Kapitel 2

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Sonnenstrahlen schienen in mein Gesicht. Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich fragend um. Stimmt, ich war ja bei Hoseok. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen und kuschelte mich wieder in meine Decke, ehe ich mich dann doch entschied auf zu stehen. Ich schlenderte in die Küche. Gähnend betrat ich diese. Was wollte ich eigentlich hier? Überlegend lehnte ich mich an die Arbeitfläche. Stimmt, ich wollte Frühstück machen. Da Hoseok gesagt hatte, ich solle mich wie Zuhause fühlen, durchsuchte ich die Schränke und überlegte, was ich uns denn schönes zaubern könnte. Letzten Endes entschied ich mich dafür einfach ein paar Pfannkuchen zu machen und dazu machte ich ihm einen schwarzen Kaffee, so wie er ihn früher immer wollte. Ich denke seine Meinung hat sich bis heute nicht geändert. "Was riecht hier denn so gut?" Ich drehte mich um und sah einen verschlafenden Hoseok in der Tür stehe, der sich die Augen rieb. "Morgen", sagte ich nur und wendete mich wieder den Pfannkuchen zu. Ich hörte nur, wie Hoseok sich setzte und genüsslich anfing seinen Kaffee zu trinken. Es herrschte eine angenehme Stille zwischen uns, was auch daran liegen könnte, dass Hoseok noch nicht ganz wach war. "Jin, tut mir leid, aber ich muss heute ein paar wichtige Dinge erledigen. Es ließ sich leider nicht umlegen", sagte er betrübt. "Ist zwar schade, aber wenn es sich nicht ändern ließ, dann ist es eben so", sagte ich und lächelte ihn aufmunternd zu. Er lächelte daraufhin ebenfalls. "Danke, dafür werde ich mich die anderen Tage nur um dich kümmern."

"Ich bin dann weg, Jin. Mach dir einen schönen Tag. Ich bin heute Abend wieder da", rief Hoseok durch die Wohnung. Ich hörte die Tür ins schloss fallen und es war still. Und was soll ich jetzt bitte machen? Gelangweilt ging ich ins Wohnzimmer. Dort schmiss ich mich auf die Couch und machte den Fernseher an, jedoch lief nichts gescheites, weswegen ich den Fernseher wieder aus machte. Und jetzt? Ich legte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. So langweilig war mir schon lange nicht mehr. Krampfhaft überlegte ich, was ich machen könnte, doch mir wollte nichts einfallen. Warte, ich könnte doch etwas tun, wenn ich schonmal hier war. Das Grab meiner Schwester besuchen. Ich war nicht einmal da. Wie auch? Ich hatte eigentlich nicht geplant irgendwann wieder hier her zu kommen. Also zog ich mich ordentlich an und machte mich auf den Weg zum Grab meiner Schwester.

Vor dem Tor des Friedhofes blieb ich stehen und zögerte. Soll ich wirklich gehen? Ich habe mich schließlich zwei Jahre nicht blicken lassen. Ich schüttelte den Kopf. Das war doch gerade ein Grund sich endlich mal wieder blicken zu lassen. Ich ging nun selbstsicherer, als zuvor, durch das kleine Tor des Friedhofes. Den Weg wusste ich noch genau. Ich könnte ihn nicht vergessen. Ich wollte ihn nicht vergessen. Von weitem sah ich auch schon das Grab. Es war kaum zu übersehen. Es war einer der schönsten hier. Nur wer hatte sich darum gekümmert? Eigentlich müsste das Unkraut doch meterhoch ind den Himmel ragen. Aber Gedanken konnte ich mir darüber später machen. Jetzt zählte nur meine Schwester. Ich hockte mich vor das Grab und begann zu sprechen: "Ähm, hi. Ich habe mich lange nicht blicken lassen. Ich weiß, aber ich habe nach der Beerdigung die Stadt verlassen und hatte eigentlich nicht geplant wieder zu kommen, doch Hoseok wollte mich unbedingt wiedersehen. Weißt du, er ist so ein guter Mensch und Freund. Ja, ich habe ein Freund in ihm gefunden, kaum zu glauben oder? Was ich dir auch sagen wollte ist, dass ich endlich ein Leben ohne jegliche Sorgen führen kann und auch nicht mehr so abweisend zu anderen bin. Na ja, ich versuche es zumindest. Ich habe so mir echt einfacherer vorgestellt. Es ist alles so gekommen, wie du es dir immer für mich gewünscht hast. Vielleicht hast du es ja auch von da oben gesehen? Ich weiß es nicht. Hoffentlich hast du nur endlich deine Ruhe und deinen Frieden gefunden." Ich musste mich echt zusammenreißen nicht zu weinen. Vor ihr weinen wollte ich nicht, aber sie fehlte mir so sehr. Wenn ich damals vor ihr geweint hatte, war sie immer so liebevoll und hat mich getröstet, was ich nicht wirklich leiden konnte. Ich wollte immer ihr starker Bruder sein, doch war immer der schwächere von uns beiden. Selbst nach den zwei Jahren, saß der Schmerz immer noch so tief. Ich sah zur Seite runter und sah dort ein einzelnes Gänseblümchen. Es wuchs dort ganz allein. Ich wollte es von dieser Einsamkeit erlösen, weswegen ich es pflückte und es auf eine Steinplatte des Grabs legte. Mit meinem Handrücken wischte ich ein paar Tränen, die es doch geschafft haben zu fließen, weg. "Es tut mir leid." Mit den Worten verließ ich ihr Grab und machte mich auf den Weg zurück zum Tor. Meine Tränen erschwerten mir jedoch die Sicht. Immer wieder musste ich sie wegwischen. Und dann geschah was, was natürlich geschehen musste. Ich übersah eine Kante von einem Grab und fiel. Schmerzvoll stöhnte ich auf. Mein Schienbein brannte höllisch. Ich krempelte meine Hose vorsichtig hoch. Natürlich hatte ich da jetzt eine wunderschöne Wunde. Ich holte eine Packung Taschentücher aus meiner Jackentasche und tupfte damit das Blut vorsichtig ab. Ich konnte kein Zischen vor Schmerz unterdrücken. Es tat so weh. Als ich das Blut einigermaßen abgetupft hatte versuchte ich auf zu stehen, was zu meiner Verwunderung auch ziemlich gut funktionierte. Als ich sicher stand, klopfte ich mir die kleinen Steinchen vom Weg ab. Fertig damit wollte ich meinen Weg fortsetzten, jedoch blieb ich stehen. Das Grab neben mir erweckte mein Interesse. "P-park Jimin", stotterte ich. "Ja, das ist das Grab von Park Jimin", hörte ich eine mir viel zu bekannte Stimme hinter mir sagen.

Wende (Namjin FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt