Kapitel III: Der Artikel

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Gerade in letzter Zeit fühlte ich mich besonders einsam. Es stand ja nur noch die Premiere und der Presserummel an aber ab dann wäre ich wieder arbeitslos, was ja auch gar nicht schlecht war. Die letzten Jahre waren einfach so arbeitsreich, dass ich kaum Zeit für Privates hatte und nun fürchtete ich mich vor dem Alleinsein und fragte mich was ich mit der vielen freien Zeit, bis zum nächsten Projekt, anfangen sollte. Ich entschied mich alles auf eine Karte zu setzten.

„Ich hätte dich gerne noch zum Essen eingeladen. Ich kenne da ein nettes Restaurant in der Nähe."

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und überlegte.

„Florian, ich weiß nicht. Mein Zug fährt schon in anderthalb Stunden."

„Dann begleite mich wenigstens nach Hause. Das ist nicht weit." ich versuchte es ein letztes Mal, wohlwissend, dass dieser Plan im Nachhinein ganz schön nach hinten losgehen könnte.

„Na gut." willigte sie ein. Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und zeigte ihr den Weg.

„Was stehen denn bei dir als Nächstes für Projekte an?"

„Im Moment gar keine. Das ist ja das Ungewohnte. Seit Jahren habe ich mal endlich wieder Zeit für mich. Aber ehrlich gesagt, weiß ich noch gar nicht wie ich damit umgehen soll."

„Wie meinst du das?"

„Na schau mal, meine ganzen Freunde gehen ja auch ihren alltäglichen Trott nach. Klar, kann man sich nun öfter mal sehen, aber die können mich ja nicht dauerhaft bespassen, nur weil ich jetzt mal Zeit habe. Meine Freundin hat sich von mir getrennt und ich verbringe viel Zeit alleine. Das macht schon einsam."

Sie hörte ganz verständnisvoll zu. Ich war selbst von mir überrascht, dass ich ihr so viel anvertraute.

„Wieso hat es denn nicht geklappt mit deiner Freundin?"

„Ach weißt du, das geht schon seit Jahren so. Letztlich scheitert es aber immer an dem selben Punkt. Sie ist davon überzeugt, dass sie nicht in einer Beziehung stecken will,wenn diese geheim gehalten werden muss,"

„Aber warum willst du sie denn geheim halten?"

„Weil ich keine Lust habe in der Klatschpresse über meine Probleme und Trennungen zu lesen, wenn es mir deswegen sowieso schon schlecht geht. Zudem will ich es auch der betroffenen Person ersparen."

„Das kann ich gut verstehen."

Meine Hand ruhte noch immer auf ihrem Rücken, als ich ihr von meinen Beziehungsproblemen berichtete.

„Es ist auch schwer eine anständige Frau kennenzulernen."

Darauf blieb sie stehen und sah mich fragend an.

„Das kann ich mir nicht vorstellen, du bist doch so gut aussehend und wirst doch sicherlich ständig angesprochen?"

„Ja schon aber würdest du mit einem Mann ausgehen wollen, der dich nach einem Autogramm oder einem Foto fragt?" Ich berichtete ihr von meinen Erfahrungen beim Einkaufen, wie beobachtet ich mich fühlte und wie die Kassiererinnen schlagartige alle Artikelnummern vergaßen, sobald ich mich an der Schlange anstellte. Überall wo ich hinging erregte ich Aufmerksamkeit.

Sie blickte mit großen, betroffenen Augen zu mir hoch.

„Glaub mir, sobald man mich näher kennen lernt, ist der Zauber des berühmten Schauspielers erloschen." Ich streichelte ihr über den Kopf. Wir übten uns beide im Schweigen, als wir gemeinsam die Straßen entlang gingen. Der Abend brach schneller über uns hinein, als mir lieb war. Im Dämmerlicht berührte ich vorsichtig ihre Hand mit meinen Fingerspitzen, während wir nah nebeneinander hergingen, so nah, dass unsere Körper sich immer wieder leicht streiften. Da sie mir nicht auswich, wagte ich es ihre Hand zu nehmen. Sie erwiderte die Geste, unsere Finger verkeilten sich in einander und so gingen wir zusammen den Rest des Weges bis zu meiner Wohnung. Dort angekommen löste sie die Verbindung. Sie bedankte sich nochmals für den schönen Tag, den sie mit mir verbringen durfte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2016 ⏰

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Homestory zu Besuch bei Florian David FitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt