Ende September - Ein neuer Abschnitt beginnt

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Es ist das Ende des Sommers, der Herbst beginnt. Ich liege hier, in meinem großen Bett, allein, in meinem neuen Zimmer. Die Wände sind kahl. Alles ist weiß und neu. Einen Blick nach rechts und ich sehe den kleinen unscheinbaren Wecker auf  meiner Komode, wir haben sechs Uhr früh. Es ist zu früh, viel zu früh. Ich möchte nicht aufstehen, möchte diesen neuen Lebensabschnitt nicht beginnen. Möchte garnichts. Nur an die Wand starren, an die weiße kahle Wand. Leider ist es wie es ist. Ich kann diesem neuen Abschnitt nicht aus dem Weg gehen. Neues Zuhause und somit auch eine neue Schule. Den ganzen Sommer habe ich versucht mich auf diesen Tag vor zu bereiten, aber wie immer, bin ich gescheitert. Nach einiger Zeit drehe ich mich wieder zu meinem Wecker und schrecke auf, es ist schon sieben. Ich war so lange in meinen Gedanken versunken dass ich nicht gemerkt hatte, wie die Zeit verging. Okay, in einer halben Stunde muss ich los. Das schaffe ich niemals !!!! Ich springe aus meinem Bett, ziehe mich so schnell es geht um, rase ins Badezimmer, putze mir die Zähne, schminke mich, nehme meine Schultasche auf den Rücken und renne los. Natürlich musste ich auf dem Weg stolpern und mir eine ziemlich tiefe Wunde zu ziehen..  die Stunde hat schon längst begonnen als ich endlich bei dieser Potthässligen Schule angekommen bin. Die ist noch hässlicher als meine alte Schule. Sie sieht aus wie ein grauer Klotz. Meine Wunde brennt höllisch. Meine Knie blutet und die neue Hose ist auch im Eimer. Ich renne in das Gebäude rein und die Gänge sind leer. Wie soll ich da bloß meine Klasse finden ? Egal, ich renne weiter. Vielleicht nach links ? Oder doch nach rechts ? Vielleicht gerade aus ? oder die Treppe runter ? Wieso muss dieser Tag nur so beginnen? Ich fange an zu weinen, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es ist alles so schwierig für mich.. wie soll ich da denn klar kommen ? Mit dem ganzen Umzug, meiner Mutter, der neuen Schue. Ich habe nicht mal mehr Freunde. Meine Augen tränen und ich sehe nur noch verschwommen. Doch anstatt langsamer zu werden werde ich schneller. Und da passiert es, ich merke wie ich jemanden umstoße und dabei selbst zu Boden falle. Meine Wunde blutet stärker und ich spüre den stechenden Schmerz in meinem Bein. Ich warte bis er mich anschreit und mich fragt warum ich so blöd sei. Doch im gegenteil. Ich merke wie er seinen Arm um mich legt, und mir zuflüstert dass alles wieder gut wird. Er fragt mich wie ich heiße, doch ich kann nur schluchzen und weinen. Nach einiger Zeit bringe ich ein kleines "Mary" heraus. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und sehe ihn plötzlich schärfer. Er hat braunes Haar, sie liegen auf der linken Seite, von mir aus gesehen. Seine blauen Augen strahlen mich an. Sie dringen in mich ein. Ich bemerke wie sehr ich ihn anstarre und schaue wie auf einen Schlag auf den Boden. Man ist das peinlich.. schnell rappel ich mich auf. Das Blut läuft über die ganze Hose. Lass dir den Schmerz nicht ansehen Mary, du schaffst das.. , denke ich. Doch beim nächsten Schritt den ich versuche zu tun, falle ich erneut zu Boden und kann einen kleinen Schrei nicht unterdrücken. Schon wieder steht er da und fängt mich auf, mit seinen großen Starken muskulösen Armen. "Du musst ins Krankenhaus." sagt er. "komm, ich bringe dich hin." "Aber.. was.. was ist mit der Schule?" schluchze ich. "Du kannst kaum laufen. Die Schule ist jetzt unwichtig." Ich lasse es dabei. Sowas kann aber auch nur mir passieren! Sich am ersten Schultag verletzen und einen super heißen Typen umrempeln dessen Namen ich noch nicht mal kenne. Als ich versuchen will erneut aufzustehen, hat er mich schon auf seinen Armen. Er läuft aus dem grauen Klotz heraus, die Straße entlang, und mehr sehe ich nicht. Ich vergrabe meinen Kopf in seine Brust. In die Brust eines Typen den ich gerade erst kennen gelernt habe. Okay, ich kenne ihn nicht. Ich weiß nichtmal seinen Namen. Ich denke mal wieder viel zu viel nach. Er öffnet eine Auto Tür und setzt mich auf den Beifahrer Sitz, schnallt mich an, und schließt die Tür. Setzt sich auf die Fahrerseite und startet den Motor. Ich lege meinen Kopf an die Fensterscheibe und warte bis die Zeit vergeht. Während der Fahrt redet er nicht. Ich habe Angst etwas zu sagen. Ich will mich nicht noch mehr blamieren. Ich schließe meine Augen. Nach einiger Zeit höre ich wie er die Autotür zuschlägt, meine öffnet, und sehe wie er mich aus dem Auto hebt. Ich klammere mich förmlich an seinen muskulösen Körper. Vergrabe meinen Kopf wieder in seine Brust. Er kommt mir so vertraut vor.. Als er mich im Warteraum abliefert sagt er etwas, was ich nicht hören will. "Ich muss jetzt gehen, schaffst du es soweit? Du kannst deine Eltern anrufen, du musst dem Arzt nur bescheid sagen." Er muss gehen.. ich möchte nicht dass er geht. Ich möchte seinen Namen erfahren..ich möchte viel mehr über ihn erfahren.. er lässt mich im Stich. Doch ich nicke. Und dann kehrt er sich um und geht aus der Tür raus.

Ich senke meinen Kopf. Wer ist er ? Ich habe noch nie so einen hübschen Typen gesehen.. noch nie.. Es vergeht fasst eine halbe Stunde bis ich von ein paar jungen Krankenschwestern in ein Behandlungszimmer befördert werde. Der Arzt säubert meine Wunde. Sie ist ziemlich tief.. Ich kann verletzungen nicht ausstehen. Ich höre ihm nicht zu. Ich lege mich zur Seite und merke wie kleine Stiche meine noch vorhandene Haut am Knie durchdringen. Ich werde genäht. Als der Arzt irgendwas von "Eltern" und "anrufen" erwähnt, schrecke ich auf. Bloß nicht ! Ich bekomme ein Verband, ein paar blaue Krücken und werde entlassen. Ich stehe vor dem Krankenhaus und weiß nicht wohin. Den ganzen Sommer hatte ich in meinem neuen Zimmer verbracht. Auf meinem Bett, an die Wand starrend. Und das zahlt sich jetzt aus. Ich habe keine Ahnung wo ich mich gerade befinde und wie ich nach Hause komme. Egal, ich werde zur Schule laufen und von dort an kenne ich den Weg. Wenn ich nur wüsste in welcher Richtung die Schule liegt.. Ich laufe einfach drauf los. Immer gerade aus. Mal rechts, mal links. Und irgendwie schaffe ich es tatsächlich an die Schule. Vor dem grauen Klotz bleibe ich stehen. Hier hat er mich aufgefangen. In diesem hässligen Ding.. Ich laufe weiter. Ich muss nach Hause. Meine Mutter schreckt auf, als sie mich sieht. "Was hast du bloß angestellt ? Leg dich sofort ins Bett ! Ruh dich aus ! Willst du Tee ? Was ist passiert ? Hätte ich dich doch zur Schule fahren sollen ?" Ich wusste es. Wenn Mama weiß dass mir was passiert ist, macht sie ich viel zu viele Sorgen. Doch ich sage nur "Mir geht es gut. Bin hingefallen. Ein Junge hat mich ins Krankenhaus gebracht. Habe allerdings den Schultag verpasst." Ich humple in mein Zimmer und lege mich aufs Bett. Starre an die Wand, wie heute morgen, wie die ganzen Ferien lang. Doch heute denke ich nicht an die gleichen Dinge wie sonst. Sondern ich denke an ihn. An den unbekannten Typen aus der Schule..

with him i survive my depressive worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt