Kapitel 1

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Ich rannte und rannte. Immer weiter. Bis ich vor einem schwarzen Tor stehen blieb. Es war riesig. Auch das Schloss, zu dem das Tor gehörte war schwarz. Kohlrabenschwarz,Wo bin ich hier? Hilfe, wo bin ich? Was mach ich hier? HILFEEE!

,,Wach auf Emma, du hast bloss geträumt. Das war bloss ein Alptraum."
,,Mama", schluchzte Emma in ihren Armen, ,,die Alpträume sind so schrecklich gruselig. Sie machen mir Angst."
,, Steh auf und iss erst einmal etwas, dass wird sich stärken, mein Kleines"
,, Es ist jedes Mal der gleiche Alptraum, an der gleichen Stelle"
,,Komm mit runter, Emma, Papa wartet schon mit dem Frühstück ! Zieh dir am besten auch gleich noch etwas leichtes an"
,, Wieso kann ich nicht im Pyjama kommen? Ist heute nicht Sonntag?"
,,Also schön Spätzchen, ausnahmsweise. Wir gehen heute auch nicht in die weg, weil Papa und ich noch etwas wichtiges erledigen müssen"

Ich HASSTE es, wenn meine Mutter mich Spätzchen oder sonst wie nannte. Dennoch lief ich ohne die Miene zu verziehen in die Küche. Dort roch es fantastisch. Nach gebratenem Speck, frischen Brötchen und Rühreiern. Wie ich diese Düfte liebte! Wie auf Kommando begann mein Magen zu knurren. Ich setzte mich an den Tisch und begann zu essen. Weder meine Mutter noch mein Vater redeten, was ungewöhnlich war, denn normalerweise sprachen sie immer über das, was sie an diesem Tag vorhatten.

,,Emma, wir müssen heute noch nach Lindach, um etwas wichtiges zu erledigen. Du kannst leider nicht mitkommen. Können wir uns darauf verlassen, dass du keinen Unsinn anstellst und zu Hause bleibst?"
,,Klar, Papa"

Damit war die Diskussion wohl abgeschlossen, obwohl es keine Diskussion war. Ich hätte zumindest erwartet, dass sie mir sagen, warum sie dorthin gingen und sie mich nicht mitnahmen. Sie wollten es mir nicht sagen. Sie werden wohl ihre Gründe haben, dachte ich mir. Ich ging nach oben in mein Zimmer und blieb eine Ewigkeit vor dem Schrank stehen. Was sollte ich heute anziehen? Ich wusste es nicht, aber ich entschied mich für ein ärmelloses, himmelblaues Kleid aus Viskose und Chiffon, Stoffe, die meinen Körper sanft umspielten. Duschen konnte ich mich, wenn ich Lust dazu hatte. Was sollte ich bloss mit diesem Tag anfangen? Gerade als ich im Wohnzimmer den Fernseher eingeschaltet hatte, klingelte es an der Tür. Wer konnte das sein? Denn sonst verirrte sich niemand am frühen Sonntagmorgen in die Pampa. Ich ging zur Tür und machte sie auf. Doch niemand stand vor der Tür. Ich wollte die Tür schon wieder schliessen, als ein Mann um die Ecke trat.

,,Wer sind sie?"
,, Ich soll Ihnen diesen Brief überreichen"
,,Aha, und wieso kommt der Brief nicht mit der Post?"
,,Darf ich nicht sagen. Heute Abend werden sie es verstehen!"

Ich begann den Brief zu lesen:
Heute Abend um 18 Uhr sollen sich alle Schüler der Schule Lichtenberg-Gesamtschule auf dem Schulhof einfinden. Ausserdem sollten alle eine Taschenlampe  mitbringen.
Schulleiter der Lichtenberg-Gesamtschule
Alfons Steiner.

Ich hatte unzählige Fragen, doch ich hatte das dumpfe Gefühl, dass mir der Mann sie auch nicht beantworten würde.Ich verabschiedete den Mann und schaute mir die Nachrichten an. Es kam nichts spannendes, also schaltete ich den Fernseher wieder aus und ging in mein Zimmer. Ich tigerte hin und her, weil ich immer noch nicht wusste, was ich tun sollte. Ich nahm ein Buch in die Hand, gab aber nach 5 Minuten frustriert auf, weil ich keine Lust hatte zu lesen. Doch was sollte ich tun, wenn ich zu Hause bleiben sollte? Ich wollte zu Charly (eigentlich heisst sie Charlotte, doch sie hasst diesen Namen), meiner besten Freundin und mit ihr ins Schwimmbad gehen, denn heute war ein sehr heisser Tag, doch ich durfte das Haus nicht verlassen. Wir hatten keinen Pool, weshalb ich sie auch nicht zu mir einladen konnte. Plötzlich wurde mir mein Zimmer zu klein. Also ging ich auf unsere Terrasse um die Luft zu geniessen. Doch die Luft konnte man nicht geniessen. Ich wünschte mir eine Brise herbei und schloss die Augen für einen Moment. Es kam tatsächlich eine Brise, eine ziemlich starke sogar. Doch keine unserer Bäume oder Sträucher raschelten auch nur ein kleines bisschen. Seltsam.

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