Phyllis
„Das kommt nicht infrage, Phyllis. Du gehst nirgendwo allein hin!" Brooklyns Stimme hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemals dermaßen wütend angehört.
Aufgebracht? Ja.
Verzerrt vor Wut? Nein, keinesfalls.
Nicht so.
Und dabei wollte ich lediglich eine alte Freundin besuchen. Ohne Bodyguard. War das wirklich zu viel verlangt? In der letzten Zeit war schließlich nichts Bemerkenswertes geschehen. Zumindest nichts, das man meinem Stalker in die Schuhe schieben könnte. Oder?
„Brooklyn, ich flehe dich an, wenn ich da mit dir auftauche, wird sie sich Sorgen machen", beharrte ich weiter auf meinem Wunsch und klimperte wie verrückt mit den Wimpern.
Aber ich war keine zwölf mehr und Brooklyn nicht dumm.
Sein Blick blieb hart und unnachgiebig, ich konnte ihn ganz offensichtlich nicht umstimmen.
Ein frustriertes Seufzen entrang sich meiner Kehle, während ich in meine flachen Sandaletten schlüpfte und mir die kleine Ledertasche über die Schulter warf.
„Sie sollte sich sogar Sorgen machen", erwiderte er eiskalt und zog sich ebenfalls an. In seinem Jackett steckte eine Schusswaffe, ebenso ein aufklappbares Messer, das mit Sicherheit Gliedmaßen durchtrennen konnte. Ich senkte den Blick und sah ein, dass ich diese Runde verloren hatte. Dafür würde ich ihn mit schlechter Laune strafen. Auch wenn er eigentlich nichts dafür konnte, dass er den Auftrag des Königs ausführen musste. Er machte mich trotzdem rasend.
„Also." Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und musterte mich abschätzend. „Wo wohnt die Gute?"
Rebecca war einst mein Kindermädchen gewesen. Oder so etwas ähnliches. Eine Zeitlang, als es meiner Mutter nicht allzu gut ging. Und auch später, als alles wieder beim vermeintlich Alten war, konnte ich sie zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsuchen und mir den Kummer von der Seele reden. Ich liebte sie wie meine Mutter. Sie gehörte zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Und wohnte auch gar nicht so weit entfernt wie Brooklyn erleichtert feststellte.
Ich hatte praktisch den ganzen Weg schweigend zurückgelegt, ein trotziges Schweigen, das Brooklyn scheinbar kein bisschen störte. Er seinerseits hüllte sich in ein konzentriertes Schweigen, das es ihm ermöglichte, jede mögliche Gefahr kommen zu sehen.
Egal, was er tat, er war immer auf eine bestimmte Sache konzentriert und ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Auch und vor allem im Bett. Ich spürte wie ich rot anlief.
Verflucht.
„Hier ist es", murmelte ich leise, als Rebeccas Wohnblock in Sicht kam.
Brooklyn nickte mir zu, worauf ich vortrat und auf die Klingel drückte.
Wir warteten ab.
Niemand meldete sich.
Ich wiederholte das Procedere.
Noch immer reagierte niemand.
„Bist du dir sicher, dass sie zu Hause ist? Kann ja sein, dass sie..."
„Natürlich bin ich mir sicher. Sie geht immer abends arbeiten. Nachtschicht im Krankenhaus", erklärte ich panisch und klingelte ein viertes Mal. Ein fünftes.
Warum meldete sie sich nicht?
„Sie kann doch auch mit Freunden aus sein", besänftigte Brooklyn mich. „Muss nicht gleich heißen, dass ihr etwas zugestoßen ist. Am besten wir versuchen es später nochmal oder du rufst sie von Zuhause aus an, okay? Komm jetzt, Phyllis. Wir sollten uns hier nicht länger aufhalten, als nötig. Zu wenige Versteckmöglichkeiten."
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Save Me
غموض / إثارةEin Bastard ist nicht hoch angesehen. Er wird verschmäht, verachtet, bedroht. Phyllis ist genau das: Ein Bastard. Die uneheliche Tochter des britischen Königs und einer einfachen Zofe. Ein Niemand. Und dennoch wird ihr aus unerklärlichen Gründen ge...