the chapter about my grams and her stars

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Als meine Oma noch am Leben war und ich bei ihr übernachtet habe, haben wir uns immer abends in ihre Hollywoodschaukel gesetzt, die im Garten steht, und gewartet bis es komplett dunkel war.
Sie lebte am Rande eines Waldes, welcher die Stadt, in der sie lebte, umringte. Wenn man ganz leise war und die Augen schloss, konnte man hören, wie der Wald atmete. Man hörte die Grillen zirpen und den Wind, der durch die Kronen der Nadelbäume fegte.
Sie nahm meine Hand und wir schauten nach oben, in den sternenverhangenen Himmel.
"Mein Junge, wenn du dich später einsam fühlen solltest und es dir aus irgendeinem Grund nicht gut geht, leg dich abends auf eine Wiese und schaue dir die Sterne an. Manchmal hilft das wirklich.
Früher, als ich in deinem Alter war, fiel es mir besonders schwer neue Freunde zu finden. Ich dachte, mich würde niemand verstehen. Immer wenn ich nicht schlafen konnte, weil in meinem Kopf eine solche Unruhe herrschte, schlich ich mich hinaus, auf das Feld meiner Eltern, und legte mich ins Gras. Als ich die Sterne erblickte, fühlte ich mich geborgen. Jedes Mal habe ich versucht sie zu zählen. Obwohl es unmöglich war.
Ich habe den Sternen Namen gegeben und ihnen Geschichten aus meinem Alltag erzählt, weil ich sonst niemanden zum reden hatte. Aber sie hörten mir immer zu."

Als meine Oma an Krebs starb, gab es oft Nächte in denen ich nicht schlafen konnte, und ich erinnerte mich an ihre Worte, die sie mir in jener Nacht zuflüsterte.
Und als ich auf einer Wiese lag, umzingelt von funkelnden Sternen und dem Gras, das meine Wange kitzelte, kam es mir tatsächlich so vor, als wäre sie irgendwo da oben, in der Form eines Sterns.
Ich redete die ganze Nacht mit ihr, und die Nacht darauf, auch, wenn sie nicht antworten konnte.

Der Junge unterm SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt