Kapitel 5

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"Ach Jackson, darf ich dir vorstellen, das ist Jin. Er hat vor ungefähr zwei Jahren auch mal hier gearbeitet und ist auch ein sehr guter Freund von mir und auch Hoseok." Leider bin ich nur ein Freund. Mich verletzte es zu sehen, dass ich nie eine Chance haben werde beziehungsweise sie nie hatte. Ich wollte sauer auf ihn und Jackson sein, doch will ich bitte sauer auf ihn sein? Ich könnte niemals sauer auf ihn sein. "Hallo, ich bin Jackson, wie du vielleicht schon mitbekommen hast", begrüßte mich der etwas kleinerer Mann mit einem Lächeln. Ich muss sagen, ich kann verstehen, was Namjoon an ihm findet. Er strahlt jetzt so eine positive und glücklich Aura aus. Nicht so wie ich, der einer der größten Pessimisten der Welt war und immer genervt von allem und jedem war. "Wie wäre es, wenn Jin und ich die Küche in Ordnung bringen und dann setzten wir uns mal zusammen? Schließlich gibt es doch viel zu erzählen, wenn man sich lange nicht gesehen hat" Und wieder war ich Hoseok dankbar, dass er mich aus solchen Situationen rettet. Namjoon und Jackson stimmten zu und gingen, um sich um die Gäste zu kümmern. "Danke", sagte ich noch zu Hoseok, bevor ich mich an die Arbeit machte das ganze verdreckte Zeug von Jackson wieder zu säubern. Hoseok winkte nur ab. "Sowas tun Freunde doch füreinander, nicht?", meinte er, worauf ich lächeln musste.

Die Stunden vergingen und Namjoon schloss das Lokal heute früher als sonst, damit wir noch etwas Zeit zusammen hätten. "Na dann Jin, was hast du in den ganzen zwei Jahren getrieben?", fragte Namjoon direkt, als wir uns zusammen gesetzt haben. Er sah mich aufmerksam an oder starren würde es glaube ich schon fast besser treffen. "Was gibt es da schon groß zu erzählen. Ich bin in meine neue Wohnung eingezogen und habe kurz drauf begonnen bei meiner neuen Arbeitsstelle zu arbeiten. Mein Tag lief eigentlich so gut wie jeden Tag gleich ab. Also nicht wirklich anders als hier." "Und als was arbeitest du denn jetzt?", versuchte sich auch Jackson einzubringen. "Genau das Gleiche, was ich zuvor hier gemacht habe. Zu etwas anderem hätten meine Kompetenzen eh nicht gereicht oder besser gesagt sie hätten nicht den Wünschen des Arbeitgebers entsprochen", erklärte ich. Er nickte verstehend. "Ich bin mal eben auf Klo", meldete sich Namjoon und stand auf. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. Meine Güte, wo bin ich hier gelandet. Das ist ja das reinste Verhör. Können die sich nicht um ihr eigenes Leben kümmern? Lange halte ich das nicht aus ohne einfach aufzustehen und zu gehen. Namjoon ließ nicht lange auf sich warten und kam mit einem kleinen Tablett mit Sektgläsern wieder. Wollte er nicht auf Klo? "Gib es etwas zu feiern, Namjoon?", fragte Jackson ihn verwundert. Namjoon nickte und gab uns jedem ein Glas. "Na ja, Jackson, das mit uns geht ja jetzt auch schon eineinhalb Jahre und ich muss sagen, dass du mich jeden Tag aufs neue zu einen der glücklichsten Menschen machst. Jeden Tag verzaubert du mich wieder mit deiner Art und ich möchte, dass es auch für immer so ist. Deswegen möchte ich dich fragen: Möchtest du mich heiraten und mich bis an mein Lebensende jeden Tag aufs Neue zu einen der glücklichsten Menschen machen?" Bei seinem letzten Satz versteifte sich alles bei mir. Mit diesem Satz machte er mir nur noch mehr klar, dass ich nie eine Chance haben würde. Jackson sprang ihm natürlich sofort in die Arme und schrie "Ja" dabei. Hoseok beglückwünschte die beiden natürlich und ich tat es ihm gleich. Schließlich wollte ich ja nicht in irgendeiner Art und Weise auffallen. Zum Glück machten wir uns kurz darauf auch auf den Heimweg. Bei Hoseok ging dieser sofort schlafen, während ich noch im Wohnzimmer saß und ewig die Decke anstarrte. Ich ging den ganzen Tag nochmal im Kopf durch. Es war heute echt viel passiert. Erst die Sache auf dem Friedhof, dann dass Namjoon plötzlich vor der Tür stand, dann dass Hoseok und ich wieder zusammen gekocht haben und dann auch noch der Heiratsantrag. Ich spürte, wie ich von der ganzen Nachdenkerei Kopfschmerzen bekam, weswegen ich ins Bad ging, in der Hoffnung Tabletten oder sowas gegen meine Kopfschmerzen zu finden. Da ich leider nicht fündig wurde, beschloss ich einfach frische Luft schnappen zu gehen. Was anderes blieb mir anscheinend nicht übrig.

Die Luft draußen war angenehm kühl und frisch. Auch waren die Sterne zu sehen. Wie ich die Sterne liebte. Man schaute ins tiefe Schwarz und man sah kleine leuchtende Punkte, so wie kleine Funken von Hoffnung. Ich konnte mich nie satt daran sehen und blieb einige Minuten so stehen, um einfach die Sterne zu beobachten. Auf einmal sah ich, dass sich ein Stern sich von seinem Platz bewegte. Es war eine Sternschnuppe. Ich schloss die Augen und wünschte mir etwas, so wie man es machen sollte. Viele Menschen glaubten, dass es funktionierte. Ich war da eher skeptisch. Als ich die Augen wieder öffnete setzte ich mich in Gang zu gehen, doch wurde an der Schulter gepackt. Ich zuckte vor Schreck zusammen. "Immer noch so ein Nachtmensch wie damals, Jin?" Es war Yoongi. Erleichtert atmete ich aus und versuchte mich von diesem Schreck wieder zu erholen. "Wage es dich nochmal mir so einen Schrecken ein zu jagen", sagte ich immer noch etwas schwer atmend. "Wo bleibt denn der Spaß dabei?" Sein Grinsen war trotz der Dunkelheit nicht zu übersehen. "Was treibt dich überhaupt hier hin?" Er war zwar schon immer ein Mensch, der lieber nachts draußen war, damit er den Menschen tagsüber besser aus dem Weg gehen konnte. Die meiste Zeit des Tages verbrachte er deswegen damit zu schlafen. "Ich wohne ein paar Häuser weiter", antwortete er schlicht. Ich nickte. "Na dann war nett mit dir geplaudert zu haben." Ich wollte mich vom Acker machen, weil ich einfach meine Ruhe haben wollte, doch so einfach ist das Leben eben nicht. "Sollen wir nicht ein bisschen zusammen gehen?", fragte Yoongi mich. "Na gut, aber nur ein bisschen. Ich möchte eigentlich meine Ruhe haben." Er nickte und wir machten uns schweigend auf den Weg. Eine ganze Weile lang sagte keiner etwas, doch Yoongi wurde es anscheinend zu dumm. "Jin, sei ehrlich. Warum bist du draußen? Es hattest doch schon immer einen Grund warum du nachts draußen warst." Wie ich es hasste, dass er mich zu gut kannte. "Hatte keine Kopfschmerztabletten gefunden und sah mich dann gezwungen raus zu gehen." Gelogen war es ja nicht. Ich habe ihm nur den Grund für meine Kopfschmerzen genannt. "Aha und jetzt den Rest der Geschichte bitte." Man, wieso musste er immer wissen, wenn ich ihm etwas versuche zu verheimlichen? Wieso kann ich das nicht? Da es keinen Sinn hatte zu widersprechen erzählte ich ihm alles und ich muss sagen, dass es echt gut tat endlich mal Dampf abzulassen. Zwar hätte ich auch mit Hoseok reden können, aber bei ihm hatte ich nie das Gefühl, dass er mich versteht. Yoongi hingegen gab mir dieses Gefühl und ich muss sagen, es ist echt schön. Als ich mit meiner Erzählung geendet hatte sah ich wieder in den Himmel. Ich spürte auf einmal etwas Weiches auf meiner Wange. Es war ein Taschentuch. "Du hast angefangen zu weinen", sagte er mit einem leichten mitleidigen Unterton. Dankend nahm ich es an und wischte immer wieder einzelne Tränen weg, die es aus meinen Augen schafften zu entkommen. "Du hast Gefühle für ihn, oder?", fragte Yoongi, als keine Tränen mehr drohten zu fallen. Ich nickte nur. Und dann tat Yoongi etwas, was ich nie von ihm erwartet hätte. Er nahm mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken. Es erinnerte mich an meine Schwester, die das auch immer gemacht hatte. "Ich habe früher immer wieder gesehen, dass sie es bei dir gemacht hat." Ich wusste genau, dass er meine Schwester meinte. Er wusste viel über sie, weswegen er auch wusste, dass sie mein einziger Schwachpunkt war bis ich Namjoon und Hoseok kennengelernt hatte. Von da an hatte ich drei. "Jin, wenn wieder sowas ist, schreib mir und ich komme sofort. Das ist eigentlich das Einzige was ich für dich tun kann, um dir zu helfen die ganze Sache zu überstehen." Am Ende versuchte er mir zu zu lächeln, was irgendwie nicht so funktionierte und einfach nur komisch aussah. Ich musste bei diesem Anblick auflachen. Vielleicht sollte ich auf sein Angebot in solchen Situationen wirklich zurück kommen. Es war wieder still. Jeder hing seinen Gedanken hinterher. "Wenn ich so überlege ist deine Situation sogar noch schlimmer als meine, meiner Meinung nach." Verwundert sah ich zu ihm. "Ja, meine Liebe ist tot, doch ich werde sie wieder sehen, daran glaube ich, doch du wirst deine wie es aussieht nie erreichen." Das mochte ich an Yoongi. Seine Worte mochten zwar hart klingen, doch er sah die Situation realistisch und sagte es mir auch genau so. Besser als jemand der dir versucht alles schön zu reden, auch wenn die Realität ganz anders aussah. Ich schaute Yoongi von der Seite an, wie er nachdenklich in den Sternenhimmel sah. Es war echt bewundernswert wie er mit dem Tod von Jimin umging, allgemein mit schwierigen Situationen. Könnte ich mal so wie er mit schwierigen Situationen umgehen. Dann wäre vielleicht alles etwas einfacherer.

Wende (Namjin FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt