stand ein Tisch, an den sie sich setzte. Gedankenverloren schaute sie hinaus. Irgendwie fühlte es sich alles noch nicht so richtig echt an, eher wie in einem Traum. Sie kannte hier niemanden und war zum ersten Mal in ihrem Leben komplett auf sich allein gestellt. Dieses komische Gemisch aus Angst und Vorfreude kam wieder in ihr auf, doch dieses mal siegte die Angst. Je länger sie darüber nachdachte, desto Furcht erregender wurde es. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie hatte jetzt schon Sehnsucht nach ihrer vertrauten Umgebung. Ein Land, welches ihre Sprache spricht, Städte, in denen sie jede Gasse kannte und Menschen unter denen sie sich wohl fühlte. Das alles würde sie sich hier noch aufbauen müssen. Es beschlichen sie Zweifel. Der Kloß in ihrem Hals war wieder da und sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden und eine Träne über ihre Wange lief.
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Gedankenfetzen - Short Stories
Short StoryEin paar Eindrücke, Gedanken und Situationen, die mir ab und zu in den Sinn kommen. :)