Kapitel 3

452 65 16
                                    

Alle starrten mich an. Sie hatten Mitleid oder wollten einfach nur sehen wie ich mich durch den Alltag quälte.

Ich hatte mich auf das Mädchenklo verzogen, denn diese Blicke wurden mir einfach zu viel. Niemand kam auch nur einmal mit einem Lächeln auf mich zu. Alle warteten nur darauf, dass ich zusammenbrach. Kein gutes Wort. Kein aufmunternder Blick. Noch nicht ein mal ein 'Hallo' bekam ich tu hören. Nur gaffende Zuschauer. Außer die Lehrer. Die Lehrer, diese über besorgten Lebewesen die sich um alles kümmern wollen.

Ich finde es nett gemeint, dass sich jemand um mich sorgt doch nicht so. Ich wollte keine Therapiestunden beim Schulpsychologen. Keine ernsten Gespräche um den Schwerpunkt meiner Psyche zu erkennen. Keine Leute die mir falsche Diagnosen gaben. Seit dem Tod meines Bruders wandten sich alle von mir ab. Keiner meiner alten Freunde fühlte sich verantwortlich für mich. Ich war zu 'anstrengend' für die meisten, da mein Genesungsprozess zu lange für ihren Geschmack dauerte. Doch ich konnte daran nichts ändern, selbst wenn ich es wollte. Denn jeden Morgen wenn ich aufwachte und jede Nacht wenn ich versucht zu schlafen sah ich meinen Bruder vor mir.

Jeden verdammten Tag.

Ich hätte die Zeichen sehen müssen. Ich hätte ihm helfen können, ich war doch die ganze Zeit bei ihm.

Er hätte mich gebraucht doch ich habe ihm nicht geholfen weil ich nicht erkannt hatte wie schlecht es ihm wirklich ging. Aber stattdessen hatte ich ihm immer nur eingeredet was für ein toller Mensch er sei, doch er hatte es nie selbst erkannt also waren meine Worte komplett wertlos für ihn.

Mittlerweile liefen mir die Tränen über die Wangen, meinen Nacken hinunter. Ich wollte sie nicht weg wischen. Ich hatte viel zu lange alles in mich hinein gefressen, vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt um alles rauszulassen. An den Toilettenwänden waren sinnlose Botschaften gekritzelt.

Man weiß erst was man an einem Menschen hat wenn er nicht mehr da ist. Es ist komplett sinnlos und herzlos andere Leute zu hassen. Ja, möglicherweise sind sie gemein und vielleicht sogar gewalttätig. Doch deshalb muss man sich nicht auf so ein Niveau begeben. Schließlich kann man eh nichts dran ändern. Die Einsicht muss von alleine kommen, man kann sie nicht erzwingen.

Zitternd holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche. Schluchzend holte ich die App des Chatraums in dem Stiles angemeldet ist hervor und tippte auf Nachricht senden.

"Weißt du was mich traurig macht?", fragte ich Stiles. "Es macht mich traurig, dass der einzige Mensch der mich versteht und mir versucht zu helfen so weit weg von mir ist. In einer Stadt von der ich noch nie in meinem Leben gehört habe und trotzdem fühlt es sich jedes Mal, wenn du mir schreibst, so an als würdest du neben mir in meinem Zimmer sitzen und mir diese Worte persönlich ins Gesicht sagst. Du bist mein einziger Freund, Stiles."

Mir trieben wieder die Tränen in die Augen und ich presste beide Lippen aufeinander. Mein einziger Freund. Wahrscheinlich wenn er die Nachricht liest, wird er anfangen zu lachen und zu seinen realen Freunden sagen, dass er mit ein paar poetischen Sätzen mich verzaubern kann.

Nein. So ist er nicht. Jednefalls konnte ich es mir nicht vorstellen. Ich seufzte und tippte auf Senden.

Dann steckte ich mein Handy wieder zurück in meine Hosentasche und atmete tief durch.

Jetzt hatte ich nichts mehr zu verlieren. Denn jetzt hatte ich einen Freund. Meinen einzigen Freund.

Stiles.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Öhhh ja ^^ Hier geht's auch mal weiter. Ist jetzt nicht so der Hammer aber ich hab vor wieder regelmäßig zu schreiben ;D Ich hoffe euch gefällt es.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 31, 2013 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Letters from my SaviorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt