Kapitel 2

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„Du hättest mich wenigstens vorwarnen können." Missmutig schreitet Basil über das Deck seines Schiffes und gibt den Befehl zum Ablegen.

„Was hättest du dann gemacht?" fragt Rina schelmisch.

„Vielleicht mich bedeckt gehalten, damit mich niemand mit der Aktion in Verbindung bringt." gibt er kalt zurück.

„Und genau DAS... wollte ich vermeiden."

„Warum ist es wichtig, dass ich dafür die Schuld bekomme?" erkundigt sich Basil neugierig.

„Na lieber du, als ich." entgegnet Rina frech grinsend. Hawkins seufzt kurz auf. Auch wenn sie mittlerweile fast 30 Jahre alt ist, benahm sie sich manchmal immer noch wie ein Kind.

„Was du in der Kaserne sagen wolltest...war das nur Ablenkung?" erinnert sich Basil wieder an den eigentlichen Grund seines Kommens. Rinas Miene wird ernst.

„Nein. Es ist mir wirklich etwas aufgefallen."

„Und was?"

„Es werden nur Angehörige hoch angesehener Piraten angegriffen. Aber keine direkten Bandenmitglieder, sondern nur Verbündete." Mit Schwung setzt sie sich auf die Reling des Schiffes. Basil denkt einen Moment darüber nach, muss ihr aber zustimmen. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht.

„Meinst du jemand hat es auf die ‚Hohen Tiere' unter uns Piraten abgesehen?"
„Na auf die Marine jedenfalls nicht." erwidert sie schnippisch.



~einige Tage später auf einer entfernteren Insel~

Das Hafenviertel ist sehr belebt. Ayane hüllt sich in ihren Umhang ein. Sie weiß nicht warum sie das macht, immerhin gibt es von ihr keinen Steckbrief und sie wird auch sonst nicht gesucht, dennoch fühlt es sich richtig an. Für's erste hat ihre Konzentration der Flucht gegolten. Auch wenn sie nicht einmal wusste, ob man nach ihr suchte. Doch nun kann sie ihre Suche nach dem blonden Piraten fortsetzen. Sie fragt sich, was die Fremde wohl mit ihm zu besprechen hatte. War sie eine Untergebene von ihm? Hat er ihre Befreiung veranlasst? Der Gedanke gefällt Ayane und so beschließt sie, dass es so war. Basil Hawkins hatte sie gerettet. Nun stellt sich ihr jedoch eine ganz andere Frage: Wie und wo mit der Suche anfangen? Er ist kein Samurai, also kann sie nicht die Marine fragen. Auch wenn sich das Verhältnis zwischen der Marine und den Piraten entspannt hat. Ayane sah sich um. Die Menschen hier schienen grober im Umgang zu sein, aber sie konnte keine Fesseln oder Unterdrückten sehen. Das beruhigt sie ein wenig und sie lockert den Griff an ihrem Umhang. An den Stegen liegen viele Piratenschiffe, jedoch keines eines groß Bekannten. Es sind alles kleine Fische. In ihren Gedanken versunken bemerkt sie nicht, wie sie direkt auf jemanden zu läuft, bis sie gegen ihn stößt. Sie taumelt einen Schritt zurück und hebt den Kopf um den anderen anzusehen.

„Verzeihung. Ich habe nicht aufgepasst." entschuldigt sie sich sofort.

„Ach kein Problem. Geht es dir gut?" fragt der junge Mann, mit dessen Rücken sie eben Bekanntschaft gemacht hat.

„Äh. Ja. Alles ok." antwortet Ayane leicht verwirrt. Ihr Gegenüber mustert sie zweifelnd.

„Du wirkst sehr nachdenklich. Brauchst du etwas?" Gerade als sie den Mund öffnet, um zu antworten, meldet sich ihr Magen mit einem lauten Knurren.

„Ah so ist das also." Der Mann lacht herzhaft auf, was Ayane zusammen zucken lässt. Sie befürchtet, nun die Aufmerksamkeit aller Leute auf sich zu haben, doch als sie sich umsieht bemerkt sie, dass sich niemand für die beiden interessiert.

„Kleine?" Eine Hand schnipst vor ihrem Gesicht und sie schaut wieder zu dem Fremden.

„Äh. Entschuldigen Sie, was haben Sie gesagt?" Er lacht erneut auf.

„Bitte nenn mich einfach Daron. Und ich habe dich gefragt, ob du mit mir zusammen essen möchtest."
„Sehr gern." beeilt Ayane sich zu antworten. „Und ich heiße übrigens Ayane." fügt sie hinzu.

„Nett dich kennen zu lernen. Komm, ich kenne eine ganz nette, kleine Kaschemme." Ayane folgt Daron, der zielstrebig durch die Straßen geht. Die Vielen Menschen, die teilweise im Weg stehen, umgeht er gekonnt, sodass Ayane manchmal aufpassen muss, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.  

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