Sagt mir Bescheid, was ihr davon haltet:-)
Teil III
Erneut räusperte ich mich. „Sie haben einige Serviersets bei uns bestellt, die leider am Auslaufen sind. Ich bin hier um Ihnen den Nachfolger zu zeigen und eine neue Bestellung aufzunehmen."
Er blinzelte mich für einen süßen, schier endlosen Moment an, dann sagte er: „Und ich dachte du wärst hier um nach etwas anderem zu fragen."
Verwirrt sah ich ihn an. „Ich bin nicht hier um Boxen zu lernen. Mein Chef brauch Ihre Bestellung, damit wir Ihnen das liefern können, was Sie wünschen."
„Hast du das auswendig gelernt?" amüsiert begann er mit einem Kugelschreiber auf seinem Schreibtisch zu spielen und funkelte mich aufmerksam an.
Ich atmete tief durch, versuchte mich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. „Ich versuche nur meinen Job richtig zu machen."
„Und warum?" Herausfordernd beugte er sich über den Schreibtisch. „Was ist der Sinn dahinter?"
Nervös senkte ich den Blick. „Ich brauche das Geld, aber ich weiß nicht, was-"
„Geld, natürlich." Er stand in einer fließenden Bewegung auf und wandte mir seinen Rücken zu, während er aus dem Fenster sah. „Es geht ja immer um Geld, nicht?"
„Nein, aber-"
„Um was geht es dann?" Er wirbelte herum und schaute mich fragend an. „Um Macht? Um Erfolg? Ist es das, was zählt?"
Seine Fragerei machte mich wütend. Er lockte mich doch nur in die Falle, damit ich ihm sagen musste, dass ich keine Antworten auf seine Fragen kannte. Zornig stand ich auf. „Was soll diese Fragerei?"
„Dieser Hunger nach zufriedenstellenden Antworten in deinen Augen schreit nur so nach Aufmerksamkeit." Antwortete er, seine Stimme ehrlich und klar.
„Aber das geht Sie nichts an!" entgegnete ich frustriert.
„Nein, das tut es nicht." Er nickte zustimmend. „Aber ich kenne die Antworten, die du suchst."
„Vorerst wäre das, welches Set Sie gerne bestellen würden."
„Dann überspringen wir das doch einfach." Grinsend nahm er mir meine Unterlagen aus der Hand und mischte sie unter sein Chaos auf dem Schreibtisch. „Frag schon."
Misstrauisch beäugte ich ihn, auf einmal verloren in meiner eigenen Unsicherheit. „Ich wüsste nicht, was Sie mein Leben angeht!"
„Gar nichts." Er lächelte, so strahlend und warm, dass meine Entscheidung einfach meinen Job zu tun bedenklich ins Wanken geriet. „Aber du irrst da draußen unter dem Himmel herum und fragst dich, weshalb. Weshalb du unter dieser Sonne geboren wurdest, weshalb nachts der Mond aufgeht, und weshalb die Konstellation dieser Erde dir eine Heimat ist. Warum du ohne diese Antworten zu kennen, rastlos umher hechtest, nach dem Glück im Dunkeln tastest und der Horizont dir immer fremder wird." Er kam einen Schritt auf mich zu, ließ seinen Atem über mein Gesicht streicheln und mir klar werden, dass es wirklich nichts auf dieser Welt gab, das ich lieber wissen würde. „Ist es nicht so?" raunte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ich wandte den Kopf zur Seite und blickte beschämt dem Boden entgegen. „Macht mich das dumm?"
„Das macht dich neugierig und besonders, weil du nicht einfach blind vor dich hinlebst, sondern die Geheimnisse dieser Welt in deiner Handfläche halten willst. Verstehst du? Du willst nicht hinter endlosen Barrikaden die graue Maus spielen, sondern den blauen Himmel sehen. Du willst kein Dopamin vergeuden, bevor du nicht herausgefunden hast, was Glück wirklich ist. Du willst das Leben dich überrollen und faszinieren lassen, damit du ja keinen Funke Schicksal versäumst. Du willst wach bleiben bis die Wolken wieder lila sind, weil du keinen Moment dieser schrägen Welt vergessen willst in dein Herz zu malen. Du willst frei sein, ohne Zwang, um das Leben auskosten und bis ins kleinste Detail leben zu können. Du willst jede Abfahrt deiner Achterbahnfahrt mit Freude, nicht mit Schrecken begrüßen, damit jede Erinnerung in lebendigen Farben zur richtigen Zeit ein Lächeln in dein Gesicht zaubern kann." Er hielt kurz inne, betrachtete etwas erstaunt die Tränen in meinen Augen, die Tränen der nackten Wahrheit waren. „Und du willst keine Fehler machen, nicht stolpern, nicht fallen, weil du Angst hast in diesem Moment deinen Zug zu verpassen."
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Sternenhimmel
Teen FictionEine Geschichte über das Schicksal und den Sinn des Lebens. Beides ist auf Emilias Landkarte irgendwie nicht eingezeichnet und lässt sich auch nicht so einfach im Wörterbuch nachschlagen. Nur eine einzige Begegnung, ein einziger Augenblick, bringt i...