Lost Love?

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Dort stand er, majestätisch mit Krone und Mantel auf der Empore und beobachtete mich und die Zwerge dabei, wie wir in dem Berg aus Gold den Arkenstein suchten.

Er hatte sich so verändert. Manchmal, wenn er einen guten Tag hatte, war er wieder der alte Thorin den ich lieben gelernt hatte, doch meistens war er der kalte abweisende Geizkragen, der unbedingt den Stein haben wollte, aber selbst keinen Finger rührte.
„Dieser verfluchte Stein!" Wütend trat ich gegen einen goldenen Kelch der klirrend den Berg von Gold hinab kullerte und eine kleine Lawine Goldmünzen auslöste.
Fili warf mir einen mitleidigen Blick zu. Er wusste was Ich durchmachte, und wie schwer das Ganze für mich war.

Seit etlichen Stunden wühlten wir hier herum, ohne auch nur 2 Minuten Pause, geschweige denn etwas gegessen oder getrunken zu haben.
Ich seufzte und streckte meine müden Glieder. Stein für Stein sortierte ich aus dem Haufen Gold, in dem ich saß, immer tiefer in den Haufen hinein.
So tief, bis irgendwann nur noch meine Haare zu sehen waren.

Was wäre, wenn einer von uns diesen Stein finden würde? Würde dann alles so werden wie früher?
Wäre Thorin wieder der Alte, oder würde es vielleicht alles nur noch schlimmer machen?
Ich will mir gar nicht ausmalen, Thorin so sehen zu müssen, besessen von all dem Gold, unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Es zerreißt mich schließlich jetzt schon innerlich, ihn so zu sehen.

-

Gefühlte Stunden später ertönte endlich das erlösende, helle Klingeln des Bronzeglöckchens, welches uns signalisierte, dass es nun Essen gab, und unserer „Arbeitstag" für heute vorbei war.

Müde rieb ich mir die Augen, und kletterte vorsichtig aus meinem Goldhügel, darauf bedacht nichts loszutreten.
Die anderen hatten die Halle bereits verlassen und somit war ich der letzte.
Leicht schwankend kam ich auf dem Steinboden der Halle an und trottete langsam in Richtung Ausgang.
Meine Füße kannten den Weg mittlerweile auswendig, sodass ich meine Augen fast geschlossen hatte, doch plötzlich fühlte Ich einen glatten runden Gegenstand unter meinem Fuß und merkte, wie ich ins Straucheln geriet.
Ich verlor den Halt, fiel und schlug mit dem Kopf auf dem steinernen Hallenboden auf.

Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, ich wollte wieder aufstehen, doch alles um mich herum war bereits dunkel und still.

-

Langsam und majestätisch stieg Thorin die Treppe, die zur Empore hinaufführte, hinab.
Er wollte die ruhigen Stunden nutzen und seinen Reichtum aus nächster Nähe genießen, doch soweit kam er gar nicht.

In dem breiten Gang zwischen den vielen Haufen aus Gold und Edelsteinen, den sie gemeinsam zu Beginn ihrer Suche freigeräumt hatten, einige Meter vor dem Treppenabsatz, lag jemand.

Von der einen auf die anderen Sekunde klärte sich sein Blick, und Thorin schien zu begreifen, wer dort regungslos vor ihm lag.
„In Durins Namen, Bilbo!" rief er entsetzt, und stürzte die letzten Treppenstufen hinab zu dem bewusstlosen Halbling, dessen Kopf eine Platzwunde zierte.
Vorsichtig legte Thorin seine Hand auf die Schulter des kleinen Hobbits, und erschrak als er die kalte Haut berührte.
Wie lang hatte er dort schon unbemerkt gelegen?

Sachte hob der Zwergenkönig den kleinen Hobbit hoch, bettete seinen Lockenkopf auf seine Schulter, und trug ihn aus der Halle, in sein Schlafgemach.
Er musste dringend ins Warme, dachte Thorin. Seine Haut war fast so kalt wie der Stein selbst, und seine Lippen schimmerten bereits leicht bläulich.

In Bilbos Zimmer angekommen, legte er den Halbling vorsichtig auf das weiche Federbett,
und suchte dann alles Nötige zusammen, um die Wunde an dessen Stirn zu verarzten.
Vorsichtig, beinahe zärtlich strich Thorin ihm die Haare aus der Stirn, und tupfte behutsam das zum Teil noch frische Blut weg.
Thorins Herz zog sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen, als er Bilbo so daliegen sah,

Bagginshield - Lost Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt