Kapitel 3

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Rachel

Rauch. Alles war voller Rauch. Meine Lunge brannte wie Feuer. Ich musste sofort hier raus. Ich versuchte aufzustehen, aber mein Bein war unter einem Balken eingeklemmt. Jedes Mal, wenn ich versuchte, es zu bewegen, oder auch nur mein Gewicht verlagerte, schoss ein Schmerz mein Bein hinauf und ich musste mich dazu zwingen, nicht zu schreien. Das Gebäude brach mehr und mehr um mich herum zusammen. Plötzlich löste sich der Balken über mir und fiel direkt auf mich zu...Zitternd schrak ich auf. Ich lag noch immer in meinem Bett, in meinem Zimmer. Es war also nur ein Alptraum, aber er war so real gewesen. „Rachel, steh endlich auf, in fünf Minuten gibt's Essen. Meine Mum war wirklich pingelig, wenn es um das gemeinsame Frühstück ging. Abwesenheit wurde nicht geduldet. Ich stand auf und machte mich auf den Weg ins Bad. Aber ich traf auf eine verschlossene Tür, als hätte ich es nicht geahnt. „Jose, lass mich ins Bad." „Jaja, ich brauch nur noch fünf Minuten." Das würde noch eine halbe Ewigkeit dauern. „Wie schaffst du es eigentlich mehr als doppelt soviel Zeit wie ich im Bad zu brauchen. Ich bin schließlich das Mädchen." „Vielleicht würde es dir guttun, etwas mehr Zeit im Badezimmer zu verbringen." Das wars. Wie konnte dieser aufgeblasene Vollidiot es wagen, etwas an meinem Aussehen zu kritisieren, wenn er es noch nicht einmal schaffte, einen Monat zur Schule zu gehen, ohne dass unsere Eltern von den Lehrern herzitiert wurden. „Vielleicht könnte ich das sogar, wenn du es nicht jeden Morgen so lange für dich beanspruchen würdest, sodass ich kaum noch Zeit habe!" So ging das noch eine Weile, bis mein Vater vollkommen genervt die Treppe hinaufkam. „Es reicht! Joseph lass deine Schwester sofort ins Bad und wenn ich noch ein einziges Wort höre, habt ihr beide für einen Monat Hausarrest!" Das Schloss klackte und meinBruder stand vor mir. Er starrte mich mit einen Blick an, bei dem jeder andere sofort die Flucht ergriffen hätte. Aber ich starrte nur zurück, sodass er Angst vor mir bekam. So lief es bei uns nunmal. Erforderte mich bei etwas heraus und ich machte es besser als er. Letztendlich saßen wir beide am Tisch und würdigten uns keines Blickes. Eben ein ganz normaler Morgen. Plötzlich traf Jose eine Tomate am Kopf. „Sammy, ist das dein Ernst!" Mein kleiner Bruder grinse ihn einfach nur an. Ich musste lachen. „Rachel es ist nicht lustig, wenn deine Brüder sich mit Essen bewerfen und Sammy du hebst das sofort auf." Mein kleiner Bruder stand auf und tat was mein Vater sagte, doch als dieser wegsah, zog er eine Grimasse hinter seinem Rücken. Wir alle mussten lachen und mein Vater bestrafte ihn mit einem Blick, den ich lieber nicht gesehen hätte. „Wir dachten eigentlich, dass wir heute mit den Lairs einen Ausflug machen, aber wenn ihr euch so benehmt..." Jetzt hatte unsere Mutter uns am Haken, denn ein Ausflug mit den Lairs war nunmal alles andere als gewöhnlich. Arthur Lair war extrem intelligent, besaß eine der meistvermögenden Firmen der Welt und war irrwitzigerweise seit dem Kindergarten der beste Freund meines Vaters. Er hatte zwei Kinder, Sarah und Max, die als Zwillinge unterschiedlicher nicht hätten sein können. Sarah war beliebt, oberflächlich, arrogant, wunderschön, egoistisch und hasste mich bis aufs Mark. Max hingegen war intelligent, zurückhaltend, hilfsbereit und einer meiner besten Freunde. Deshalb wusste ich nicht so ganz ob ich mich freuen oder lieber schreiend weglaufen sollte. Doch letztendlich überwogen die Vorteile. Wir trafen uns an Flughafen und stiegen in einen Privatjet ein. Es war einfach unglaublich mit diesem Flugzeug einfach so am Wochenende von New York nach San Francisco zu fliegen, aber für Max und Sarah war es das normalste der Welt. Als wir den Jet betraten erwartete uns eine Überraschung. Meine beste Freundin Clarice erwartete uns dort und leider auch John, Sarahs fester Freund. Während Max, Clarice und ich uns in den vorderen Teil setzten, zogen Jose, Sarah und John sich demonstrativ in den hinteren Teil zurück. „Wie lief eigentlich die Promotion Für euer neues Sicherheitssystem?" Max liebte es über die neuen Erfindungen seines Vaters zu reden. „Eigentlich ziemlich gut. Sogar Aragorn Dragon sagt, dass es ihrem zwar in nichts voraus ist, aber ihm keineswegs in etwas nachsteht." „Warum gibt eigentlich alle Welt so viel auf die Meinung von Aragorn Dragon. Es ist schließlich unmöglich, dass er auch nur den kleinsten Teil zu der Entwicklung seiner Produkte beigetragen hat,  die Finanzierung ausgenommen ." Wir hatten nicht bemerkt, dass Maxs und mein Dad hinter uns aufgetaucht waren. „Wie kommst du darauf?"  fragte mein Vater. „ Nun, es ist wissenschaftlich bewiesen, dass ein Mensch nicht gleichzeitig perfekt aussehen und einen höheren IQ als der Durchschnitt haben kann." „Was ist eine Ihku?" Wir musstenlachen. Sicher war es nicht höflich, aber Johns Frage war einfach zu komisch. „Das ist etwas, wovon du nicht viel hast." Und schon bohrte sich mir der Blick meiner Mutter in den Rücken, während John überhaupt nichts mehr verstand. Der Rest des Fluges verlief ereignislos, irgendwann landete der Jet. Wir teilten uns in drei Gruppen auf, da wir uns einfach nicht auf ein Ziel einigen konnten. Unsere Eltern wollten in ein Cafe' gehen, dass Maxs Eltern schon mal besucht hatten und großartig fanden, Sarah schleppte John und Jose'zum shoppen mit und Sammy, Max, Clarice und ich gingen in eine Bibliothek. Sie war riesig, die Bücher stapeln sich bis zur Decke. Am Abend flogen wir wieder nach Hause. Am Flughafen verabschiedeten wir uns von Clarice, John und den Lairs und fuhren nach Hause. Es war ein schöner Tag gewesen, die Streitereien vom Morgen gehörten der Vergangenheit an. „Wo warst du gestern Nachmittag eigentlich?"Joses Stimme durchschnitt die Stille. „Ich war miteinem Jungen, den ich in der Bibliothek getroffen habe, einen Kaffee trinken und hab mich dann verquatscht." „Uuh, meine kleine Schwester hatte ein Date!!" Ich verdrehte meine Augen. Nur Jose konnte auf die abwegige Idee kommen, dass ich mit einem Typen, den ich gerade erst kennengelernt hatte, auf ein Date ging. „Was soll das heissen, du warst auf einem Date?" Jetzt mischte sich auch noch Dad ein. „Was habt ihr nur immer mit eurem Rachel-Date-Wahn? Und nein, Dad, es war kein Date, Jose wollte mich nur mal wieder aufziehen." Ich sah, wie mein Vater sich wieder entspannte und kurz darauf lachten wir alle. Die Vorstellung von mir auf einem Date war einfach zu komisch. Die Fröhlichkeit hielt auch noch an, bis wir Zuhause waren. Doch als ich die Tür öffnete, schnappte ich nach Luft. Die ganze Eingangshalle war verwüstet. Wer würde so etwas nur tun? Doch als ich ins Wohnzimmer kam, hatte ich meine Antwort. Und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als es nicht zu wissen. Vor mir an der Wand stand in dunkelroten Buchstaben geschrieben:


Du weisst, wer ich bin, und ich weiss wer du bist.

Lass mich dir etwas sagen:

Ich kann es nicht leiden, wenn sich jemand in meine Angelegenheiten einmischt,

Also beherzige diese Warnung und halt dich aus diesen raus.

Du weisst, wozu ich fähig bin.

Mehr als jeder andere, Rachel Alvarez.



Roundvynnian Master of ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt