Kapitel 6

15 3 4
                                    

Schweißgebadet wachte ich auf. Ein paar mal blinzelte ich, dann starrte ich an eine Metallwand über mir. Sie war mir ziemlich nah. Ich packte neben mich und spürte die Matraze und die Decke, auf der ich lag. Ich war immer noch hier. Ich drehte mich zur Seite und  blickte in den Raum. Gegenüber stand das andere Hochbett und ganz oben lag Elea. Sie schlief friedlich, denn ich sah wie sich ihre Decke hoch und runter bewegte. Ich griff mir mit einer Hand an meine Stirn. Sie war kalt und nass. Ich versuchte mich zu beruhigen. Unter Elea lag der eine Junge, der gestern neben ihr saß. Patient irgendwas, die Nummer konnte ich mir nicht merken. Ich wusste, dass das Mädchen, was gestern an unseren Tisch saß, unter mir lag.

Plötzlich schossen mir die Geschehnisse von gestern in den Kopf. Das Mädchen was erstickt war, wie die anderen dort standen und es sie nicht interessiert hatte und meine Schockstarre.

Nachdem sich alle wieder ihren Sachen gewidmet hatten, stand ich wie geschockt da. Ich konnte mich einfach nicht bewegen, sondern starrte auf das Mädchen. Sie starrte tot an die Decke, aus ihrem Mund quoll Schaum. Sie war bereits ein wenig blau im Gesicht angelaufen. Niemand um sie herum beachtete sie. "Patient 307 möchtest du dich nicht hinsetzen ?" fragte mich der Junge neben Elea. "I... ich," bekam ich nur raus. Es fiel mir sehr schwer mich von dem Mädchen abzuwenden. Ich war einfach fassungslos darüber, dass sie niemand beachtet hatte oder ihr zur Hilfe gekommen war.

Ich schämte mich einfach, dass ich nicht selbst zu ihr hingelaufen war. Doch ich konnte nicht, sofort wären die Wachleute gekommen und hätten mich mitgenommen. Langsam drehte ich mich von dem Mädchen weg und setzte mich an den Tisch. Fassungslos starrte ich auf die Tischplatte. Mit Mühe hielt ich die Tränen zurück. Noch nie hatte ich jemanden sterben sehen. Ich blickte in Eleas Gesicht. Sie aß ihr essen ohne eine Miene zu verziehen.

Mein Essen stand noch vor mir, doch der Appetit war mir vergangen. Ich nahm die Gabel in die Hand und fing an in dem Essen rumzustochern. Meine Gedanken flossen nur so dahin. Dann regte sich endlich der Junge neben Elea. Alle waren fertig mit Essen. "So Patient 307. Wenn du willst,dann führen wir dich jetzt herum", sagte der Junge. "Ja.... das wäre super," meine Stimme klang traurig. Ich wollte nur noch hier weg.

Ein wenig Ablenkung wäre jetzt ganz gut. Wir gingen aus der Cafeteria und kamen in einen langen Gang. Alles sah gleich aus. Die Wände weiß, mit ein paar Spiegeln. Alles sah so rein aus. "Hier sind ein paar Aufenthaltsräume." Sie steuerten auf einer der Räume zu. Die Tür ging automatisch auf. Der Raum war weiß, wie alles hier. An der gegenüberliegenden Wand waren riesige Bildschirme. Sie zeigten Landschaften. Im Moment zeigten sie eine Wüste. Ich ging zu der Wand. Ich hatte noch nie die Wüste gesehen. Hinten im Hintergrund liefen Kamele entlang. Ich war fasziniert von den Bildern.

Plötzlich verschwamm das Bild und es zeigte einen Strand mit Meer. Es sah sehr friedlich aus. Ich drehte mich wieder um und jetzt bemerkte ich erst die vielen Pulte, die im Raum standen. Einige Leute saßen davor und tippten etwas auf einen Bildschirm. Ich stellte mich hinter einen, der gerade etwas eintippte. Er schien so eine Art Aufgabe zu lösen. Ich wendete mich ab und ging zu einem anderen Pult. Das Mädchen, was davor saß tippte, wie wild drauf los. Sie schien eine Art Schnelligkeitsttest zu machen.

Wofür war das alles hier ? So richtig schlau wurde ich hieraus nicht. "Komm wir zeigen dir noch andere Sachen", sagte das Mädchen und bewegte sich in Richtung Tür. Wir gingen den Gang entlang. Sie erklärten mir, das die Räume, die alle auf dem Gang waren, so ähnlich sind wie der in dem wir waren. Am Ende des Ganges war eine große Tür. Genauso wie die anderen ging sie automatisch auf.

Wir traten hinein und das Erste, was ich wahrnahm, war grün. In diesem Raum war eine riesige Parkanlage. Grüne Wiese, ein kleiner Teich, ein großer Brunnen stand in der Mitte und an den Seiten waren Bänke. Hier hielten sich einige Leute auf. Bis jetzt war das der schönste Raum. Ich schaute oben an die Decke und sah die großen Bildschirme, sie zeigten einen blauen Himmel mit strahlender Sonne. Ich starrte einen Moment an die Decke. Seit langem hatte ich keinen blauen Himmel mehr gesehen. Obwohl er nicht real war, beruhigte mich das Blau des Himmels. Elea zog mich an meinen Arm, damit ich weiter ging.

Wir liefen an die Seite zu einer anderen Tür und kamen wieder in einen der öden Gänge. ,,Hier sind die Schlafzimmer. Du wirst bei uns schlafen, denn wir haben noch ein Bett frei", sagte das Mädchen. Erleichterung lief über mich. Ich würde mit Elea auf einem Zimmer sein. Sie zeigten mir noch weitere Zimmer ,wie den Waschraum oder ein Schwimmbad.

Ich rechnete mir aus, wie riesig das hier sein musste. So etwas konnte doch nicht unbemerkt in unserer Gegend stehen. Sowas würde auffallen. Es konnte nur auf einer riesigen Anlage sein, die sehr versteckt war. Es könnte aber auch unterirdisch sein. Mir viel wieder ein, dass ich es irgendwie schaffen musste mit Elea alleine zu reden. Vielleicht wenn wir zurück zum Park gehen. "Könntet ihr mir nochmal den Park zeigen ?" fragte ich sie. "Aber natürlich," antworte das andere Mädchen und setzte sich in Bewegung.

Wieder im Park schaute ich nach oben, diesmal waren einige Wolken zu sehen. Ich setzte mich auf eine Parkbank und zog Elea mit mir. Die anderen fingen ein Gespräch an. Ich entschied mich mit einer einfachen Frage anzufangen. "Wie lange bist du schon hier ? " Sie blickte mich an, die Antwort kam prompt ,,Solange ich denken kann, also mein ganzen Leben." Ich wusste natürlich,dass das Unsinn war, denn sie konnte erst solange hier sein, wie ich. "Bist du dir sicher ? Sagt dir der Ort Nielem was?" Das war unser Wohnort, vielleicht könnte ich sie erinnern. "Nein. Was ist das ?" fragte sie mich  und schaute dabei ein wenig verwundert. Dann überlegte ich was noch sagen sollte. "Sagt dir der Ort Greenshine was ?"

Insgeheim hoffte ich, dass sie sich daran erinnern würde. Es war der Name den wir uns für unsere Lichtung im Wald ausgedacht hatten. Als kleine Kinder war es immer eine Art Codewort. Doch sie schüttelte nur den Kopf und schaute verwirrt. "Weißt du wann du geboren wurdest ?" Sie schien ein wenig verwundert über die Frage. "Nein. Ich kann mich nicht erinnern." Sie schaute wieder geradeaus zu dem Brunnen.

Ich entschied ihr weitere Fragen zu stellen, an irgendetwas muss sie sich doch errinern. Die Frage schoss mir in den Kopf. Ich war mir unsicher, ob ich sie stellen sollte, denn ich würde es nicht verkraften wenn sie die Antwort nicht wüsste. Es war aber eine Frage, an die sie sich erinnern musste. "Weißt du wer Lia ist ?" Ich hoffte sehr das ihr meine Name etwas sagen würde. Aber nichts in ihrer Mimik deutete darauf hin, dass sie meine Namen noch kannte. "Nein tut mir Leid ich kenne keine Lia." Das zerbrach mir mein Herz. Wir waren, sind beste Freunde, aber sie kannte meinen Namen nicht mehr. Ich drehte mich ein wenig um, damit sie nicht sah, wie eine Träne über meine Wange lief die ich nicht mehr zurück halten konnte.

Ich stellte ihr keine weiteren Fragen mehr. Danach saßen wir nur noch herum. Irgendwann gingen wir zu Bett. Der Tag war grausam. Erst das Mädchen was gestorben war und dann noch Elea, die sich nicht mehr an mich erinnern konnte. Als wir endlich zu Bett gingen schlief ich gleich ein.

Ich war total verschwitzt. Die Decken total zerwühlt. Ich wendete den Blick von Elea ab. Eine Uhr hatten wir hier nicht. Ich entschied mich einfach noch mal versuchen zu schlafen, denn ich hatte es nötig. Ich schloss die Augen.

_______________________________
Hey Leute :)
Tut mir leid, dass ich lange nichts mehr hochgeladen habe, aber jetzt habe ich dieses Kapitel endlich fertig :)
Ich hoffe es gefällt euch und das nächste mal wird es nicht so lange dauern bis ein neues kommt xx
Lots of Love
Mary xoxo

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Venture Kein Entkommen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt