Kapitel 5

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Vielleicht würde sich heute Nacht alles aufklären.
Hoffentlich.

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Seit dem Einbruch (mittlerweile kursierten die komischen Gerüchte, was den wirklich passiert sei. Von Aliens bis Supermann war alles dabei. Aber was man davon glauben konnte und was nicht, wusste keiner so genau.
Insgeheim hatte ich auch eine Theorie.
Ich glaubte das etwas unserer Art aus irgendeinem Grund unerlaubt in die Akademie wollte.
Da ich aber keine Beweise dafür hatte, konnte es sein, dass ich mich genauso irrte, wie die Snderen mit den Alien Theorien.)
herrschte in der akademie so eine komische Stimmung, die jeden einzelnen von uns ergriff.
Doch bei allen anderen verging dieses unangenehme Gefühl, nachdem nichts weiter passierte, mit der Zeit wieder.
Nur bei mir nicht.
Es wurde sogar stärker, als müsste ich eigentlich wissen was los sei, könne mich aber nur nicht daran erinnern.
Und das Gefühl des Vergessens, wurde von Tag zu Tag schlimmer.

                    ~~~

Als ich am Abend wieder schlafen ging, hätte ich von der Schwimmerei eigentlich sehr müde sein müssen. Oder zumindest jeder normal schlafende Mensch wäre das.
Allerdings müsste ich wenigstens das Verlangen haben mich auszustrecken, mich mit nichts mehr zu beschäftigen und wenn schon nicht mein Gehirn,  wenigstens meinen Körper auszuruhen.

Trotzdem konnte ich beim besten Willen nicht 'einschlafen'.
Ich grübelte zu viel.
Viel zu viel.
Vielleicht würde ich ja heute Nacht erfahren was mit dem Professor und der Akademie passiert war.
Denn als sich alle Studenten in der Folgenacht in der großen Halle versammelt hatten und wir eine Erklärung erwarteten, schickte uns der Professor nur wieder zurück in unsere Kurse, ging nicht auf Fragen ein und beteuerte stetig, dass alles in Ordnung und gar nichts passiert sei.
Ja klar.
Alles wie immer.
Das ich nicht lache.
Allerdings konnten wir nichts dagegen tun und gingen deshalb nach und nach in unsere Kurse.

                   ~~~

So ging das jetzt schon fast eine Woche und alle nahm wieder seinen Lauf.
Nur ich hatte immernoch dieses komische Gefühl das nicht von mir ablassen wollte und mich fast in den Wahnsinn trieb.

Als ich heute aufwachte war es wieder bedonders aufdringlich.
Ich unterdrückte es soweit möglich, bekam aber trotzdem kaum etwas von meinem Frühstück runter.
In der 5. Stunde dann, wir hatten gerade den Hinduismus in Religion besprochen, und wie meistens passte ich nicht besonders auf, sprach mich meine Banknachbarin dann auf das eben Besprochene an.
Sie meinte, dass das bei den heidnischen Göttern wesentlich cooler wäre, da dort alle Seleen nach dem Tod einen großen 'Rundflug' über die Erde machen um sich alles nochmal anzuschauen und sich, wenn auch unbemerkt, zu verabschieden.

Da traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz.
Ich war der Einbrecher!
Ich hatte versucht in die Akademie zu gelangen.
An diesem Nachmittag hatte ich ohne irgendwelche Informationen oder Hilfen, den Seelenflug ausprobiert und war so rabiat zurückgeschleudert worden.
Das war die einzige Erklärung, wie jemand in diesen Ort eindringen konnte, da er gar nicht wirklich existiert.
Doch ein wenig unlogisch wäre es ja schon, da der Professor es mir ja gesagt hatte und ein unbemerktes Eindringen in die Uni sicher nicht der weitere Sinn des Seleenfluges war.
Trotzdem, dass war die einzige Möglichkeit, die einigermaßen Sinn ergäbe...
Allerdings müsste der Professor doch auch schon darauf gekommen sein.
Wieso hatte er mich noch nicht darauf angesprochen?
Immerhin kannte er sich mit der Materialisierung wesentlich besser aus als ich. Er hatte die Gabe zwar nicht, doch musste er schon Erfahrungen damit haben, da er mich ja unterrichten wollte.
Darauf hatte er mich seit dem Vorfall aber nicht mehr angesprochen. Verständlich.
Jetzt ist auch dieses ungewisse Gefühl gewichen und hatte einem neuen Platz gemacht.
Quälender Ratlosigkeit.
Was sollte ich jetzt tun?
Es dem Professor erzählen?
Es für mich behalten?
Oder einfach nie wieder den Seelenflug ausprobieren?
Das wäre nur logisch und schlau.
So würde ich mich und die Anderen schützen.
Auch wenn dieser Gedanke mein Gehirn zufrieden stellte, löste er noch ein Ziehen in meinem Bauch aus.
Und ich verstand es wieder nicht.
Das nervte langsam.
Genauso wie das Picksen in meiner Seite.
Ob das auch eine Reaktion auf die Erkenntnis war?
Wenn dann eine sehr komische...

"Em!! Verdammt nochmal!
Hallo? Erde an Em!!
Jetzt Pass doch mal auf!!
Frau Berger  schaut schon!!!" zischte mir meine Banknachbarin zu.
"Ähh...was?" flüsterte ich schnell zurück.
Schuldbewusst sah ich sie an.
Sie hatte die ganze Zeit mit mir geredet, mich schließlich gepickt um mich aus meinen Gedanken zu holen, und ich saß hier nur rum und rührte mich nicht.
"Sorr..." setzte ich an, doch ich wurde unterbrochen.
"Emily würden sie bitte nicht nur ihre Banknachbarin, sondern uns alle aufklären was sie die letzten 10 Minuten davon abgehalten hat dem Unterricht zu folgen?
Oder möchten sie das doch lieber Mittwochnachmittag den anderen Schülern die nachsitzen müssen berichten?" schnurrt sie schon fast.
Wie ein Kind freute sie sich das sie mir das jetzt reinwürgen konnte.
Oh man, wie ich diese Lehrerin hasse! Wir hatten sie seit der 5. Klasse in Religion und sie hasst mich seitdem ganauso wie ich sie.
Es gibt keinen besonderen Grund, sie ist einfach nur so ..ugh.. mit ihrer überkorrekten pingelig Art.
Noch dazu kommt, dass sie mir in allen Exen eine 1 geben muss, obwohl ich nie in ihrem Unterricht aufpasse. Damit hat sie noch mehr Gründe mich nicht zu mögen.
"Danke, ich bevorzuge, es für mich zu behalten, wenn sie damit einverstanden sind?" gab ich mit einem falschen zuckersüßen Engelslächeln zurück.
"Mittwoch 13:15 Uhr vor dem Lehrerzimmer. Und zwar pünktlich!" schnauzte sie zurück, als sie die Lacher, die auf meinen Konter kamen, vernahm.

"Natürlich" erwiderte ich immernoch mit dem falschen Lächeln auf den Lippen.
Hinter meiner Fassade fand ich es ziemlich scheiße, aber wenigstens war ich einen Schritt weitergekommen und musste nicht mehr dieses lästige Gefühl mit mir herumschleppen.
Dafür nahm ich auch Nachsitzen in Kauf.
Allerdings waren da jetzt die neuen Ideen, die mir das Nachsitzen eingebrockt hatten.
Ich war schon wieder dabei in meine Gedanken abzudriften, als mich etwas unsanft in den Arm kniff.
"Hey?!" schnaubte ich Alice an.
Lil war nicht evangelisch, also konnte ich leider nicht die 2 Wochenstunden die wir bei meiner 'absoluten Lieblingslehrerin' hatten, mit ihr verquatschen.
Aber mit Alice ging das auch sehr gut. Sie war so ruhig und fürsorglich. Fast wie eine große Schwester.
"Du solltest besser wenigstens so tun als würdest du aufpassen. Du weißt doch, dass sie dich auf dem Kiecker hat. Ausserdem warst du schon wieder am Träumen... schlecht geschlafen?" flüsterte sie mir besorgt zu.
Ach wie sehr ich es hasse, wenn sie mich mit diesem besorgten Blick ansah und fragte ob alles ok sei oder ich schlecht geschlafen hätte.
Bei ihr viel es mir echt am schwersten sie dauernd anzulügen. Wir kennen uns seit wir ganz klein sind und schon im Kindergarten war sie so offen und herzlich.
"Nein, alles ok." log ich," hab nur ein bisschen über Jungs nachgedacht. Selbst das ist spannender als dieser 'Unterricht'...".
Ich verdrehte die Augen und grinste. Die Frage nach dem Schlaf ließ ich bewusst aus.
"Erzähl! Gibt es da einen bestimmten an den du denkst? Lil meint ja du und Jonas würdet total gut zusammen passen..."
So ging das dann bis es zur 6. Stunde läutete.

Zu allem Überfluss schrieben wir in dieser letzten Stunde eine Ex.
Nachdem ich alles hingeschrieben hatte und noch etwas Zeit war, dachte ich weiter über meinen missglückten Seelenflugversuch nach.
Ob ich es jetzt sagen würde oder nicht wusste ich noch nicht genau.
Das einzige was ich wusste war, dass ich es nie wieder versuchen würde wenn das das Resultat war.

Wie sehr ich mich doch irrte...

Flug der AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt