Die Realität

9 0 0
                                    


Die Leute ignorierten mich und ich freute mich darüber. Mit meinem Aussehen wollte ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenken. Ich betrachtete meine Umgebung und war erstaunt, dass obwohl es dunkel war, noch so viele Leute in der Einkaufsstraße waren. Es war auch schon arschkalt, also verschränkte ich meine Arme und ging weiter. Ich wusste nicht, warum ich unbedingt von Sarah und Greg wegwollte, aber das Gefühl verstärkte sich. Ich wollte sie vergessen, zumindest für eine Weile. Ich meine, ich brachte mich um, um weg von allem zu sein, aber meine Freunde bleiben. Bullshit.

Angepisst biss ich meine Zähne zusammen. Ich werde nie das bekommen, was ich will, oder? Ich wollte weg von jedem, weg von allem und nun bin ich hier, obdachtlos, kalt und traurig. Eine Träne rannte über meine warme Wange. Was solls, was fucking solls. Egal was ich mache, ich komme nicht weg.

Meine Augen wurden von einem hellgrünen Leuchtschild angezogen. Es war nicht sehr groß und die meisten Menschen übersahen es einfach. 'Come in' sagte es. Normalerweise wäre ich jetzt weiter gegangen, aber ich hatte ja nichts zu verlieren, also ging ich durch eine dunkle Holztür hinein. Ich sah mich um. Es war eine Bar, beleuchtet von dem Leuchtschild draußen. Rechts saß ein Mann an der Theke und eine junge Frau stand dahinter. Sie bemerkte mich als Erste und winkte mich hinüber: "Hallo, Darling, oh dir muss kalt sein. Setz dich, setz dich." "Uhm, nein danke", antwortete ich zu ihrem Erstaunen:" Ich habe nicht viel Geld." Sie warf sich gerade ihre schwarzen Haare über die Schulter um etwas zu sagen, doch eine Stimme kam ihr dazwischen:" Ich geb eine Runde aus."

Ich suchte weiter hinten im Laden nach der Quelle der Stimme, aber ich sah niemanden. Ich drehte mich im Kreis, bevor ich wieder die Barkeeperin ansah. Sie zog ihre rot geschminkte Lippe nach oben und zeigte auf den freien Platz neben dem Mann. Ohne verwirrt zu klingen, bedankte ich mich und setzte mich. "Und, Schatzi, was willst du?", die Barkeeperin lehnte sich nach vorne und es fiel mir schwer nicht in ihr Dekolleté zu schauen. "Woher kam diese Stimme", fragte ich nüchtern. Sie lachte:" Welche Stimme?" "Die die gesagt hat, dass sie mir eine Runde spendiert." "Honey, da war keine Stimme." Sie kam mir immer und immer näher: "Aber die würde ich auch gerne was spendieren." Sie war sehr hübsch, das muss man sagen. Und ihre Augen waren so schön und ihre Lippen so voll. Oh Gott, sie kommt immer näher. Sie schloss ihre Augen und kam noch näher.

"Cara, weg von ihr. Du kennst sie nicht einmal!", kam eine Stimme aus der Tür hinter ihr. Ich zog meinen Kopf zurück und antwortete: "Du bist ja ein Spaßverderber." Cara zwinkerte und nickte. Ich lachte und die Tür flog auf. Dahinter waren mehrere Monitore angebracht und eine Person trat hinaus. Er war ziemlich groß und auch ein Jugendlicher, soweit ich sehen konnte. Er wurde von hinten beleuchtet, bis er auch hervor ins grüne Licht trat. Seine Haare waren genauso dunkel, wie die von Cara. "Wolf, warum hast du nichts getan!?", fragte er den Mann der neben mir saß. Erst jetzt sah ich ihn an. Seine Kapuze hing ihm weit ins Gesicht, selbst als er den Kopf hob um ihn anzusehen:" Du bist wirklich ein Spaßverderber, weißt du, Eren?" Ich lachte mit Cara, bis er sie anstupste: "Cara, wann merkst du es dir endlich, Kunden sind zum Bedienen da." "Ich hatte ja auch viel anzubieten." "Cara." "Was denn Bruderherz, eifersüchtig?" Er sah mich kurz an. Cara lächelte:"Also ja." Sie kicherte, ich mochte sie. "Wolf, willst du deine Freundin nicht zurückhalten?" "Sie ist nicht meine Freundin, ich bin noch immer schwul, Idiot." "Oh stimmt ja." "Oh und Bruderherz, ich stehe noch immer auf Frauen. Auf süße. So wie sie hier.", sie fing an mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen. Ich lächelte sie an, bevor ich einen Blick auf Eren warf.

Er war angepisst. Ich streckte ihm die Zunge heraus. Er musste tief ein und aus atmeten, bevor er hinter Cara griff und einen Drink mischen konnte. Er schüttete die helle Flüssigkeit in ein hohes Glas und stellte es vor mich. "Was ist d-" "Probier einfach, es geht aufs Haus." "Danke", sprach ich lächelnd und nahm einen sehr großen Schluck. "Wow, das ist-", begann ich zu reden, doch ich hatte das Gefühl, den Satz nie fertig gesagt zu haben.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 25, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Dead flowers can't bloomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt