Kapitel 5: Vertrauen?

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„Alles in Ordnung, Draco?"

Harrys besorgte Stimme drang schliesslich zu dem anderen Jungen durch, der ihn immer noch mit einer Mischung aus Unglauben und Freude betrachtete. Endlich wieder sehen zu können...

„Ich kann sehen..." Leichte Fassungslosigkeit schwang in Dracos Stimme mit, als er seinem Gegenüber ein zaghaftes Lächeln schenkte.

„Das ist wunderbar!" Harry freute sich wirklich, dass konnte Draco deutlich erkennen. Dennoch war es ein ungewohnter Gedanke, dass sein grösster Feind auf einmal so besorgt um ihn sein sollte, dass er ihn sogar küsste... In diesem Augenblick wurde es Draco bewusst, dass Harry ihn immer noch im Arm hielt und mit einer heftigen Bewegung stiess er den anderen von sich und stand auf.

„Wenn du mich noch ein einziges Mal anfaßt Potter, dann sorge ich dafür, daß du dies für den Rest deines jämmerlichen Lebens bereust!" fauchte er den überrumpelten Jungen wütend an, der mit vor Überraschung leicht geöffnetem Mund auf dem Boden kniete und ihn mit großen Augen anstarrte. „Hast du das verstanden, Potter? Komm mir nie wieder zu nahe!"

Draco wirbelte herum und rannte davon. Harry hockte immer noch auf dem Boden und starrte ihm verwirrt nach. Er war sich nicht ganz sicher, was denn nun eigentlich geschehen war. ‚Du hast ihn geküsst.' wisperte eine kleine beinahe hämische Stimme in seinen Gedanken, die er nach einigen Sekunden als sein Gewissen identifizierte. ‚Du hast ihn geküsst und damit erschreckt. Wie soll er denn darauf reagieren, nach all dem, was ihm zugestoßen ist?'

Seufzend stand Harry auf und klopfte sich den Staub von den Roben. Dieser Kuss hatte rein gar nichts zu bedeuten. Es war eine Laune gewesen, ein Versuch, Draco wissen zu lassen, dass er nicht allein war und immer auf ihn zählen konnte. Draco hatte so verzweifelt ausgesehen...und gleichzeitig so niedlich... Unwillig den Kopf schüttelnd, vertrieb Harry diesen ungwollten Gedanken rasch. Sein Impuls, den anderen zu küssen, war nur eine natürliche Reaktion auf dessen Hilflosigkeit gewesen, nichts weiter. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, seine Hilfe anzubieten, nachdem er Draco gefunden hatte. Er hätte die ganze Sache einfach...Shit.

Er hatte Draco davonlaufen lassen. Allein. Das letzte Mal, als er Draco allein gelassen hatte... Voller Panik rannte Harry dem Jungen hinterher.

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Snape durchmaß zum hundertsten Mal innerhalb der letzten zwanzig Minuten den kleinen Raum, den Madam Pomfrey als ihr Büro betrachtete. Die Krankenschwester bedachte ihn bei jeder seiner Runden mit einem genervten Blick, der Snape glücklicherweise zu entgehen schien.

„Ist wirklich alles vorbereitet?"

„Es ist alles in Ordnung, Severus!" erklärte Madam Pomfrey mit zusammengebissenen Zähnen. Ihr fiel es ausgesprochen schwer, ihren Kollegen nicht einfach hinauszuwerfen. „Ich mache das nicht zum ersten Mal! Vertrauen Sie mir einfach!"

Diesmal war es Snape der seiner Kollegin einen verärgerten Blick zuwarf. Die Krankenschwester starrte zurück und die beiden lieferten sich ein stummes Blickeduell. Glücklicherweise verhinderte Dumbledores Erscheinen mögliche Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Lehrern.

„Ich habe mich ein wenig verspätet, tut mir leid!" Der Schulleiter liess nicht erkennen, ob er die Spannung bemerkte, die in dem kleinen Raum herrschte. „Ist alles vorbereitet?"

„Natürlich ist es das! Ich weiss, was ich tue!" Madam Pomfreys Stimme klang nun eindeutig gereizt und ihre beiden Kollegen entschieden, es sei besser, nicht noch einmal nachzufragen.

„Gut. Dann sollten wir wohl...!" Dumbledore wurde mitten im Satz unterbrochen, als die Tür zur Krankenstation sich langsam öffnete und ein betreten dreinschauender Harry Potter ins Zimmer schlich. „Was ist denn, mein Junge? Du siehst so unglücklich aus?"

Warum passiert so etwas immer mir? Drarry ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt