Kapitel II: Das Interview

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„Willkommen bei den Hartmanns ist eine Familienkomödie, in der die Familie Hartmann, also besser gesagt, die Mutter, eine pensionierte Lehrerin mit Helfersyndrom, gespielt von Senta Berger, sich dazu entschließt einen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Ich spiele den Burnout-gefährdeten Sohn, einen Anwalt, der versucht einen Spagat zwischen die Erziehung seines Sohnes und dem Job hinzukriegen, was ihm aber nicht so gut gelingt."

„Inwieweit hast du dich selber mit der Flüchtlingsthematik auseinandergesetzt? Was hältst du von der Idee Flüchtlinge im eigenen zu Hause aufzunehmen?"

„Ich selber wohne auf nur 65 Quadratmetern, daher hat sich die Option nicht angeboten jemanden aufzunehmen. Interessant finde ich, was mir allerdings erst später in dem Film aufgefallen ist, dass man Deutschland mit all seinen Problemen aus den Augen des Flüchtlings, Diallo,den die Familie aufnimmt, sieht. Das hat der Simon, also Simon Verhoeven, der das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt hat, clever gemacht."

Während ich redete, hörte sie aufmerksam zu, nickte zwischendurch und schrieb sich stichpunktartige Notizen in ihren Block. Unsere Bestellung wurde von der Bedienung gebracht. Meine Gesprächspartnerin, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte, nippte vorsichtig an ihrem Cappuccino, fuhr mit der Zunge über ihre prallen Lippen, um den Milchschaum abzulecken und nahm dann den Gesprächsfaden wieder auf.

„Florian ,du bist ja immer an unterschiedlichen Drehorten, arbeitest viel mit Unternehmen zusammen, die ihren Sitz in Berlin haben, insbesondere wenn du selbst Drehbücher schreibst. Warum lebst du nicht in Berlin? Was reizt dich so an München."

„Also „Willkommen bei den Hartmanns" haben wir ja beispielsweise hier in München gedreht, somit war das ein Heimspiel für mich. Natürlich ist es schön unterschiedliche Orte kennen zu lernen, als Schauspieler bietet sich da eben auch die Möglichkeit, an ganz anderen Schauplätzen zu arbeiten, die man sonst nicht auf der Agenda der eigenen Reiseziele hätte. „Der geilste Tag" haben wir ja auch zum großen Teil in Afrika gedreht, was für mich wunderschön war."

„Aber es zieht dich immer wieder zurück nach München." warf sie ein.

Ich lehnte mich in den Sessel zurück, warf mein rechtes Bein über das Linke.

„Na schau mal, München ist eben meine Heimat, hier habe ich meine Familie, meine ganzen alten Freunde. Da hängt eben mein Herz dran. Ich hatte auch schon mal eine Wohnung in Berlin, wo ich temporär natürlich auch viel Zeit verbringen musste aber die habe ich mittlerweile vermietet." Sie schrieb wieder fleißig mit, langsam begann ich mich zu langweilen, immer die selben Fragen. Gut, es war nun mal ihr Job, trotzdem hatte ich durchaus Ideen meine Zeit sinnvoller zu nutzen.

„Wo kommst du eigentlich her?" kam ich ihr zuvor, um ihre nächste vorausschaubare Frage hinauszuzögern.

„Aktuell aus Berlin. Da wohn ich für die Zeit des Volontariats." antwortete sie etwas überrascht von meinem Interesse. Mir fiel auf, dass sie als Interviewpartnerin bedeutend selbstsicherer war. Wenn ich sie etwas Persönliches fragte, wirkte sie fast eingeschüchtert.

„Und ursprünglich?"

„Aus Bielefeld."

Ich lachte. „Das ist doch die Stadt die es gar nicht gibt."

Sie verdrehte die Augen. Das hatte sie wohl schon öfters gehört.

„Ich muss dich enttäuschen. Es gibt sie wirklich und sie ist gar nicht mal so schlecht. Natürlich nicht zu vergleichen mit München." nun zwinkerte sie mir sogar zu, was mir wirklich gefiel. Ich musste grinsen.

„Erzähl mal was von dir!" forderte ich sie auf. Ihre sonst so blassen Wangen färbten sich zu einem hellen rosa. Verlegen blickte sie auf ihre Hände.

Homestory zu Besuch bei Florian David FitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt